In Wolfsburg wird ein innovatives Bauprojekt ins Leben gerufen: Zwei hochmoderne, zwölfgeschossige Hochhäuser aus Holz, bekannt als „Woodscraper“, sollen im Neubaugebiet Hellwinkel Terrassen errichtet werden. Der feierliche erste Spatenstich ist für Freitag, den 18. Oktober, angesetzt. Dies geschieht in Anwesenheit von Bundesbauministerin Klara Geywitz, die ihr Kommen bereits verkündet hat.
Der Baustart hat sich aufgrund neuer Anforderungen bei der Wohnraumförderung durch das Land Niedersachsen um fünf Monate verzögert, sodass die Arbeiten erst jetzt beginnen können. Die GLS Bank, die als Bauherrin auftritt, investiert rund 58 Millionen Euro in das Projekt über eine Tochtergesellschaft.
45 Prozent der Wohnungen entstehen im geförderten Wohnungsbau
Die beiden Hochhäuser, die eine Höhe von fast 40 Metern erreichen, werden ausschließlich mit Mietwohnungen ausgestattet. Besonders hervorzuheben ist, dass 45 Prozent der insgesamt 106 Wohnungen im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus angeboten werden, was zu günstigeren Mietpreisen führen soll. Die restlichen 55 Prozent werden regulär vermietet. Im Erdgeschoss ist zudem ein Café geplant, das eine Terrasse für die Bewohner bieten wird.
Da Hochhäuser aus Holz in Deutschland noch eine Seltenheit sind, ist dieses Projekt in Niedersachsen wegweisend. Das Bauverfahren erfolgt nach dem Prinzip des Modulsystems. Hierbei werden vorgefertigte Elemente verwendet, die bereits Fenster und ähnliches beinhalten, sodass die Bauzeiten signifikant verkürzt werden. Architekt Jörg Finkbeiner erläuterte, dass eine Etage in nur vier Tagen fertiggestellt werden kann.
Baumaterial soll in Form der Kreislaufwirtschaft in ferner Zukunft weiter genutzt werden
Die Verwendung von Holz als Hauptbaumaterial und die Möglichkeit, diese Holzkonstruktionen in der Zukunft zu dekonstruieren und wiederzuverwenden, unterstreicht den ökologischen und nachhaltigen Ansatz des Projekts. Die Holzelemente werden unter dem Gesichtspunkt der Kreislaufwirtschaft gefertigt. Auch regenerative Energien, wie Geothermie und Photovoltaik, werden für die Energieversorgung der Gebäude genutzt, was zu einem nachhaltigen Energiekonzept führt. Das Bauprojekt wurde bereits mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis und dem Ecodesignpreis ausgezeichnet.
Innerhalb der zwei Bauwerke wird nicht nur außen Holz verwendet. Die tragenden Wände bestehen aus unbehandeltem Fichten- und Tannenholz, während die nicht tragenden Wände aus speziellen Strohtrockenbauplatten gefertigt werden. Diese sind mit Lehm verputzt und sollen sowohl Schallschutz als auch ein optimales Raumklima gewährleisten. Ein bedeutendes Ziel der Materialwahl ist auch die spätere Flexibilität des Gebäudes, sowohl in Bezug auf Umbauten als auch Abbrüche.
Obwohl Holz das Hauptmaterial ist, wird auch Stahlbeton für die sogenannten Erschließungskerne, wie Treppenhäuser und Versorgungsleitungen, benötigt. Diese Entscheidung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Berufsfeuerwehr, um höchste Standards im Brandschutz einzuhalten. Die Fassaden der Hochhäuser werden zudem mit Aluminium verkleidet, um eine beständige Außenschicht zu gewährleisten.
Zusätzlich war ursprünglich geplant, das Projekt wissenschaftlich zu begleiten. Eine Forschungsgruppe soll Erfahrungswerte und Erkenntnisse zur zirkulären Holzbauweise sammeln, um zukünftige ähnliche Bauprojekte zu fördern und zu unterstützen.
AZ/WAZ