Essen/Gelsenkirchen. Das Marktgeschehen in der Region hat sich durch eine plötzliche Wendung gewandelt: Der beliebte Flohmarkt an der Universität Essen, der über Jahrzehnte hinweg die Besucher mit einer bunten Vielfalt an Waren anlockte, ist seit Ende Juli geschlossen. Dies hat nicht nur das Bild des Essener Wochenmarktes verändert, sondern auch zahlreiche Händler dazu veranlasst, neue Verkaufsorte außerhalb der Stadt zu suchen.
Der Flohmarkt auf dem Gelände der Universität war eine feste Größe im Essener Wochenendangebot und zog wöchentlich viele Käufer an, die nicht nur nach Second-Hand-Waren, sondern auch nach Lebensmitteln suchten. Der endgültige Schlussstrich fiel, als der Vertrag mit dem Betreiber nicht verlängert wurde, was viele Händler vor neue Herausforderungen stellte.
Ein Aufschrei der Händler
Die Reaktion der Händler auf die Schließung war überwältigend. Mohamad Omeirad, ein Händler, dessen Geschäft erheblich von den Einnahmen des Marktes profitierte, äußerte seine Verunsicherung: „Ich weiß nicht, wie es jetzt für mich weitergeht.“ Schätzungen zufolge hatte Omeirad etwa 70 Prozent seiner Erlöse aus den Verkäufen auf dem Markt an der Uni. Wolfgang Fröhlich, Geschäftsführer der Essener Verwertungs- und Betriebs-GmbH, bat dennoch die Händler, sich um Verkaufsplätze auf den Essener Wochenmärkten zu bemühen, doch die Rückmeldungen blieben enttäuschend. „Wir suchen händeringend nach Händlern und könnten alle aufnehmen“, erklärte er. Doch viele Händler zeigen wenig Interesse an den Alternativen in Essen.
Fröhlich bestätigte, dass es an Obst- und Gemüsehändlern in der Stadt mangelt. Zwar gibt es einige Stände, doch der Konkurrenzkampf könnte für eine Belebung sorgen. Fleisch- und Fischverkäufer werden ebenfalls gesucht. Der Grund, warum die Händler vom Uni-Trödel in Essen nicht bleiben, könnte an der höheren Besucherzahl an den Märkten außerhalb liegen. Besonders der Markt in Gelsenkirchen hat von der Schließung des Trödelmarktes profitiert.
Gelsenkirchen als neue Anlaufstelle
Markus Seidl, Betreiber der Trödel- und Automärkte in Bergeborbeck und auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen, berichtete von einem Anstieg an Besuchern und Anfragen von Essener Händlern, seit der Markt in Essen geschlossen ist. Samstags kommen bis zu 4000 Besucher zu seinem Markt, während die Essener Wochenmärkte oft nur von wesentlich weniger Menschen besucht werden. „Das Interesse an unserem Markt hat zugenommen“, sagte Seidl. Er bietet eine rotierende Marktstruktur an, die es den Verkäufern ermöglicht, ihre Waren an insgesamt vier Tagen in der Woche zu präsentieren.
Einen interessanten Aspekt der Preisgestaltung bringt Seidl ebenfalls zur Sprache. Die Lebensmittel, die er und seine Händler anbieten, kommen oft von Supermärkten, die Restposten oder abverkaufsfähige Produkte zu günstigen Preisen abgeben. Dies ermöglicht den Händlern, ihre Waren zu einem Bruchteil des Supermarktpreises anzubieten und macht den Markt für viele Käufer besonders attraktiv. „Der Markt ist für viele Start-Up-Händler ein Sprungbrett“, erklärte Seidl weiter und verwies auf Händler, die mittlerweile eigene Geschäfte eröffnet haben, nachdem sie auf seinen Märkten gestartet sind.
Die Verantwortung für die veränderte Marktlage liegt nun bei den Stadtverantwortlichen in Essen, die sich der Herausforderung stellen müssen, die Attraktivität ihrer Wochenmärkte zu erhöhen und gleichzeitig den Bedürfnissen der Händler gerecht zu werden. Ein Beispiel für einen erfolgreichen Übergang ist die Familie Akdas, die ursprünglich Gardinen auf seinem Markt verkaufte und mittlerweile ein Fachgeschäft in Gelsenkirchen führt. Trotz dieser Entwicklung bleibt die Familie dem Markt und seinen Möglichkeiten treu, was zeigt, wie wertvoll solche Plattformen für die unternehmerische Entwicklung sein können.
– NAG