In Düsseldorf wird ein ganz besonderes Ereignis gefeiert: Seltene und bisher größtenteils unveröffentlichte Werke des renommierten Malers Gerhard Richter sind ab sofort im Museum Kunstpalast ausgestellt. Unter dem Titel „Gerhard Richter. Verborgene Schätze“ werden mehr als 120 bedeutende Arbeiten zu sehen sein, die durch die Unterstützung regionaler Privatsammler zugänglich gemacht wurden. Diese Eröffnung verspricht, sowohl Kunstliebhaber als auch Neugierige anzuziehen und zeigt auf, wie intim das Verhältnis zwischen Kunst und Lebensraum sein kann.
Die Vernissage findet am Donnerstag statt, und die Vorfreude in der Stadt ist greifbar. Markus Heinzelmann, der Kurator und Richter-Experte, hat über zweieinhalb Jahre in rheinischen Privatsammlungen geforscht, um diese wertvollen „Familienbilder“ zusammenzutragen. Viele Sammler haben ihm ihr Vertrauen geschenkt und erlaubten es, ihre Schätze vorübergehend im Kunstpalast zu präsentieren. Die Bemühungen, insbesondere bei denjenigen, die zunächst zögerten, waren es wert, um das öffentliche Publikum an Richters beeindruckenden kreativen Schaffensprozess teilhaben zu lassen.
Richters Verbindung zum Rheinland
Die Verbindung Gerhard Richters zur Region ist tief verwurzelt. Nach seiner Flucht aus Dresden im Jahr 1961 fand er in Düsseldorf nicht nur eine neue Heimat, sondern auch einen Lernort an der Kunstakademie, wo er schließlich auch als Professor wirkte. Diese Stadt spielte eine entscheidende Rolle in seiner künstlerischen Entwicklung und wurde zum Ausgangspunkt seiner bemerkenswerten Karriere. Es ist nicht verwunderlich, dass viele bedeutende Sammler, sowohl Privatpersonen als auch Firmen, sich hier befinden und Richters Werke in ihren Sammlungen haben.
Die Ausstellung wird Werke aus verschiedenen Schaffensphasen Richters zeigen – von seinen frühen Arbeiten in den 1960er Jahren bis hin zu seinen neueren Gemälden, die 2017 das Atelier verließen. Etwa die Hälfte der mehr als 80 ausgestellten Gemälde wurde zuvor nie oder nur sehr selten der Öffentlichkeit präsentiert. „Die Leihgeber sind alle großartig, aber manche musste man ein bisschen überreden“, erklärt Heinzelmann. Die Gemälde stehen nicht nur für künstlerischen Wert, sondern sind auch Teil der familiären Geschichte der Sammler.
Einblicke in private Sammlungen
Zu den wenigen Sammlern, die ihren Namen nennen, gehört der bekannte Fotokünstler Andreas Gursky. Er ist einer der wenigen, der sich bereit erklärt hat, seine Identität preiszugeben und so einen anderen Blickwinkel auf den Kunstmarkt zu gewähren. Der Direktor des Kunstpalasts, Felix Krämer, möchte mit einem Vorurteil aufräumen: Die Annahme, dass nur wohlhabende Personen Werke von Richter besitzen, ist nicht zutreffend. „Es sind auch ganz normale Menschen, die einen Gerhard Richter zu Hause haben, der vielleicht früh gekauft wurde“, betont er. Die Gemälde finden sich oft in Esszimmern und Wohnzimmern, wo sie bewundert und Teil des alltäglichen Lebens sind.
Ein besonders charmantes Detail: Ein Bild wurde sogar im Badezimmer gesichtet. Diese intime Verbindung zwischen Kunst und Wohnsituation verleiht der Ausstellung zusätzliche Tiefe. Die Werke sind nicht nur dekorative Objekte, sondern Stücke des Lebens, die Geschichten erzählen und Erinnerungen wecken. In der Ausstellung sind nicht nur die Kunstwerke an sich bedeutend, sondern auch die vielfältigen Wege, auf denen sie in das Leben der Menschen eingegangen sind.
„Diese Bilder sind im Prinzip ein bisschen wie Familie,“ sagt Krämer weiter. Diese Erklärung unterstreicht die emotionale Bindung, die viele Sammler zu ihren Kunstwerken haben. Die Ausstellung im Kunstpalast wird somit nicht nur zu einer Reise durch Richters beeindruckendes künstlerisches Schaffen, sondern auch zu einer Erkundung der Werte, die hinter der Kunst stehen. Was könnte wichtiger sein, als die persönliche Beziehung zur Kunst, die sie lebendig macht und ihre Bedeutung im Alltag hervorhebt?
– NAG