Archäologische Sensation im Dellviertel: Tiefblick in vergangene Industriegeschichte
In Duisburgs Dellviertel hat eine ungewollte Unterbrechung der Bauarbeiten für eine neue Feuerwehrwache eine bemerkenswerte Entdeckung zutage gefördert. Seit dem Beginn der Grabungen erstrahlt die Baustelle dank verbliebenen Materialien aus der einstigen Ultramarinfabrik in einem leuchtenden Blau. Solch unerwartete Funde sind nicht nur faszinierend, sie haben auch weitreichende Auswirkungen auf die kulturhistorische Forschung der Region.
Ein Stück industrielle Vergangenheit
Die blauen Rückstände auf der Baustelle sind Überreste der Ultramarinfabrik von Julius Curtius, der von 1818 bis 1885 lebte. Diese Fabrik war ab 1848 bekannt für die synthetische Herstellung des begehrten blauen Farbstoffs Ultramarin, ein Verfahren, das bis heute als bemerkenswert gilt. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Fabrik war enorm, da sie Curtius zu Wohlstand verhalf. Experten hatten vermutet, dass die Überreste hier zu finden sein würden, jedoch ist die Fülle der erkannten Strukturen eine Überraschung.
Archäologen übernehmen die Grabung
Die Bauarbeiten wurden prompt unterbrochen, um den Archäologen die Möglichkeit zu geben, die gefundenen Überreste zu untersuchen. Dr. Marius Kröner von der Stadtarchäologie hebt hervor, dass es nur 19 Ultramarinfabriken im deutschsprachigen Raum gab. Diese in Duisburg ist die erste, deren Überreste in solch einem Umfang ausgegraben wurden. Die erhaltenen Materialien ermöglichen nicht nur ein besseres Verständnis der industriellen Vergangenheit, sondern laden auch zur Faszination und Wertschätzung der regionalen Geschichte ein.
Wissenschaftliche Dokumentation und Bürgerbeteiligung
Für die Dokumentation kommt moderne Technologie ins Spiel. So sollen hochauflösende Drohnenbilder sowie Laser-Scans durchgeführt werden, um ein präzises dreidimensionales Modell der Fabrik zu erstellen. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, neue Erkenntnisse über die Arbeitsänderungen und -methoden dieser Zeit zu gewinnen. Die historische Bedeutung wird durch das Vorhandensein eines detaillierten Grundrissplans von 1869 und weiterer Informationen über die Funktionsweise der Fabrik, die diverse Bereiche wie Labore und Verwaltungsgebäude umfasste, unterstrichen.
Ein Aufruf an die Gemeinschaft
Das Stadtarchiv Duisburg fordert die Öffentlichkeit aktiv auf, zur Erforschung der Ultramarinfabrik beizutragen. Wer alte Fotos oder Informationen über diese Einrichtung hat oder sogar dort gearbeitet hat, ist eingeladen, sich zu melden. Durch das Teilen individueller Erlebnisse kann nicht nur die Geschichte lebendig gehalten werden, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung des kulturellen Erbes geleistet werden.
Zusammengefasst zeigt die Entdeckung am Dellviertel nicht nur die Überreste einer bedeutenden industriellen Stätte auf, sie betont auch, wie wichtig es ist, Geschichte zu bewahren und zu verstehen, was die Wurzeln der heutigen Stadt Duisburg ausmacht.
– NAG