Der Rettungsdienst im Kreis Euskirchen steht vor großen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende Schließung der Notaufnahme im Krankenhaus Schleiden. Diese Problematik könnte bald zu einer erhöhten Belastung des Rettungsdienstes führen, der bereits jährlich über 30.000 Einsätze verzeichnet. Martin Fehrmann, der Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr beim Kreis, drückt es klar aus: „Wenn wir nicht kommen, kommt keiner mehr.“ Dies verdeutlicht die kritische Rolle des Rettungsdienstes, der oft als letzte Instanz fungiert.
Die Schließung der Notaufnahme in Schleiden ist nicht nur ein signifikanter Einschnitt für die Patientenversorgung, sondern auch ein zusätzlicher Stressfaktor für die Rettungskräfte. Landrat Markus Ramers erklärt, dass das Gesundheitsversorgungssystem im Kreis Euskirchen ohnehin schon ausgedünnt ist. „Die Decke ist eigentlich immer zu kurz“, sagt Ramers und weist darauf hin, dass die Herausforderungen durch eine geringe Klinik-Dichte und einen Mangel an niedergelassenen Ärzten verstärkt werden.
Vorbereitung auf die Zukunft des Rettungsdienstes
Um auf die steigenden Herausforderungen zu reagieren, wird ein neuer Rettungsdienstbedarfsplan erarbeitet, der bald dem Kreistag vorgelegt wird. Julia Baron, Geschäftsbereichsleiterin, hebt hervor, dass dieser Plan einen Ressourcenmehrbedarf von 40 Prozent vorsieht. Damit sollen mehr Personal, zusätzliche Rettungswachen und Fahrzeuge bereitgestellt werden, um die Einsatzbereitschaft zu erhöhen.
Ein wichtiger Aspekt der neuen Strategien ist die Einstellung von zusätzlichem Personal. Aktuell arbeiten 80 Mitarbeiter für den Kreis-Rettungsdienst, und die Partnerorganisationen DRK und Malteser bringen mehr als das Doppelte an Unterstützung mit. Doch das Erreichen der angestrebten 40 Prozent mehr Personal gestaltet sich angesichts des Fachkräftemangels als Herausforderung. Baron ist jedoch optimistisch und berichtet, dass der Kreis bereits an mehreren Stellschrauben gedreht hat, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen. Dazu gehören bessere Arbeitsstrukturen, Gesundheitsprogramme sowie die Ausbildung von Notfallsanitätern vor Ort.
Zusätzlich zur Personalaufstockung ist auch die Ausstattung der Rettungsfahrzeuge ein zentrales Thema. Derzeit haben fünf der zwölf Rettungswagen das Telenotarzt-System installiert, und es soll angestrebt werden, dass zukünftig alle Fahrzeuge damit ausgestattet werden. Diese Technik ermöglicht eine effizientere medizinische Erstversorgung bereits während des Transports.
Neuigkeiten im Einsatzkonzept
Eine innovative Maßnahme des Kreises ist die Einführung des N-KTW (Notfall-Krankentransportwagen), eine Art Zwischenlösung zwischen Rettungs- und Krankenwagen. Dieses Fahrzeug wird eingesetzt, wenn die angegebenen Hilfsfristen nicht eingehalten werden müssen, jedoch dennoch ein Transport notwendig ist. Es kann mit Rettungssanitätern besetzt sein, was einen großen Vorteil in Zeiten des Personalmangels darstellt.
In der kommenden Zeit wird auch ein Modell der Gemeindekompetenz durch Notfallsanitäter in Schleiden geprüft. Diese Fachkräfte sollen kleinere Fälle selbstständig behandeln und gegebenenfalls entscheiden, ob eine dringende Behandlung notwendig ist. Ramers nennt dieses Projekt wichtig, macht jedoch deutlich, dass es die Schließung der Notaufnahme nicht ausgleichen kann.
Um schnell auf erhöhte Einsätze zu reagieren, sollen auch Maßnahmen in Kraft treten, die bereits auf der Planungsebene festgelegt wurden. Bei Großereignissen oder einem plötzlichen Anstieg an Notrufen können Rettungsmitarbeiter aus ihrem Freizeitjob beordert werden, um die Lücke zu schließen. Diese Sofortmaßnahmen helfen, die Belastungen vorübergehend zu bewältigen, bis längerfristige Lösungen greifbar sind.
