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Seidenraupen und Schicksale: Oberhausen erzählt von Krieg und Familie

Nora Bossongs packendes Stück „Grabeland“ feierte seine Uraufführung am Theater Oberhausen und bringt eine faszinierende Geschichte über die kriegswichtige Industrie im Ruhrgebiet auf die Bühne – und das ganz ohne Eisen und Stahl! In Gelsenkirchen, wo die nationalsozialistische Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Böhmer ein überraschendes Projekt ins Leben rief, wird die Aufzucht von Seidenspinnerraupen zum Schlüssel für die Produktion von Fallschirmen für Kampfflieger. Ein skurriles, aber bedeutendes Kapitel der regionalen Geschichte, das die Zuschauer in seinen Bann zieht!

Bossong verwebt die Geschichte dieser ungewöhnlichen Industrie mit einem tiefgreifenden Familiendrama. Georg und Lotte, ein kinderloses Ehepaar, kämpfen mit ihren Träumen und der Realität des Lebens. Während Georg in der Seidenraupenbranche nach Glück strebt, findet Lotte Trost in der Nähe von Georgs Bruder Gustav. Ihre verzweifelte Suche nach einem besseren Leben, geprägt von gescheiterten Hoffnungen, zieht sich durch das Stück. Die Handlung entfaltet sich in drei Akten, die durch die Neujahrs-Versprechungen der Stadtverwaltung von 1936, 1939 und 1942 strukturiert sind.

Familienkonflikte und historische Verstrickungen

Die Inszenierung von Kathrin Mädler bringt die Konflikte der Figuren eindrucksvoll zur Geltung. Die Bühne, ein Setzkasten, symbolisiert die beengten Lebensverhältnisse der Bergarbeiterfamilien und verstärkt die emotionale Dichte der Geschichte. Doch die Akustik der kleinen Studiobühne sorgt dafür, dass einige kraftvolle Dialoge im Echos der Bühnenwände verloren gehen. Dennoch überzeugt die Darstellertruppe – Simin Soraya, Daniel Rothaug, David Lau und Philipp Quest – mit ihrer starken Leistung und fesselt das Publikum.

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„Grabeland“ ist mehr als nur ein Stück über Seidenraupen; es ist ein eindringliches Porträt einer Region im Umbruch, das sowohl lokale als auch globale Themen anspricht. Bossongs kraftvoller Text und die innovative Inszenierung machen dieses Stück zu einem absoluten Highlight im Programm des Theaters Oberhausen. Ein Muss für alle Kulturinteressierten!

Quelle/Referenz
die-deutsche-buehne.de

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