In der Stadt Hamm ist ein unerwarteter Umbruch im Einzelhandel zu beobachten. Insbesondere betrifft dies die ansässigen Geschäfte in der ehemaligen Ritterpassage, die bald einer Renovierung zum neuen Konzept „B-tween“ weichen muss. Die Kündigungen für den City Juwelier und Mister Minit überraschten die Inhaber, da vorherige Absprachen eine andere Zukunft für sie vorhersagten. Während Mister Minit bereits einen neuen Standort findet, bleibt der Juwelier an einem kritischen Punkt ohne Perspektive.
Davut Demircan, Inhaber des City Juweliers, zeigt sich ernüchtert von den Entwicklungen. „Es wurde uns gesagt, dass wir während der Bauphase bleiben können und vielleicht nur einen Monat überbrücken müssen“, erklärt er. Stattdessen hat Fokus Development nun beide Geschäfte zum 30. September gekündigt. Die Enttäuschung über diese Wendung ist spürbar, denn die Inhaber sind nun gezwungen, sich nach einer dauerhaften Lösung umzusehen, was für ein Juweliergeschäft aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen und Investitionen besonders herausfordernd ist.
Schwierige Zukunftsperspektiven für den Juwelier
„Es ist keine Perspektive für uns, für zwei Jahre eine Übergangslösung zu suchen und dann zurückzukehren“, so Demircan weiter. Die hohen Investitionen für Sicherheitsmaßnahmen sind nicht nachhaltig, wenn es nur um eine befristete Rückkehr in ein Ladenlokal geht. „Eine solche Investition rechnet sich nicht für zwei Jahre“, unterstreicht er, was auf die langwierige Suche nach einem neuen, stabileren Standort hinweist. Der City Juwelier hat seit 2001 in der Ritterpassage beheimatet, bevor er in das derzeitige Lokal zog.
Zusätzlich betont Demircan, wie wichtig die Kommunikation mit den Kunden bleibt. Auch nach der Kündigung sind sie weiterhin erreichbar und hoffen, schnellstmöglich eine Lösung zu finden. „Natürlich wollen wir schnell eine Lösung finden, denn wir können ja schlecht Geschäfte aus dem Auto machen“, sagt er mit einem Hauch von bitterem Humor.
Mister Minit findet neuen Standort
Die Umstände scheinen für Mister Minit die richtige Wendung zu bringen, während der City Juwelier in der Unsicherheit schwebt. „Mein Vertrag läuft zwei Jahre mit der Option auf Verlängerung“, sagt Safdrie, während er sich auf seine kommende Eröffnung vorbereitet. Im Gegensatz zu Demircan hat er das Glück, einen Standort gefunden zu haben, der mehr Möglichkeiten bietet und eine bessere Lage für potenzielle Kunden verspricht. Safdrie gewährt, dass der Kontakt zur Stadtentwicklungsgesellschaft ihm maßgeblich zu diesem neuen Standort verholfen hat.
Die Situation in Hamm zeigt, wie wichtig klare und verbindliche Absprachen zwischen Investoren und Geschäftsinhabern sind. Für viele Einzelhändler kann die Unsicherheit über die zukünftige Geschäftslage existenzbedrohend sein und notwendige Investitionen in Sicherheit und Infrastruktur riskant erscheinen lassen. Während Mister Minit optimistisch in eine neue Ära des Handels geht, bleibt der City Juwelier in der Schwebe und muss schnell eine Lösung finden, um im hart umkämpften Einzelhandelsmarkt relevant zu bleiben.
Einblicke in die Herausforderungen des Einzelhandels
Die Lage bietet eine interessanten Einblicke in die Herausforderungen, denen sich Einzelhändler gegenübersehen, insbesondere in Zeiten von Umstrukturierungen. Vertrauen in Vertragsverhältnisse und die Sicherheit der Geschäftsmodelle sind unverzichtbar, um langfristigen Erfolg zu sichern. So bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Schritte der City Juwelier in der nahen Zukunft unternehmen kann, um aus dieser Situation gestärkt hervorzugehen.
