New York – Nach einem enttäuschenden Viertelfinalaus bei den US Open muss sich Alexander Zverev mit der Trauer über eine verpasste Chance auseinandersetzen. Der 27-Jährige äußerte öffentlich seine Frustration über die eigene Leistung: «Das war einfach bodenlos von mir heute». Unter keinen guten Vorzeichen startete er in das Match gegen den Amerikaner Taylor Fritz, das schließlich mit 6:7 (2:7), 6:3, 4:6, 6:7 (3:7) endete.
Zverevs Probleme spiegelten sich besonders in seiner Rückhand wider. «Ich habe kein Gefühl im Schläger gehabt, null Komma null», gestand er nach der Niederlage, was für einen Athleten seines Kalibers beunruhigend ist. Sein Paradeschlag, die Rückhand, bereitete ihm besonders Schwierigkeiten, und er fügte hinzu: «Ich glaube, das war das erste Mal, und ich hoffe auch das letzte Mal.» Diese Beteuerung unterstreicht, wie wenig er mit seinen gewohnten Fähigkeiten in diesem Match überzeugen konnte.
Weshalb es nicht reichte
Im Vergleich zu anderen Matches schlich sich eine gewisse Passivität in Zverevs Spiel ein. Obwohl er den zweiten Satz für sich entscheiden konnte, war es der Druck im vierten Satz, der ihn wirklich aus dem Gleichgewicht brachte. Fritz, der als Weltranglisten-Zwölfter antrat, wusste die entscheidenden Momente des Spiels zu nutzen und dominierte demgegenüber Zverev, womit das Selbstbewusstsein des deutschen Spielers weiter schwinden musste. Zverev selbst bemerkte, dass er in kritischen Situationen, besonders im Tiebreak des ersten Satzes, nicht aggressiv genug agierte.
Die Analyse von Boris Becker, der als Experte bei Sportdeutschland.TV tätig ist, legt nahe, dass Zverev nicht nur mental, sondern auch körperlich an seine Grenzen stieß: «Er wirkte heute wie gehemmt, als würde er mit der Handbremse spielen.» Becker hebt hervor, dass die Drucksituation, in der sich Zverev befand, ihn möglicherweise gehemmt hat. Die Chance aufs Finale war verlockend, da er die Turniervorzeichen als günstig einschätzen konnte.
Verpasste Möglichkeiten und die Zukunft
Zverev hatte bei diesem Grand-Slam-Turnier besonders gute Möglichkeiten. Mit der frühen Eliminierung anderer Top-Spieler wie Novak Djokovic und Carlos Alcaraz, zwei der heißesten Anwärter auf den Titel, hätte er sich als Favorit positionieren können. Zverev hatte in der Vergangenheit bereits zweimal gegen Jannik Sinner, den potenziellen Endspielgegner, bei den US Open gewonnen und hätte so die Tür zum ersehnten Grand-Slam-Titel weit aufstoßen können.
Nach dem Turnier bleibt ihm dennoch die schmerzliche Erkenntnis, dass auch diese Saison ohne Titel endet. Zverev hatte in Paris gegen Alcaraz das Finale verloren und vor dem Jahr konnte er sich immerhin über ein Halbfinale bei den Australian Open freuen. Dennoch gibt es einen bitteren Beigeschmack, wenn er sagt: «Aber ich habe keinen gewonnen. Das interessiert mich alles nicht». Die eingehenden Überlegungen zu seinem 28. Geburtstag im kommenden Jahr werfen Fragen auf, wie es für den Mann aus Hamburg weitergehen soll.
– NAG