Hagen

30 Jahre nach der Estonia-Katastrophe: Wer trägt die Schuld?

Am 28. September 1994 sank die Passagierfähre «Estonia» in der Ostsee und forderte mit über 850 Toten die größte Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegszeit, während 30 Jahre später die Fragen nach der Verantwortung und den mysteriösen Umständen des Untergangs unerledigt bleiben und ein kraftvolles Gedenken in Stockholm das Gedächtnis der Opfer wachhält.

Am 28. September 1994 ereignete sich in der Ostsee eine der verheerendsten Schiffskatastrophen in der Geschichte Europas. Die Passagierfähre «Estonia» sank vor der Südküste Finnlands, wobei über 850 Menschen ihr Leben verloren. Dieses Unglück, bei dem 137 Überlebende gerettet wurden, bleibt ein zentrales Thema in der schwedischen und europäischen Geschichte. Anlässlich des 30. Jahrestags der Tragödie fordern Hinterbliebene und Opferverbände eine umfassende Aufklärung und Rehabilitation der Opfer.

Die Frage der Verantwortung ist für viele Betroffene von höchster Bedeutung. Die Stiftung SEA, die sich für die Rechte der Opfer und deren Angehörigen einsetzt, ruft die schwedische Regierung auf, endlich eine parlamentarische Untersuchung einzuleiten. «Vem bär ansvaret?» – lautet die drängende Frage der Stiftung, die ein Ende der Spekulationen möchte. Viele Überlebende und Hinterbliebene wünschen sich, dass die «Estonia» geborgen wird, um eine vollständige Untersuchung der Unglücksursache zu ermöglichen und die noch fehlerhaft identifizierten Toten in Würde beisetzen zu können.

Die Nacht des Unglücks

Die Tragödie ereignete sich in einer stürmischen Nacht, als die Fähre mit 989 Menschen an Bord von Tallinn nach Stockholm unterwegs war. Innerhalb weniger Minuten sank das Schiff, nachdem Wasser ungehindert ins Innere strömte, nachdem ein Bugvisier abgerissen war. Dieses Ereignis hat sich für viele wie ein unverständlich schnelles Ende angefühlt. Der staatliche Untersuchungsbericht von 1997 stellte fest, dass das abgerissene Bugvisier der Hauptgrund für den Untergang war, jedoch blieb die genaue Ursache bis heute umstritten. Die Tatsache, dass rund 750 Leichen im Meer verblieben sind, lässt viele Fragen offen. Nur etwa 100 Körper konnten geborgen werden, wodurch die Ostsee für viele als letzte Ruhestätte dient.

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Diverse Spekulationen über die Ursachen des Unglücks wurden in den Jahren darauf laut, inklusive Theorien über Explosionen, illegalen Waffentransport und Kollisionen mit U-Booten. Diese Ungewissheiten nährten Zweifel an der offiziellen Version und hinterließen in der Gesellschaft einen schalen Nachgeschmack. Ein Grabfrieden wurde über das Wrack verhängt, was für viele wie ein ungewolltes Versteckspiel wirkte, als ob die Wahrheit im Meer verborgen gehalten werden sollte.

Neue Beweise und Herausforderungen

Die 2020 veröffentlichte Dokumentation «Estonia – Fyndet som ändrar allt» hat die Diskussion um die Unglücksursache neu entfacht. Ein Tauchroboter fand ein unbekanntes, großes Loch am Rumpf des Schiffs, was zu neuen Ermittlungen führte. Der erste Zwischenbericht von 2023 kam jedoch zu dem vorläufigen Schluss, dass keine neuen Beweise für eine Explosion oder eine Kollision mit einem anderen Objekt gefunden wurden. Das Loch sei durch den Aufprall auf den Meeresgrund entstanden, was weiterhin Zweifel an der seetüchtigen Beschaffenheit der «Estonia» aufwirft.

In den Berichten wurde festgestellt, dass die «M/S Estonia» bei ihrer Abfahrt in Tallinn nicht seetüchtig war, was neue Fragen aufwirft. Wer trägt die Verantwortung dafür, dass ein solches Schiff zu dieser Zeit auf See geschickt wurde? Diese Erkenntnis wird von den Hinterbliebenen als essenziell erachtet, um die Tragödie aufzuarbeiten und die Fragen der Schuld und Verantwortung zu klären. Ein weiterer Punkt, den die Stiftung SEA hervorhebt, ist, dass die richtige Handhabung und die Wahrheit über die Geschehnisse unerlässlich sind, um den Opfern und deren Familien Gerechtigkeit zu widerfahren.

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Anlässlich des Gedenkens am «Estonia»-Monument in Stockholm erinnern Überlebende, Angehörige und auch die königliche Familie an die Katastrophe. König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia werden diese Woche erwartet, um den Opfern die Ehre zu erweisen und mit den Betroffenen zu gedenken. Der Zusammenhang zwischen der Aufarbeitung dieser Tragödie und dem Öffnen weiterer Gespräche über die seetüchtige Frage wird immer drängender und bleibt aktuell.

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