Ein Vorfall in Dortmund wirft Fragen zur Genauigkeit der Abrechnungen des Wasserversorgers DEW21 auf. Holger Behrendt, ein Anwohner, sieht sich gezwungen, auf die lange Dauer seiner überhöhten Wasserrechnung aufmerksam zu machen, die er in den letzten drei Jahren bezahlt hat. Dies geschah aufgrund eines Fehlers in der Abrechnungssystematik des Unternehmens, der nun größere Bedenken aufwirft.
Als Holger Behrendt in seinem Wohnhaus, das zwei Eigentumswohnungen umfasst, über die Abrechnung stolperte, weckte dies sein Misstrauen. Er bemerkte, dass die DEW21 ihm fälschlicherweise Gebührenerhöhungen berechnet hatte, als ob es sich um ein Mehrfamilienhaus handelte, obwohl jede Einheit ein eigenes Vertragskonto besaß. Die Rechnungsstellung sah für jede Wohnung die Gebühr für ein Einfamilienhaus vor, was die Gesamtkosten für Behrendt verdoppelte. Diese ungenaue Handhabung des Abrechnungssystems führte bei ihm nicht nur zu finanziellen Einbußen, sondern auch zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit.
Wasserpreisgestaltung und Abrechnungsprobleme
Der Systempreis, den DEW21 erhebt, ist wichtig, um die Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung des Wasserversorgungsnetzes abzudecken. In dem Fall von Behrendt hatten die Verantwortlichen der DEW21 die beiden Zähler seiner Wohnungen fälschlicherweise als zwei unabhängige Verbrauchsstellen erfasst, was nicht der Wirklichkeit entsprach. Ein DEW21-Sprecher gab zu, dass dieser Fehler nicht behoben wurde, als Behrendt im Oktober 2022 eine Korrektur beantragte. Erst nach Intervention von RUHR24 wurde die Abrechnungsproblematik angegangen.
Behrendt und sein Nachbar erhielten schließlich eine Rückerstattung über die zu viel gezahlten Beträge. Doch der Ärger blieb: DEW21 berechnete für jede der beiden Wohnungen nun den Systempreis eines Einfamilienhauses, was eine unverhältnismäßige Kostenbelastung zur Folge hatte. Laut Behrendt könnte dieses Rechnungsmodell auf ein umfassenderes Problem in der Abrechnungspolitik des Unternehmens hindeuten.
Systemische Fehler in der Abrechnung
Der Wasserversorger verteidigt seine Position und erklärt, dass die beiden Eigentumswohnungen aufgrund ihrer eigenen Wasseranschlüsse und Zähler behandelt werden müssen, was eine andere Berechnung rechtfertige. Steht man jedoch der Argumentation von Behrendt gegenüber, wird ein klarer Widerspruch deutlich. Er argumentiert, dass der Aufbau des Wasserversorgungsnetzes nicht von der Anzahl der Zähler in einem Gebäude abhängt und dass diese Sichtweise die Konsistenz der Gebühreneinhebung in Frage stellt.
Zusätzlich wirft Behrendt die Frage auf, warum die Stadt Dortmund bei der Entwässerungsgebühr hingegen das gesamte Gebäude als Einheit betrachtet. Diese Inkonsistenz zwischen zwei städtischen Instanzen, die unterschiedliche Rechnungsmodelle für dasselbe Gebäude anwenden, zeigt ein potenzielles Problem in der internen Struktur der Abrechnungen auf, das laut Behrendt möglicherweise auch viele andere Dortmunder betrifft.
Obwohl DEW21 versicherte, dass keine weiteren Fehler in der Software zu vermuten seien, bleibt Behrendt skeptisch. Er ist überzeugt, dass die Probleme, die er erlebt hat, möglicherweise weitreichendere Auswirkungen haben könnten. „Es könnte ein grundlegendes strukturelles Problem in der Abrechnungssoftware von DEW21 vorliegen“, meint er. Der Wasserversorger muss dringend seine internen Prozesse überdenken, um ähnliche Missstände in der Zukunft zu vermeiden.
Ein Customer Journey, der Fragen aufwirft
In einem Zeitalter, in dem Kundentransparenz und Verantwortung immer wichtiger werden, stellt der Fall Behrendt eine ernste Mahnung für die DEW21 dar. Die Herausforderungen, die die falsche Abrechnung mit sich bringt, könnten nicht nur zu finanziellen Verlusten führen, sondern auch das Vertrauen der Kunden in die Integrität des Unternehmens gefährden. Letztendlich ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen wie DEW21 ihre Abrechnungssysteme verbessern und die Bedürfnisse ihrer Kunden ernst nehmen, um ähnliche Probleme in Zukunft ausschließen zu können.
Hintergrundinformationen zur DEW21 und dem Wasserversorgungsmarkt in Dortmund
Die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) versorgt nicht nur die Stadt Dortmund, sondern auch angrenzende Gemeinden mit Trinkwasser und ist verantwortlich für die Abwasserentsorgung. DEW21 ist ein wichtiger Teil der städtischen Infrastruktur und wurde 1999 gegründet, nachdem die Wasserversorgung und die Fernwärmeversorgung aus der Stadt Dortmund ausgegliedert wurden. Heute ist das Unternehmen ein wesentlicher Akteur im Bereich der erneuerbaren Energien, wobei es auch darauf abzielt, die Energieeffizienz zu verbessern und die CO2-Emissionen zu reduzieren.
Die Ausgestaltung der Wasserpreise erfolgt gemäß den Vorgaben des Landeswassergesetzes und wird von den jeweiligen Stadtwerken festgelegt. Dies sorgt in der Regel für Transparenz, da die Preise in der Regel durch die Wasserbetriebe veröffentlicht werden. In Dortmund gibt es, wie auch in anderen Städten, unterschiedliche Gebühren für Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser, die sich nach verschiedenen Kriterien richten. Kritiker bemängeln oft die Transparenz dieser Preismodellierung und die Fairness der Anwendung dieser Modelle in unterschiedlichen Situationen. Die jüngsten Vorfälle mit Abrechnungsfehlern könnten das Vertrauen in die Abrechnungspraxis von DEW21 weiter untergraben und ernste Fragen zu den internen Abläufen aufwerfen.
Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Wasserpreise
Die Wasserpreise in Deutschland haben in den letzten Jahren aufgrund steigender Betriebskosten und Investitionen in die Infrastruktur einen Anstieg erfahren. Laut einer Erhebung des Verbandes der deutschen Wasserwirtschaft (VDW) lagen die durchschnittlichen Wasserpreise in Deutschland im Jahr 2023 bei etwa 1,50 Euro pro Kubikmeter. Dabei gibt es erhebliche regionale Unterschiede, die durch die unterschiedliche Struktur der Versorgungsunternehmen bedingt sind.
Zusätzlich sind viele Wasserversorgungsunternehmen, einschließlich der DEW21, verpflichtet, einen Teil ihrer Einnahmen in den Umweltschutz und in die Verbesserung der Wasserqualität zu investieren. Die Stadt Dortmund hat in den letzten Jahren zahlreiche Projekte initiiert, um das Wassermanagement zu verbessern und die Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen.
Die Vorenthaltung von Transparenz, wie im Fall von Holger Behrendt aufgezeigt, könnte nicht nur negative Folgen auf individueller Ebene haben, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf den Ruf der DEW21 und das gesamte Vertrauen in die kommunale Wasserversorgung haben.
Für weitere Informationen zu diesem Thema und zu den aktuellen Wasserpreisen in Deutschland empfehlen wir die Website des Verbandes der deutschen Wasserwirtschaft.
– NAG