Wiesbaden – Ein emotionaler Abschied bei den Grünen! Der Parteivorsitzende Omid Nouripour und Co-Vorsitzende Ricarda Lang ziehen sich nach einer Reihe von Misserfolgen bei Landtagswahlen zurück. «Wir gehen, weil es nicht gut lief», erklärt Nouripour und kündigt an, dass ihre Nachfolger am Samstag gewählt werden sollen. Die gesamte Parteiführung tritt zurück, und die Delegierten zeigen sich betroffen, aber auch entschlossen, die Partei neu auszurichten.
Stolz auf die Zusammenarbeit
Nouripour blickt stolz auf seine Zeit als Parteivorsitzender zurück. Gemeinsam mit Lang habe er die erste stabile Doppelspitze der Grünen gebildet, ohne dass es zu internen Streitigkeiten kam. «Drei Jahre lang kein einziges Wort von Zwietracht in der Zeitung», betont er. Die Grünen müssen sich nun auf zentrale Themen wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit konzentrieren. «Vielfalt ist nicht nur die Summe aller Minderheiten», fügt er hinzu und fordert, dass die Partei auch die Belange des «alten weißen Mannes» nicht aus den Augen verlieren darf.
Die Herausforderungen des politischen Lebens sind enorm. «Dieser Job ist eine Zumutung fürs Familienleben», gesteht Nouripour und bedankt sich bei seiner Familie für deren Unterstützung. Mit donnerndem Applaus verabschieden die Delegierten ihren Vorsitzenden.
Mut zur Veränderung
Auch die Politische Bundesgeschäftsführerin Emily Büning verlässt ihr Amt und spricht den Delegierten Mut zu: «Aufgeben auf halber Strecke ist nicht. Wir packen das jetzt zusammen!» Mit fast 140.000 Mitgliedern ist die Partei so stark wie nie zuvor. Büning glaubt fest an den Erfolg einer linken, feministischen und progressiven Partei und kritisiert die männlich dominierten Talk-Runden, in denen sie oft zu Gast war. «In dieser aufgeheizten Welt braucht es mehr Ermöglicherinnen als Einheizer», sagt sie und fordert einen neuen, konstruktiven Ansatz.
Die Nominierung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck als Kandidat für die Bundestagswahl steht bevor. Bei der für Sonntag geplanten Abstimmung wird sich zeigen, wie viel Rückhalt er in der Partei hat. «Wir kämpfen für ein starkes grünes Ergebnis bei der kommenden Bundestagswahl», heißt es im Antrag des Bundesvorstands. Die Grünen bereiten sich auf eine entscheidende Phase vor, mit einem weiteren Parteitag, um ihr Wahlprogramm zu beschließen.