Gelsenkirchen

„Neue Zeche Westerholt: Die Vision einer 15-Minuten-Stadt in Herten“

Auf der Neuen Zeche Westerholt entsteht bis 2028 eine moderne „15-Minuten-Stadt“, die durch kurze Wege und eine nachhaltige Infrastruktur den Wohnraum für die Bewohner in Herten und Gelsenkirchen verbessern soll, während sie gleichzeitig auf die enorme Wohnungsnot reagiert.

In der Stadt Herten, wo die Bergbaugeschichte tief verwurzelt ist, wird zurzeit ein ehrgeiziges Projekt verwirklicht: Die Neue Zeche Westerholt. Dort entsteht eine moderne „15-Minuten-Stadt“, ein Wohnquartier, das den Bewohnern kurze Wege zu allen wichtigen Einrichtungen und Dienstleistungen bieten soll. Doch bis die ersten neuen Bewohner einziehen können, wird es noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Die aktuelle Lage auf dem Wohnungsmarkt weist auf eine erhebliche Nachfragesituation hin. Laut dem letzten Zensus stehen im Kreis Recklinghausen etwa 10.760 veraltete Wohnungen leer. Gleichzeitig ist der Neubau von Wohnraum in den ersten fünf Monaten dieses Jahres durch nur 387 genehmigte Bauprojekte sehr begrenzt. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die Neue Zeche Westerholt als potenzielle Lösung für die angespannte Wohnsituation in der Region.

Großes Areal mit viel Potenzial

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Die Vision der „15-Minuten-Stadt“ sieht nicht nur kurze Wege zu Geschäften und Freizeiteinrichtungen vor, sondern auch eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Der S-Bahn-Haltepunkt Westerholt wird noch in diesem Jahr eröffnet und soll direkten Zugang zum Zechenareal bieten, was die Mobilität der Bewohner maßgeblich erleichtert.

Ökologische Aspekte und nachhaltige Mobilität

Die Planungen für die Neue Zeche Westerholt legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. So wird es eine „Allee des Wandels“ geben, die nicht nur als Radweg fungiert, sondern auch als Erholungsort. Diese Allee wird gesäumt von Bäumen sowie Grün- und Wasserflächen, in denen die Natur hautnah erlebbar ist. Der Erhalt des 72 Meter hohen Schacht 3 als Wahrzeichen der ehemaligen Zeche ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Revitalisierung des Areals.

Ein zentrales Ziel ist es, die vorhandenen 26 stadtbildprägenden Bestandsgebäude in das neue Konzept zu integrieren. Rund die Hälfte dieser Gebäude steht unter Denkmalschutz und werden somit Teil der zukünftigen Identität der Neuen Zeche Westerholt. Die Planungen sehen vor, dass die Fläche für Wohnzwecke etwa 3,7 Hektar betragen wird, wobei verschiedene Kategorien von Wohnraum zur Verfügung stehen sollen – von Mehrfamilienhäusern bis hin zu Einfamilienhäusern. Lohse betont, dass sie nicht selbst alle Objekte errichten werden, sondern Investoren und Bauunternehmen mit einbeziehen wollen.

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Zusätzlich profitieren die künftigen Bewohner von einer umfangreichen Versorgungslage: Lebensmittelgeschäfte, Gastronomie und Freizeitangebote sollen in unmittelbarer Nähe vorhanden sein. Ein Beispiel ist der Aldi-Markt an der Straße Zum Bahnhof, der leicht zu Fuß erreichbar sein wird, dank einer geplanten Unterführung, die den direkten Zugang zu dem Bereich jenseits der Bahngleise ermöglicht.

Ein wichtiger Schritt zur Realisierung des Vorhabens war die Förderempfehlung durch den Strukturstärkungsrat des Landes NRW in Höhe von 61 Millionen Euro, die am 18. Dezember 2023 ausgesprochen wurde. Mit diesem Geld wird die Entwicklungsgesellschaft die notwendigen infrastrukturellen Maßnahmen auf etwa 23 Hektar umsetzen. Dazu gehören Arbeiten an der Verkehrsanbindung, der Entwässerung sowie der Freiflächengestaltung.

Die Gesamtdisposition des Entwicklungsareals sieht vor, dass von 2025 bis 2028 zunächst 12,3 Hektar im westlichen Bereich des Geländes bearbeitet werden, bevor von 2029 bis 2032 weitere 10 Hektar im Osten folgen. Das Projekt wird durch diese Teilabschnitte schrittweise vorangetrieben, mit dem Ziel, die vorhandene Flächenverteilung optimal zu nutzen.

