Dortmund. Im B1-Tunnel Ardeystraße sorgt eine Baustelle nicht nur für Verkehrsbehinderungen, sondern auch für eine unsichtbare Krise unter den Stadttauben der Region. Während der Tunnel saniert wird, stehen Taubenküken in der Schusslinie der menschlichen Aktivitäten.
Taubenhilfe im Einsatz: Rettung der Küken
Die Taubenhilfe Dortmund/Lünen hat sich dieser Herausforderung angenommen. Durch die Sanierung des 220 Meter langen Tunnels sind die idealen Brutstätten der Tauben gefährdet. Dutzende Nester, die entlang einer Kabelschiene aus Metall platziert sind, bieten den Vögeln optimale Bedingungen – sie sind sicher vor Fressfeinden und Störungen durch Menschen. Nun jedoch müssen die Tiere aus ihrer geschützten Umgebung gerettet werden. Lorena Ratzke und ihre Mitstreiterin Kathrin Birr sind unter Druck, denn die Zeit drängt: „Das Tiefbauamt hat uns nur zwei Tage gegeben, um die Küken zu sichern“, berichtet Ratzke.
Ausgeklügelte Rettungsaktionen
Die Strategie der Taubenretterinnen ist es, die Küken bis zum Beginn der Bauarbeiten flügge zu bekommen. Dies erfordert regelmäßige Kontrollen der Nester, um frische Eier rechtzeitig durch Gipseier auszutauschen. Ein solcher Austausch minimiert die Anzahl der Küken, die später in Pflegestellen untergebracht werden müssen. „Wir machen das nicht nur aus einem Pflichtgefühl, sondern auch, weil wir mit den Tieren Mitleid haben“, erklärt Ratzke.
Die Schattenseiten der Sanierungsarbeiten
Die Vorbereitungen der Taubenhilfe sind nicht immer problemlos. In den letzten zwei Tagen mussten insgesamt 34 Eier ausgetauscht werden. Täglich erhalten die Ehrenamtlichen Notrufe von besorgten Bürgern, die verletzte Tauben oder gefundenen Küken melden. „Wir sind schon am Limit“, klagt Ratzke. „Die Anfragen übersteigen unsere Kapazitäten.“ Die Stadt hat der Taubenhilfe Unterstützung zugesagt, jedoch bleibt die Sorge um die Tiere bestehen.
Besorgnis um die Taubenpopulation
Die Taubenhilfe hat sich nicht nur um die Küken gekümmert. Sie nimmt auch verletzte Tiere auf und fühlt sich dafür verantwortlich, das Leid dieser oft missverstandenen Vögel zu lindern. „Das Elend, das uns bevorsteht, wenn wir nichts tun, macht mir große Sorgen“, sagt Birr nachdenklich. Die verantwortungsvolle Aktion zeigt, wie wichtig der Erhalt der Tiere für die örtliche Bevölkerung ist, auch wenn diese oft als lästig empfunden werden.
Wichtigkeit der Aufklärung
Angesichts dieser Situation ist es entscheidend, das Bewusstsein für die Lebensbedingungen von Stadttauben zu fördern und Lösungen für die steigenden Herausforderungen zu finden. Die Taubenhilfe leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Rettung der Küken und ermutigt die Gemeinschaft, Verantwortung für die natürlichen Bewohner der Stadt zu übernehmen.
INFO: Der B1-Tunnel an der Westfalenhalle wird seit Ende 2023 umfassend saniert. Bis Anfang 2025 sollen alle Baumaßnahmen abgeschlossen und die Nutzung des Tunnels wieder vollumfänglich gewährleistet sein. Die Herausforderungen mit den Tauben machen jedoch deutlich, dass natürliche und urbane Lebensräume oft in Konflikt geraten, insbesondere während umfangreicher Bauprojekte.
– NAG