Der rechtliche Kontext und weitere Schritte
Ein zentrales Anliegen ist auch die rechtliche Sicherheit für die Einsatzkräfte. Fehrmann spricht von einem zunehmend komplexen Umfeld, denn mit der Einführung neuer Fahrzeuge wie dem N-KTW wird das System vielfältiger. Aktuell gibt es jedoch Unsicherheiten, die dazu führen, dass häufig das hochwertigste Rettungsmittel angefordert wird, obwohl das nicht всегда notwendig wäre. Durch ein neues Rettungsgesetz erhoffen sich die Verantwortlichen mehr Klarheit und Sicherheit im Prozess.
In dieser kritischen Phase wird auch ein „Notfallversorgungs-Gipfel“ fortgesetzt. Am Mittwoch haben sich verschiedene Akteure getroffen, darunter der Kreis, Krankenhäuser und die Kassenärztliche Vereinigung. Man ist sich einig, dass der Dialog fortgeführt werden muss, um die Notfallversorgung auch in Zukunft sicherzustellen.
Die kommenden Herausforderungen erfordern eine schnelle und koordinierte Reaktion von allen Beteiligten, um die medizinische Versorgung im Kreis Euskirchen sowohl kurzfristig als auch langfristig zu sichern.
Die aktuelle Situation des Rettungsdienstes im Kreis Euskirchen ist nicht nur eine lokale Herausforderung, sondern spiegelt auch wider, wie in vielen ländlichen Regionen Deutschlands die Ressourcen im Gesundheitswesen zunehmend unter Druck geraten. Statistiken zeigen, dass die Zahl der Notfälle in ländlichen Gebieten tendenziell steigt, während gleichzeitig die Verfügbarkeit von Krankenhäusern und spezialisierten Fachärzten abnimmt. Diese Entwicklung kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, darunter der demografische Wandel, die Alterung der Bevölkerung und die zentralisierte Gesundheitsversorgung, bei der immer mehr kleine Kliniken schließen müssen.
Laut einem Bericht der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) aus dem Jahr 2022 haben in den letzten zehn Jahren zahlreiche Notaufnahmen in Deutschland geschlossen oder ihre Leistungen drastisch reduziert. Diese Schließungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Patientenversorgung, sondern auch auf den Rettungsdienst, der in vielen Fällen die Hauptlast der Notfallversorgung tragen muss. Der Kreis Euskirchen, mit seinen bereits bestehenden Herausforderungen, ist hier ein leidenschaftliches Beispiel für diese landesweiten Trends. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland sind auf der Webseite der DKG verfügbar.
Ein Blick auf die zukünftige Entwicklung der Notfallversorgung
Um die Qualität der Notfallversorgung zu sichern, sind verschiedene Maßnahmen in Planung. Die Schaffung zusätzlicher Rettungswachen und die Anschaffung neuer Fahrzeuge sind Schritte, die nicht nur notwendig, sondern auch dringend erforderlich sind. Eine Analyse des Kreises zeigt, dass der Einsatzbereich des Rettungsdienstes durch die Schließung der Notaufnahme in Schleiden erheblich zunehmen könnte, was weitere Ressourcenanpassungen erforderlich macht. Jeder Einsatz, der durch die Schließung der Notaufnahme resultiert, könnte bedeuten, dass ein Rettungswagen längere Wege zurücklegen muss, um die Patienten in die nächstgelegene Klinik zu bringen.
Die geplante Einführung des N-KTW als Pilotprojekt könnte eine Lösung für einige der Herausforderungen darstellen, insbesondere in Fällen, die nicht als akute Notfälle eingestuft werden. Durch die Flexibilisierung der Einsatzmittel könnte es dem Rettungsdienst gelingt werden, effizienter auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu reagieren. Informationen zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich von Notfalltransporten sind auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit zu finden.
Die Rolle der regionalen Zusammenarbeit
Um langfristige Lösungen zu erarbeiten, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen unerlässlich. Der „Notfallversorgungs-Gipfel“ im Kreis Euskirchen ist ein Schritt in die richtige Richtung, um alle Stakeholder, einschließlich Krankenhäuser, Kassenärztliche Vereinigungen und den Rettungsdienst, an einen Tisch zu bringen. Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln und Strategien zu finden, die zu einer besseren Notfallversorgung führen können.
Die Erfahrungen, die im Kreis Euskirchen gesammelt werden, könnten auch für andere ländliche Regionen in Deutschland von Bedeutung sein. Es besteht die Möglichkeit, dass Lösungen, die hier gefunden werden, in anderen Kontexten übernommen werden, um die Notfallversorgung insgesamt zu verbessern. Die Herausforderungen sind groß, aber mit einem kooperativen Ansatz kann das Ziel, eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung für alle Bürger sicherzustellen, angestrebt werden.
– NAG