Bedrohung durch invasive Pflanzen im Naturschutzgebiet Geithe
Im Naturschutzgebiet Geithe in Hamm sieht sich die Natur einer ernsthaften Bedrohung gegenüber: Die Kanadische Goldrute, eine invasive Pflanze, breitet sich unkontrolliert aus und gefährdet das ökologische Gleichgewicht. Experten wie Dieter Hickmann fordern ein schnelles Handeln, um die einmalige Flora zu schützen.
Die Rolle invasiver Neophyten
Die Kanadische Goldrute ist eine Pflanze, die ursprünglich aus Nordamerika stammt und im 19. Jahrhundert in Deutschland populär wurde. Diese Art hat die Fähigkeit, sich massiv auszubreiten und einheimische Pflanzen zu verdrängen. „Invasive Neophyten“ sind Arten, die nicht natürlich in einem Gebiet vorkommen und durch ihre aggressive Ausbreitung das Ökosystem stören können. Hickmann, ein Landschaftsgärtner und Experte auf diesem Gebiet, ist besonders besorgt über die Ausbreitung dieser Pflanze im Hammer Westen und den angrenzenden Städten.
Bedrohung seltener Arten
Im direkten Zusammenhang mit dieser Entwicklung steht das Überleben seltener Pflanzenarten, wie zum Beispiel Orchideen, die im Geithe vorkommen. Die Goldrute nimmt Lebensräume ein, die für diese Arten unverzichtbar sind. Hickmann warnt: „Wenn wir nicht handeln, werden wir in ein paar Jahren nur noch Goldruten auf den Lichtungen sehen.“ Das Geithe gilt als eines der wertvollsten Naturschutzgebiete in Hamm und ist nach europäischem Recht als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) geschützt.
Die Reaktion der Stadt Hamm
Trotz der alarmierenden Situation reagiert das Umweltamt der Stadt Hamm zögerlich. Die Fläche, auf der die Goldruten gedeihen, gehört einem privaten Besitzer und unterliegt einem festgelegten Pflegeplan. Laut Detlef Burrichter, dem Sprecher des Umweltamts, ist die nächste Pflegeaktion erst Ende August angesetzt. Die Stadt hat nicht die Befugnis, diese Maßnahmen vorzuziehen, auch wenn Hickmann eindringlich darauf hinweist, dass dies zu spät sein könnte, um die Ausbreitung der Goldruten zu stoppen.
Persönliches Engagement und Enttäuschung
Hickmann hat sich bereits aktiv bemüht, die invasive Pflanze zurückzuhalten, indem er einzelne blühende Exemplare zurückgeschnitten hat. Doch das Umweltamt hat ihm untersagt, die Aufforstungsfläche zu betreten. „Die Fläche ist nicht im Eigentum der Stadt, und sie ist aus einem guten Grund komplett eingezäunt“, erklärt Burrichter. Dies führt bei Hickmann zu Enttäuschung: „Ich habe kein Interesse daran, meine Rente mit dem Stechen von Goldruten zu verbringen. Ich möchte eine Natur sehen, die gedeiht.”
Der Ausblick auf die Zukunft
Die Prognose für das Naturschutzgebiet ist nicht rosig. Hickmann glaubt, dass durch rechtzeitige Maßnahmen eine Kontrolle der Goldrute möglich wäre. „Man kann sie zwar nicht komplett loswerden, aber man könnte sie zermürben, wenn man regelmäßig eingreift“, erläutert er. Der Sprecher der Stadt ist jedoch skeptisch und betont, dass die Goldrute mittlerweile weit verbreitet ist und sich nicht völlig zurückdrängen lässt.
Die Diskussion um diese invasive Pflanze bietet einen wichtigen Einblick in die Herausforderungen des Naturschutzes in urbanen Gebieten. Die Notwendigkeit, die Biodiversität zu bewahren und die einheimische Flora zu schützen, ist aktueller denn je. Ein zügiges Handeln könnte nicht nur das Geithe, sondern auch andere Schutzgebiete vor der Übernahme durch invasive Arten bewahren.
– NAG