Euskirchen

Die unsichtbare Schnur: Moshe Taubers Eruv-Kontrolle in Manhattan

Moshe Tauber überprüft jeden Donnerstag seit 25 Jahren den Eruv von Manhattan, eine unter anderem aus Angelschnur bestehende Begrenzung, die das Leben jüdischer Familien am Sabbat erleichtert und die größte ihrer Art weltweit darstellt.

In der pulsierenden Stadt New York wird die Einhaltung kultureller und religiöser Praktiken durch innovative Lösungen unterstützt. Eine dieser Lösungen ist der Eruv, eine spezielle Schnur, die es der jüdischen Gemeinschaft ermöglicht, bestimmte Regeln am Sabbat zu umgehen. Moshe Tauber, ein Rabbiner und Betreiber einer Kinderkrippe, spielt eine zentrale Rolle bei der Pflege dieses bedeutenden Symbols des Glaubens.

Was ist ein Eruv und warum ist er wichtig?

Der Eruv ist eine Art Umgrenzung, die es den Gläubigen erlaubt, innerhalb eines definierten Bereichs Gegenstände zu tragen, was am jüdischen Sabbat, von Freitagabend bis Samstagabend, normalerweise nicht erlaubt ist. Normalerweise dürfen am Sabbat Gegenstände nicht von einem privaten Raum, z. B. einem Haus, in einen öffentlichen Raum transportiert werden. Dies umfasst alltägliche Aktivitäten wie das Schieben von Kinderwagen oder das Spielen mit einem Ball.

Die Idee, einen Eruv zu schaffen, entstand vor fast 2000 Jahren, um den Gläubigen mehr Freiheit innerhalb ihrer Gemeinschaft zu geben. Ursprünglich wurden dafür Mauern errichtet; heute nutzt man Schnüre und Pfosten, um diese Grenzen zu markieren. Adam Mintz, Rabbiner in Manhattan, erklärt: „Die Schaffung eines Eruvs ermöglicht es den Menschen, am Sabbat ein normaleres Leben zu führen, insbesondere Familien mit kleinen Kindern.“

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Die Rolle von Moshe Tauber

Jeden Donnerstagmorgen fährt Moshe Tauber, der auch als Hausmeister des Eruvs fungiert, von seinem Wohnort in Monsey nach Manhattan, um die Schnur zu überprüfen. Bereits seit 25 Jahren führt er diese Routine aus. „Ich habe keinen einzigen Donnerstag ausgelassen“, sagt Tauber, während er durch das morgendliche New Yorker Verkehrschaos navigiert.

Beim Überprüfen der meisten 32 Kilometer langen Strecke der Angelschnur konzentriert sich der Rabbiner auf den Zustand der Schnur, die vom Riverside Drive bis hinunter zur Südspitze Manhattans gespannt ist. Die Kontrolle geschieht in enger Zusammenarbeit mit anderen jüdischen Einrichtungen und ist von großer Bedeutung für die lokale Gemeinschaft, die von dem Eruv profitiert.

Herausforderungen und wichtige Reparaturen

Tauber berichtet, dass die größte Bedrohung für den Eruv oft von Bauarbeiten oder extremen Wetterbedingungen ausgeht. Vandalismus sei in seiner Erfahrung bisher nie ein Problem gewesen. Nach extremen Wetterereignissen, wie dem Wirbelsturm Sandy 2012, war es für Tauber und sein Team eine enorme Herausforderung, die Schnur rechtzeitig für den Sabbat wiederherzustellen.

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„Das alles läuft sehr gut in der Organisation“, erklärt Mintz, der auch die Finanzierung des Eruvs überwacht. Jedes Jahr werden etwa 150.000 Dollar benötigt, um die Instandhaltung und den Betrieb zu sichern, was in erster Linie aus Spenden stammt.

Die globale Relevanz des Eruvs

Ähnlich wie in New York haben zahlreiche Städte weltweit Eruvs, darunter Antwerpen, London, Toronto und Wien. In Deutschland existiert gegenwärtig jedoch kein stabiler Eruv. Insbesondere in New York leben mehr als eine Million Menschen, die zum jüdischen Glauben bekennen, was die Relevanz solcher Infrastrukturen verdeutlicht.

„Der Eruv ist für viele Familien eine essentielle Einrichtung. In einer Stadt wie New York hilft er, die Balance zwischen Tradition und dem modernen Stadtleben zu wahren“, hebt Mintz hervor. Die Möglichkeit, Kinderwagen am Sabbat zu schieben, ist für viele die Voraussetzung, um den Tag gemeinsam mit der Familie zu gestalten.

Ein Moment des Stolzes und der Tradition

Nach einer erfolgreichen Kontrollfahrt, bei der Tauber keine Schäden entdeckt hat, sendet er eine Nachricht an Mintz und die Leiter anderer jüdischer Einrichtungen: „Der Eruv steht.“ Diese kurzen Worte bringen nicht nur Entspannung, sondern auch ein Gefühl der Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit für viele jüdische Familien, die sich auf den Sabbat freuen.

„Es ist von großer Bedeutung, dass wir der Tradition treu bleiben und gleichzeitig die Herausforderungen des modernen Lebens meistern“, fasst Mintz den Wert des Eruvs zusammen. Tauber und Mintz repräsentieren damit nicht nur die jüdische Glaubensgemeinschaft, sondern auch die Vielfalt und den kulturellen Reichtum, die New York zu bieten hat.

– NAG

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