Die Stimmung bei Volkswagen ist angespannt, und die Betriebsversammlung am 4. September in Wolfsburg hat dies eindrücklich verdeutlicht. Innerhalb von nur drei Tagen nach dem Bekanntwerden eines weitreichenden Sparplans, der die Zukunft des Unternehmens infrage stellt, hat Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo mit einer klaren Ansage für Aufsehen gesorgt. Mit einem entschlossenen Aufruf hat sie die Dringlichkeit der Situation hervorgehoben, indem sie erklärte, dass es um alles gehe – um die Existenz des Konzerns und die tausenden Arbeitsplätze, die daran hängen.
Cavallo betonte, dass die Krise nicht nur die rund 120.000 Mitarbeiter von Volkswagen betrifft, sondern auch die Gemeinschaft der Regionen, in denen die Werke ansässig sind. „Wenn dieser Antrieb erlahmt, dann wird es ganz bitter“, warnte sie in der vollbesetzten Halle 11. Die Abhängigkeit von den Arbeitsplätzen zieht lange Schatten: Schulen, kulturelle Einrichtungen und Sportvereine sind ebenso betroffen, wenn das Licht in den Werken ausgeht.
Die Probleme analysieren
Die Ursachen für die aktuelle Notsituation sieht Cavallo nicht bei den Mitarbeitern oder den hohen Personalkosten in Deutschland. Ihrer Auffassung nach ist der wahre Verursacher die Ineffizienz im Management. „VW krankt daran, dass der Vorstand seinen Job nicht macht“, kritisierte sie scharf. Das Vertrauen in die Unternehmensführung sei massiv beschädigt, und die wiederholten Änderungen in den Vereinbarungen und Prozessen bringen nur Verwirrung und Unsicherheit. „Wir müssen unsere Komplexität verringern und die Regelwut angehen“, appellierte Cavallo und forderte eine drastische Vereinfachung der Abläufe.
Die Verantwortung liegt ihrer Meinung nach klar beim Management. Es müsse von oben gefordert werden, dass klare Entscheidungen getroffen werden, die das gesamte Unternehmen betreffen. Cavallo spricht hier eine wichtige Botschaft aus: „Ohne diese Belegschaft werden wir aus dieser Krise nicht herauskommen.“ Diese Energien müssen genutzt werden, und die Mitglieder des Vorstands sollten sich fragen, wo ihr Konzept dazu sei.
Die Betriebsratsvorsitzende stellte klar, dass es mit ihr keine Werkschließungen geben werde. Ein Herunterfahren der Gehälter würde nicht zum gewünschten Ergebnis führen. „Die Sicherung der Arbeitsplätze muss ausgeweitet werden – und zwar weit über 2029 hinaus“, erklärte sie entscheidend. Ihre Worte machen deutlich, dass die derzeitige Strategie des Vorstands nicht ausreicht, um den Konzern zu stabilisieren.
Widerstand gegen unhaltbare Maßnahmen
In ihrem leidenschaftlichen Vortrag wandte sich Cavallo auch gegen die Pläne der Unternehmensführung, mögliche Standorte zu schließen und Mitarbeiter zu entlassen. Besonders Finanzchef Arno Antlitz und Markenchef Thomas Schäfer standen im Fadenkreuz ihrer Kritik. „Das ist eine Bankrotterklärung“, hatte sie kein Schamgefühl, dies unverblümt auszusprechen. Ihre Ansprache versinnbildlicht den Unmut und den Widerstand, der sich unter der Belegschaft anstaut, gegenüber einer Strategie, die als einseitig und kurzsichtig empfunden wird.
„Wir haben die Dinge in der Vergangenheit immer anders gelöst – partnerschaftlich, auch in Konfliktsituationen. Wenn Sie sich von dieser DNA verabschieden möchten, dann werden Sie auf erbitterten Widerstand der Belegschaft stoßen“, erklärte sie und schloss damit eine klare Botschaft an die Unternehmensführung. Cavallo fordert eine neue Richtung und den Mut, auch in Krisenzeiten zu investieren, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Angesichts dieser massiven Spannungen ist klar, dass VW in naher Zukunft vor großen Herausforderungen steht. Die Fragen, die aufkommen, betreffen nicht nur die internen Abläufe des Unternehmens, sondern auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen, die dazu führen könnten, dass das Unternehmen seine Verankerung in der Gesellschaft und der jeweiligen Wirtschaftskraft verliert. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, in welche Richtung sich Volkswagen entwickeln wird.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.news38.de.