In Nordrhein-Westfalen steht der Winter vor der Tür, und das bedeutet für viele Haushalte, dass die Heizungen wieder auf Hochtouren laufen. Besonders häufig wird in der Region mit Gas geheizt. Laut dem Statistischen Landesamt waren im Jahr 2022 rund zwei Drittel von 9,1 Millionen Wohnungen in NRW mit Gas ausgestattet. Doch die Heizkosten sind regional sehr unterschiedlich und können die Haushalte stark belasten.
Die Preisunterschiede für die Kilowattstunde (kWh) Gas hängen stark vom Wohnort ab. Aktuelle Analysen des Vergleichsportals Verivox zeigen, dass die Kosten für eine vier- bis fünfköpfige Familie, die jährlich 20.000 kWh verbraucht, je nach Region erheblich variieren. Während Kunden im Kreis Paderborn für diese Menge durchschnittlich 1.947 Euro zahlen, müssen Verbraucher im Kreis Wesel sogar 2.509 Euro aufbringen – das sind fast 29 Prozent mehr.
Gründe für die unterschiedlichen Gaspreise
Die Gründe für die Preisschwankungen sind vielschichtig. Thomas Zwingmann, Leiter der Gruppe "Energie und Klima" bei der Verbraucherzentrale NRW, erläutert, dass die Beschaffungsstrategien der Anbieter eine entscheidende Rolle spielen. Anbieter, die in der Vergangenheit Gas zu hohen Preisen einkauften, geben diese Kosten an die Kunden weiter. Im Gegensatz dazu können Unternehmen, die zu günstigeren Konditionen eingekauft haben, niedrigere Preise anbieten.
Ein weiterer Faktor sind die sogenannten Netzentgelte, die die Versorger an die Betreiber der Gasnetze bezahlen müssen. Steigen diese Gebühren, steigert sich auch der Preis für den Endkunden. Zwingmann weist darauf hin, dass diese Netzgebühren voraussichtlich 2025 erneut ansteigen werden, was für viele Haushalte eine spürbare Erhöhung der Heizkosten nach sich ziehen könnte. Laut Verivox müssen Haushalte, die ein Einfamilienhaus beheizen, ab dem nächsten Jahr mit bis zu 445 Euro Mehrkosten rechnen.
Auswirkungen der neuen Abschreibungsregeln
Die angekündigten Preiserhöhungen sind auch durch neue Abschreibungsregeln der Bundesnetzagentur bedingt, die den Gasnetzbetreibern erlauben, potenzielle Stilllegungen ihrer Netze frühzeitig in die Kalkulation einzubeziehen. Frank Wörner von der WDR-Wirtschaftsredaktion erklärt, dass diese Bestimmungen dazu führen, dass Gasversorger höhere Preise für die Nutzung der Netze verlangen können, da sie annehmen, dass ihre Infrastruktur in Zukunft weniger wert sein wird. Diese Regulierung steht im Kontext politischer Pläne, die Gasnutzung in den kommenden zwei Jahrzehnten drastisch zu reduzieren.
Ein weiterer Hinweis von Zwingmann ist, dass der Rückgang der Kunden, die mit Gas heizen, die Preise zusätzlich in die Höhe treiben wird. Der immer weiter sinkende Kundenstamm zwingt die verbliebenen Verbraucher, die Kosten für Netznutzungen zu teilen, wodurch die Preise weiterhin steigen. Vor diesem Hintergrund ist es ratsam, Anbieter zu vergleichen und über einen Wechsel nachzudenken, um möglicherweise günstigere Tarife zu finden.
Langfristig empfiehlt der Energieexperte, sich Gedanken über alternative Heizmethoden zu machen, auch wenn dies kurzfristig keinen unmittelbaren finanziellen Vorteil bringt. Die Preise für Gas könnten sich durch diese Entwicklungen in den kommenden Monaten und Jahren weiter negativ entwickeln. Um die eigene Heizkostenbelastung zu minimieren, sollten Verbraucher aktiv werden und verschiedene Heizlösungen in Betracht ziehen.
Quellen: Interview mit Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale NRW, Daten des Statistischen Landesamts, sowie Informationen von Verivox.
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