Bonn (we). Im schönen Bonn, direkt unter dem imposanten Posttower, erstrahlt der Weinberg des Beethoven-Gymnasiums. Jedes Jahr sind es die Schülerinnen und Schüler, die die Trauben ernten. In diesem Jahr fiel die Wahl auf die Robuste Sorte „Regent“, die sich mit 88 Grad Öchsle, einem Indikator für den Zuckergehalt und die Qualität der Trauben, sehen lassen kann. „Der Wein ist wirklich angenehm, nahezu auf Kabinett-Niveau“, erklärt der Weinexperte Klaus Fröhlich. Ihm zufolge ist auch die Menge der Trauben beeindruckend. Schätzungen zufolge gibt die Ernte pro Jahrgang etwa 250 Flaschen Wein her, die dann versteigert werden, um die Partnerschule in Peru, das Collegio Ludwig van Beethoven, zu unterstützen.
Gerade war Elias, ein Abiturient des Beethoven-Gymnasiums, in Peru. Der 18-Jährige unterrichtete Englisch und entdeckte die Schönheit des Landes. „Die Armut dort ist bedrückend, aber das Unterrichten hat mir so viel gegeben. Ich habe beschlossen, Lehramt in Freiburg zu studieren“, berichtet Elias. Seine Klassenkameradin Charlotte, die bald ebenfalls nach Peru reisen wird, möchte ebenfalls Erfahrungen an der Partnerschule sammeln. Auf die Frage nach ihrem Berufsziel meint sie: „Ich bin mir noch nicht sicher, vielleicht werde ich auch Lehrerin wie Elias.“
Engagement und moderne Bildung
Beide jungen Menschen verkörpern die Philosophie des Beethoven-Gymnasiums, bei der die Förderung der Persönlichkeit und der sozialen Verantwortung im Mittelpunkt stehen. Die Schule hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und weg von desolaten Frontalunterrichtsformen hin zu moderneren Methoden bewegt. „Stundenlangen Frontalunterricht gibt es so gut wie nicht mehr“, erläutert Schulleiter Uwe Bramstedt. „Wir sind eine ‚bewegte Schule‘ und beziehen im November neue Klassenräume, die es uns ermöglichen, Gruppenarbeiten und zeitgemäße Lernmethoden umzusetzen.“ Das Lernen von Latein, ein wesentliches Fach an diesem humanistischen Gymnasium, wird heute ganz anders angegangen: „Es geht nicht mehr um Auswendiglernen oder das Erzeugen von ‚Roboter-Schülern‘. Stattdessen unterstützen wir die Entwicklung des logischen Denkens.“
Das Beethoven-Gymnasium ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte. Der Weinberg geht auf die Weingärten des Kurfürsten von Köln zurück und wurde anlässlich der Bundesgartenschau 1979 in Bonn ins Leben gerufen. Seither pflegen die Schülerinnen und Schüler diesen besonderen Ort und ernten die Trauben, die zu Wein gekeltert werden, der dann versteigert wird. Der Wein trägt den klangvollen Namen „Vinea Domini Archigymnasii Bonnensis“ und ist ein Symbol für die Verbindung zwischen Bildung und sozialer Verantwortung. Alle Einnahmen aus den Versteigerungen dienen der Unterstützung der Partnerschule in Peru.
Die Ernte ist also nicht nur ein weiteres Schulprojekt, sondern auch eine wertvolle Gelegenheit für die Schülerinnen und Schüler, praktische Erfahrungen zu sammeln und Verantwortung zu übernehmen. „Das ist ein einzigartiges Projekt, das nicht nur unseren Wein bereichert, sondern auch das Bewusstsein der jungen Leute für globale Themen schärft“, sagt ein begeistert wirkender Bramstedt.
Bezahlen lassen sich die edlen Tropfen nicht, da der Wein nicht zum Verkauf steht, sondern für die Versteigerung gedacht ist. Diese Veranstaltung heranzuziehen, sorgt nicht nur für eine spannende Schulaktivität, sondern auch für eine Möglichkeit, das Engagement und die Herausforderungen an der Partnerschule in Peru hautnah zu erleben.
Für weitere Informationen über das Weinlese-Event und die Hintergründe des Projekts, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.rheinische-anzeigenblaetter.de.