Zukunftsvision der Neuen Zeche Westerholt

Die Neue Zeche Westerholt steht somit für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung, die den Herausforderungen eines angespannnten Wohnungsmarktes effektiv begegnen will. Das innovative Konzept der „15-Minuten-Stadt“ verspricht nicht nur Lebensqualität durch kurze Wege, sondern auch eine nachhaltige und ansprechende Wohnumgebung, die die Tradition des Bergbaus respektiert und zugleich in eine grüne Zukunft führt.

Die Idee der „15-Minuten-Stadt“ ist nicht neu und hat in den letzten Jahren weltweit an Popularität gewonnen. Es handelt sich um ein Konzept, das darauf abzielt, den Bewohnern alle wesentlichen Dienstleistungen und Annehmlichkeiten innerhalb von nur 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bieten. Diese Art der Stadtplanung zielt darauf ab, den Autoverkehr zu reduzieren, die Lebensqualität zu verbessern und nachhaltige Mobilitätslösungen zu fördern. Städte wie Paris und Melbourne setzen bereits auf ähnliche Konzepte, um urbanen Raum effektiver und umweltfreundlicher zu gestalten. Der Unterschied zu diesen Städten liegt jedoch in der Kombination von historischen Bergbau-Relikten und modernen Wohnkonzepten in der Neuen Zeche Westerholt.

Der historische Kontext der Neuen Zeche Westerholt

Die Neue Zeche Westerholt steht auf dem geschichtsträchtigen Gelände des ehemaligen Bergwerks Lippe, das seit seiner Schließung im Jahr 2000 ungenutzt war. In den Jahren des aktiven Bergbaus war das Gebiet ein zentrales wirtschaftliches Drehkreuz, das viele Arbeitsplätze und wirtschaftliche Chancen für die Region bot. Mit dem Rückgang der Bergbauindustrie und dem damit verbundenen Strukturwandel entstand die Notwendigkeit, alternative Nutzungskonzepte zu entwickeln. Die Umwandlung dieses Geländes in ein modernes Wohnviertel stellt einen signifikanten Schritt in Richtung nachhaltige Stadtentwicklung dar und berücksichtigt sowohl die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Region als auch die Erforschung umweltfreundlicher Infrastruktur.

Förderung und Unterstützung des Projekts

Die umfangreiche Förderung durch den Strukturstärkungsrat des Landes NRW in Höhe von 61 Millionen Euro ist ein entscheidender Faktor für die Realisierung des Projekts. Dieses finanzielle Engagement zeigt die Bedeutung des Projekts für die wirtschaftliche Entwicklung der Region und unterstreicht den Wunsch der Landesregierung, den Strukturwandel aktiv zu unterstützen. In ähnlichen Projekten, wie etwa in der ehemaligen Region des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet, wurden erfolgreich Fördermittel genutzt, um die Transformation von Industrieflächen in lebenswerte Wohngebiete zu ermöglichen. Diese Investitionen sind nicht nur auf den Bau neuer Wohnstätten ausgerichtet, sondern auch auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung der örtlichen Infrastruktur.

Erschwinglicher Wohnraum und Bedürfnisse der Bevölkerung

In Anbetracht der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt in Herten und Gelsenkirchen ist die geplante Schaffung von unterschiedlichen Wohnformen ein wichtiger Aspekt des Projekts. Der Einsatz von modernen Bauformen, einschließlich der Integration von Einfamilienhäusern sowie mehrgeschossigen Wohnanlagen, wird dazu beitragen, den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Laut dem Statistischen Landesamt NRW gab es im Jahr 2022 in der Metropolregion Rhein-Ruhr einen Bedarf von über 20.000 neuen Wohnungen jährlich, um den ansteigenden Anforderungen der Bevölkerung gerecht zu werden. Die Neue Zeche Westerholt könnte somit entgegenwirken und dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und einen Beitrag zur sozialen Integration zu leisten.

Flächennutzung Hektar
Arbeiten 23,4 ha
Dienstleistung 4,7 ha
Wohnen 3,7 ha
Versorgungseinrichtungen fürs Wohnen 3,7 ha
Freizeit 2,2 ha
Mobilität 1,3 ha

– NAG

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