In Harlesiel, wo das Meer auf die Sehnsüchte der Lebenden trifft, erlebte die MS „Nordwind“ eine bewegende Seebestattung. Immer mehr Menschen entscheiden sich gegen die traditionelle Erdbestattung und suchen nach einer letzten Ruhestätte auf den Wellen. Die Reederei Albrecht, bekannt für ihre Seebestattungen, berichtet von einem regelrechten Boom. Täglich stechen die Schiffe in See, um den Verstorbenen eine würdige letzte Reise zu ermöglichen.
Am Kai im Westhafen wartet Kapitän Manuel Gorfer auf die Trauergemeinde. An Bord ist die Urne des Verstorbenen, Karl aus Hohenrode, der seine letzte Reise an den Ort antreten wollte, der ihm 35 Jahre lang Heimat war. Karl, ein erfahrener Seemann, der für die Oetker-Flotte auf den Weltmeeren unterwegs war, wurde im Herzen seiner Liebsten verabschiedet. Die Trauernden, zwölf an der Zahl, nahmen Platz im Salon der „Nordwind“, während die Wellen sanft gegen das Schiff plätscherten.
Ein Abschied voller Emotionen
Der Moment der Beisetzung rückte näher. Kapitän Gorfer bereitete die Zeremonie vor; die Trauernden warfen Rosen ins Meer, während die Urne zwischen den Inseln Spiekeroog und Wangerooge zu Wasser gelassen wurde. „Das Meer ist ein Sehnsuchtsort“, erklärt Gorfer, und viele Trauernde entscheiden sich nach solchen Erlebnissen ebenfalls für eine Seebestattung. In einer Welt, in der der Friedhof oft als bedrückend empfunden wird, bietet das offene Meer eine lebendige, atemberaubende Alternative.
Als die Urne mit dem Kranz ins Wasser gleitet, läutet Gorfer die Schiffsglocke. Die Trauernden schauen gebannt zu, wie der Kranz auf den Wellen tanzt und schließlich am Horizont verschwindet. „Karls bester Freund in Norwegen, Ingolf, der braucht jetzt nur an den Strand zu gehen. Dann kommt Karl irgendwann vorbei“, sagt die Witwe mit einem bittersüßen Lächeln. Ein letzter Gruß auf hoher See, der die Herzen der Anwesenden berührt und die unvergängliche Verbindung zwischen Leben und Meer symbolisiert.
Details zur Meldung