Hintergrundinformationen zur Ritterpassage und deren Umgestaltung
Die ehemalige Ritterpassage in Hamm war über Jahre hinweg ein zentraler Anlaufpunkt für Händler und Kunden. Mit ihrer Mischung aus Einzelhandel und Gastronomie bot sie nicht nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch ein Forum für soziale Interaktion. Dennoch hatte die Passage in den letzten Jahren mit einem starken Rückgang der Besucherzahlen zu kämpfen, was häufig auf das veränderte Konsumverhalten und die zunehmende Online-Nutzung zurückgeführt wird. Diese Entwicklungen führten dazu, dass mehrere Geschäfte schließen mussten oder in finanzielle Schwierigkeiten gerieten.
Die Entscheidung, die Ritterpassage umzubauen, betrachtet der Investor Fokus Development als eine Chance, den Standort zu revitalisieren und attraktiver zu gestalten. Ein neues Konzept mit einem anderen Nutzungsmix soll frischen Wind bringen und wieder mehr Leben in die Passage bringen. Diese Art der Umgestaltung ist nicht ungewöhnlich in Städten, die eine ähnliche Herausforderung bewältigen müssen. Oftmals wird eine Neuausrichtung angestrebt, um dem veränderten Einzelhandelsumfeld gerecht zu werden und neue Zielgruppen anzusprechen.
Auswirkungen auf den lokalen Einzelhandel
Die Kündigung von City Juwelier und die damit verbundenen Schwierigkeiten zeigen die schwerwiegenden Auswirkungen, die Umbaumaßnahmen auf lokale Geschäfte haben können. Statistiken und Berichte von Wirtschaftsorganisationen belegen, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen stärker unter den Herausforderungen der städtischen Umgestaltungen leiden. Oftmals ist die Unsicherheit während der Umbauzeit ein entscheidender Faktor, der Betriebsinhaber dazu zwingt, nach alternativen Standorten zu suchen, was sowohl finanziell als auch emotional belastend sein kann.
Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) sank im Jahr 2022 der Umsatz im Einzelhandel um etwa 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Faktoren wie Umbaumaßnahmen können hierbei als zusätzliche Belastungen betrachtet werden, die die Wettbewerbsfähigkeit von Einzelhändlern weiter beeinträchtigen. Die Schaffung stabiler und langfristiger Mietverträge ist für viele Geschäftsinhaber von entscheidender Bedeutung, um ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern.
Perspektiven für die Zukunft des Einzelhandels in Hamm
Die aktuellen Entwicklungen rund um die Ritterpassage und die damit verbundenen Herausforderungen werfen Fragen auf, wie der Einzelhandel in Hamm zukunftsfähig gestaltet werden kann. Eine direkte Folge der Umgestaltung könnte eine stärkere Diversifizierung des Angebots in der Passage sein, um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Strategien zur Verbesserung der Fußgängerfrequenz könnten ebenfalls Teil der Neugestaltung sein.
Marktforschung zeigt, dass durch gezielte Aktionen wie regelmäßige Events und Märkte, die Attraktivität eines Ortes erheblich gesteigert werden kann. Solche Maßnahmen könnten dem Einzelhandel in Hamm helfen, neue Kunden zu gewinnen und die Kaufkraft vor Ort zu stärken. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Integration digitaler Lösungen, die es den Geschäften ermöglichen, auch außerhalb des physischen Ladens mit ihren Kunden in Kontakt zu treten und ihre Angebote zu präsentieren.
Für die etablierten Betriebe, wie City Juwelier, bleibt die Herausforderung, in einem sich schnell verändernden Marktumfeld Fuß zu fassen und gleichzeitig die Kundenbindung aufrechtzuerhalten. Ein gezieltes Marketing sowie der Ausbau der Online-Präsenz könnten entscheidende Schritte auf dem Weg in die Zukunft sein.
– NAG