Der Arbeitsmarkt im Kreis Heinsberg steht vor einer grundlegenden Diskussion über die Löhne und die Lebensbedingungen der dort Beschäftigten. Aktuell verdienen circa 6.800 Menschen den gesetzlichen Mindestlohn von 12,41 Euro pro Stunde, was für viele nur eine schmale Lebensexistenz bedeutet. Laut einer Untersuchung des Pestel-Instituts wird in rund 16 Prozent aller Jobs im Kreis Heinsberg weniger als die vorgeschlagene Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro pro Stunde gezahlt.
Diese Analyse ist Teil eines Berichts, der im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erstellt wurde. Matthias Günther, der Leiter des Pestel-Instituts, betont, dass eine Erhöhung des Mindestlohns viele Menschen erheblich unterstützen würde. „Insgesamt würden etwa 16.500 Jobs direkt von einem höheren Mindestlohn profitieren“, erklärt Günther.
Forderungen nach Lohnerhöhungen
Die NGG Aachen nutzt diese Daten, um ihre Forderung nach einem gerechteren Mindestlohn zu untermauern. Geschäftsführer Tim Lösch äußert sichunmissverständlich: „Zu viele Menschen arbeiten zum Niedriglohn, das muss sich dringend ändern. Für die Beschäftigten im Kreis Heinsberg ist eine Erhöhung des Mindestlohns unerlässlich, um aus dem so genannten ‚Lohnkeller‘ herauszukommen.“ Als unterste Grenze für einen fairen Lohn bezeichnet er den Tariflohn, den nur wenige Beschäftigte erhalten.
Diese Diskussion hat auch Unterstützung aus der Politik: Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich dafür ausgesprochen, den Mindestlohn schrittweise auf 15 Euro pro Stunde anzuheben. Lösch sieht darin ein wichtiges Zeichen für mehr Lohngerechtigkeit. „Wenn es nach dem Kanzler geht, dann kann die Erhöhung in zwei Schritten erfolgen – zunächst auf 14 Euro und schließlich auf 15 Euro pro Stunde“, so Lösch.
Das Pestel-Institut gibt an, dass eine Erhöhung auf 15 Euro pro Stunde dazu führen könnte, dass Beschäftigte in stolzen 22.100 Jobs von deutlich höheren Löhnen profitieren würden. Diese Zahlen sind nicht nur ein Lichtblick für die Mitarbeiter, sondern auch ein Aufruf zum Handeln. Die NGG Aachen setzt darauf, dass der gesetzliche Mindestlohn nicht nur zur Existenzsicherung dient, sondern die Arbeitnehmer auch in die Lage versetzt, ein vollwertiges Leben zu führen, ohne auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.
Lösch macht deutlich, dass der Mindestlohn so gestaltet sein muss, dass jeder, der in Vollzeit arbeitet, mindestens 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verdient. Dieses Ziel stützt sich auf Vorgaben des EU-Rechts, die auch von der Mindestlohnkommission in Deutschland berücksicht werden müssen.
Die NGG erläutert, dass die geplante Anhebung des Mindestlohns von nur 41 Cent auf 12,82 Euro ab Januar unzureichend ist. Dies wurde im Sommer 2023 beschlossen – allerdings gegen die Stimmen der Gewerkschaften. „Der Mindestlohn müsste tatsächlich schon jetzt bei etwa 14 Euro liegen, was durch die EU-Mindestlohnrichtlinie gefordert wird“, kritisiert Lösch.
Um den Anforderungen der EU gerecht zu werden, ist es darüber hinaus unerlässlich, die Tarifbindung zu erhöhen, damit mehr Mitarbeiter von Tarifverträgen profitieren können. Dies ist eine zentrale Aufgabe, die die Bundesregierung in ihrer aktuellen Amtszeit angehen muss.
Die Debatte um die Erhöhung des Mindestlohns im Kreis Heinsberg und in ganz Deutschland bleibt also weiterhin aktuell und brisant. Die Forderung nach besseren Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen wird nicht nur von den Gewerkschaften, sondern auch von der Politik unterstützt – und die nächsten Schritte werden mit Spannung erwartet. Weiterführende Informationen zu dieser Thematik finden Sie in einem aktuellen Artikel auf heinsberg-magazin.de.