Marc Knauf, Inhaber eines Speditionsunternehmens in Duisburg-Großenbaum, berichtet von einer dramatischen Lage in der Branche. Sein Betrieb, der vor fast 30 Jahren von den Eltern gegründet wurde, sieht sich zunehmend Herausforderungen gegenüber. Aktuell beschäftigt er lediglich noch vier deutsche Fahrer in einem Team von 21 LKW-fahrenden Mitarbeitern, da es immer schwieriger wird, qualifizierte Kräfte zu finden. Die Fahrer, die bei ihm arbeiten, werden laut Knauf nicht ausreichend entlohnt, besonders im Vergleich zu größeren Unternehmen, die häufig Fahrer aus Osteuropa beschäftigen.
Die Bezahlung beträgt bei Knauf zunächst 2.800 Euro brutto, doch angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten und des Wettbewerbs sei dies nicht mehr attraktiv genug. „Für das, was die leisten, verdienen meine Fahrer viel zu wenig“, erklärt Knauf und weist auf die harten Bedingungen hin, unter denen die Industrie zunehmend leidet.
Herausforderungen durch Infrastruktur und Bürokratie
Trotz der für Speditionen optimalen Lage an der Autobahn A524 klagt Knauf über massive Probleme aufgrund von Brückensperrungen und einem überlasteten Verkehrsnetz. Ein Beispiel ist die A57-Brücke in Krefeld-Uerdingen, die seinen LKW den Zugang zur anderen Rheinseite verwehren könnte. „Was ist wichtiger? 24 Tonnen Klopapier oder eine Person im Auto? Der Transport muss stattfinden“, gibt er zu bedenken. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, seien bessere Verkehrsbedingungen und eine funktionierende Infrastruktur unumgänglich, auch im Sinne des Klimaschutzes, betont Knauf.
Zusätzlich muss Knauf mit einer Vielzahl von bürokratischen Hürden kämpfen. Führerscheine aus dem Ausland werden in Deutschland oft nicht anerkannt, was die Rekrutierung von Fahrern aus dem EU-Ausland erheblich erschwert. Die hohen Kosten für den Führerscheinerwerb in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sowie die strengen Prüfungsanforderungen machen es schwer, neue Fahrer zu gewinnen.
Hinzu kommen hohe Auflagen, die eine monatliche Unterweisung der Fahrer erfordern, was weitere Risiken bezüglich der Arbeitsqualität birgt. „Normalerweise müssten die Fahrer alle viereinhalb Stunden Pause machen, aber das ist besonders bei langen Staus nicht möglich“, erklärt Knauf. Die ständige Kontrolle durch die Polizei stellt eine weitere Belastung für die Fahrer dar und trägt zur ohnehin angespannten Situation bei.
Mautproblematik und dichte Zukunft
Ein besonders einschneidender Faktor für die finanzielle Lage des Unternehmens ist die angekündigte Mauterhöhung, die im Dezember 2023 in Kraft tritt. Knauf spricht von einer Steigerung um 83 Prozent aufgrund einer neuen CO2-Komponente, was für seinen Betrieb erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge hat. „Wir machen jeden Monat Verlust, und 2025 steht die nächste Erhöhung an“, so der Unternehmer. Diese Entwicklungen werfen einen dunklen Schatten auf die Zukunft der Spedition.
In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen und der Ungewissheit, wer den Familienbetrieb in Zukunft weiterführen wird, hat Knauf seinen Kindern bereits von der Übernahme abgeraten. Sollte er und seine Schwester in den Ruhestand gehen, wird es ungewiss sein, ob das Unternehmen fortbesteht oder verkauft wird.
Die Hoffnung, dass die kürzlich stattgefundene Verkehrsministerkonferenz in Duisburg substanzielle Verbesserungen mit sich bringt, bleibt für Knauf eher eine vorsichtige Zuversicht. Während er die Notwendigkeit von Veränderungen in der Branche erkennt, glaubt er nicht fest an eine schnelle Lösung, die den Betrieben tatsächlich hilft, ihre Herausforderungen zu bewältigen.
Um mehr über die Lage in der Transportbranche zu erfahren und welche Möglichkeiten es für die Zukunft gibt, können weitere Details hier nachgelesen werden.