Die Premiere der Oper „Innocence“ von Kaija Saariaho sorgt für aufsehenerregende Momente im Theater Gelsenkirchen. Mit einer faszinierenden Verbindung aus verschiedenen Handlungsebenen und einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit Traumata, die viele Protagonisten begleiten, entführt die Inszenierung die Zuschauer in eine Welt voller Emotionen und Fragen. Die Regisseurin Elisabeth Stöppler und Dirigent Valtteri Rauhalammi haben ein Ensemble und ein Orchester versammelt, die zusammen eine berührende Darbietung bieten.
Der Plot der Oper kreist um die Erlebnisse von Opfern eines Schulmassakers, die sich zehn Jahre nach den tragischen Ereignissen zu einem Erinnerungsritual versammeln. Zu dieser Zeit findet an eben demselben Ort eine Hochzeit statt. Der Bräutigam ist der Bruder des Attentäters und die Mutter einer der ermordeten Schülerinnen arbeitet als Kellnerin auf dem Fest. Diese fesselnde Konstellation führt zu einem emotionalen Spannungsfeld, das die Zuschauer von Anfang bis Ende in seinen Bann zieht.
Die Erzählweise und ihre Herausforderungen
Die Oper behandelt ein sehr aktuelles und sensibles Thema. Während das erste Drittel der Aufführung etwas gemächlich verläuft und sich die Charaktere viel über ihre Gefühle austauschen, wird schnell deutlich, dass diese Gespräche die Grundlage für ein explosiveres Finale legen. Die Dramaturgie steigert die Spannung bis zu einer unausweichlichen Katastrophe. Besonders bemerkenswert ist, dass Saariaho den Opfern eine Stimme verleiht, indem sie in unterschiedlichen Rollen und in ihren jeweiligen Muttersprachen sprechen.
Darin zeigt sich die Stärke der Inszenierung. Die von Elisabeth Stöppler geleitete Aufführung in Gelsenkirchen entwickelt einen konstanten Spannungsbogen. Dabei wird die Verbindung zwischen Musik und dramatischer Handlung durch die Neue Philharmonie Westfalen besonders eindrucksvoll umgesetzt. Ihre Musik ist sowohl faszinierend als auch intensiv und sorgt für eine beklemmende Atmosphäre, die bis zur letzten Sekunde anhält.
Die Kostüme und die Bühnenausstattung, geleitet von Ines Nadler, tragen zur Erzeugung dieser Spannung bei. Ein zunächst dominierender Kubus, auf dem der Titel der Oper prangt, weicht zunehmend dem aufreibenden Drama, das sich entfaltet. Diese Gestaltungselemente unterstützen und verstärken die komplexen Themen der Oper.
Performances und musikalische Darbietung
Das Ensemble glänzt in seiner Vielfalt. Insbesondere Khanyiso Gwenxane, der den Bräutigam spielt, und Erika Hammarberg, die als tote Schülerin verkörpert wird, stechen heraus. Ihre Darstellungen sind sowohl sanglich als auch schauspielerisch packend und tragen wesentlich zur Emotionalität der Aufführung bei. Auch der Chor des Ruhrgebiets, geleitet von Sebastian Breuing, wirkt wie ein kommentierendes Element, ähnlich einem griechischen Chor, und bleibt bis zum dramatischen Schluss auf der Bühne.
Es gibt jedoch einige kritische Punkte zu beachten. Die Mikrofonierung, die von der Komponistin angedacht war, erweist sich als weniger effektiv, was der Intensität des Werkes unglücklicherweise einige Nuancen nimmt. Dies könnte auf die hohe Natürlichkeit der Darbietungen zurückzuführen sein, die ohne technische Unterstützung nur noch stärker wirken würden.
Insgesamt sorgt die Inszenierung von „Innocence“ für einen ergreifenden Abend im Theater Gelsenkirchen, der nicht nur eine spannende Handlung bietet, sondern auch tiefgreifende Fragen zu Schuld und Verantwortung aufwirft. Mehr Details zu diesen künstlerischen Ansätzen gibt es im ausführlichen Bericht auf www.die-deutsche-buehne.de.