Bonn (dpa) – Ein angekündigter Anstieg der Portokosten wird die deutsche postalische Infrastruktur verändern. Die Bundesnetzagentur beabsichtigt, eine Preiserhöhung von etwa 10,5 Prozent für Briefsendungen zu genehmigen, was die Kosten für den Versand von Postkarten und Briefen erheblich beeinflussen wird. Der letzte Anstieg trat 2022 in Kraft, als sich die Preise um 4,6 Prozent erhöhten. Der nächste Schritt wird Anfang 2025 erfolgen, wobei die genaue Höhe der neuen Portokosten von der Deutschen Post festgelegt werden muss.
Die Preisanpassung wird als Reaktion auf die gestiegenen Kosten für die Logistikdienste gesehen. Als Universaldienstleister ist die Deutsche Post verpflichtet, Pakete selbst an abgelegene Orte zuzustellen, was zusätzliche Fahrtzeiten und Ausgaben mit sich bringt.
Offene Fragen zum Porto
Ende des Jahres wird die Bundesnetzagentur die neuen Portokosten endgültig genehmigen, die dann für zwei Jahre gelten. Alte Briefmarken bleiben jedoch weiterhin gültig; das Porto kann durch eine Ergänzungsmarke angepasst werden.
Einschätzung der Marktakteure
Die Deutsche Post zeigt sich unzufrieden mit den Plänen der Bundesnetzagentur und äußert Bedenken über die Höhe der zulässigen Preiserhöhung. Der Firmensprecher betont, dass der Preis für den Standardbrief derzeit rund 43 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt liegt. „Wir werden die Entscheidung der Bundesnetzagentur überprüfen und unsere Sichtweise darlegen,“ erklärte er. Im Gegensatz dazu sieht der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben die moderate Preissteigerung als notwendig und überfällig an, besonders angesichts gestiegener Kosten in den letzten Jahren.
Zusätzlich zur Erhöhung der Briefpreise steht die Post vor weiteren Herausforderungen. Der Gesetzgeber hat die Fristen für die Zustellung geändert: Ab 2025 sollen 95 Prozent der Briefe innerhalb von drei Werktagen zugestellt werden. Diese neue Regelung könnte dazu führen, dass Verbraucher länger auf ihre Sendungen warten müssen, trotz hoher Portokosten.
Entwicklung der Briefsendebriefe
Im digitalen Zeitalter haben Briefe an Relevanz verloren; immer mehr Menschen bevorzugen digitale Kommunikationsformen wie E-Mails oder Chat-Nachrichten. Dies führt zu einem signifikanten Rückgang der versendeten Briefe. Laut Angaben der Post wurden im vergangenen Jahr nur 5,9 Milliarden Briefe befördert, was einen Rückgang von einem Drittel im Vergleich zu vor zehn Jahren bedeutet. Im Gegensatz dazu steigt die Nachfrage für Paketlieferungen, da Online-Einkäufe zunehmen. 2023 stellte DHL in Deutschland rund 1,7 Milliarden Pakete zu, ein Anstieg von etwa zwei Dritteln im Vergleich zu 2013.
Mit all diesen Entwicklungen hat die Deutsche Post trotz eines Rückgangs der Briefsendungen weiterhin eine profitable Basis, unterstützt durch regelmäßige Preissteigerungen, die von der Bundesnetzagentur genehmigt werden. Die aktuellen Entwicklungen weisen auf einen tiefgreifenden Wandel in der Postdienstleistungslandschaft hin, der durch Kostendruck und sich verändernde Kommunikationsgewohnheiten vorangetrieben wird.