In der Wesermarsch droht eine dramatische Versorgungskrise für Menschen mit psychischen Erkrankungen! Patienten müssen sich auf unerträgliche Wartezeiten einstellen – oft mehr als sechs Monate, um einen Termin bei einem Psychotherapeuten oder Psychiater zu bekommen. Die Kliniken sind überlastet und winken häufig ab. „Wir rutschen offenen Auges in eine Versorgungskrise“, warnt Klaus Brose, Geschäftsführer des Sozialpsychiatrischen Verbundes Wesermarsch, bei einer Diskussionsrunde im Theater Fatale. Die Situation ist alarmierend!
Die Podiumsdiskussion, die sich mit den Herausforderungen psychischer Belastungen in der heutigen Zeit auseinandersetzte, brachte Fachleute und Betroffene zusammen. Themen wie Alltagsstress, die Folgen des Krieges in Europa und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie wurden intensiv diskutiert. Der Austausch war nicht nur notwendig, sondern auch ein Hilferuf an die Gesellschaft. Bei der Veranstaltung wurde der bewegende Film „Ich bin ich – ich bin mehr als meine Diagnose“ gezeigt, der eindrucksvoll die Stimmen von über 50 Menschen mit psychischen Erkrankungen präsentiert. Regisseurin Andrea Rothenburg, Tochter eines Psychiaters, setzt sich mit ihrem Projekt „Grüne Schleife“ für mehr Solidarität mit Betroffenen ein.
Stigmatisierung und Versorgungsmängel
Die Betroffenen leiden nicht nur unter ihren Erkrankungen, sondern auch unter Scham und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Die Diskussion, geleitet von Klaus Brose, verdeutlichte die unzureichende Versorgungssituation in der Wesermarsch. Während die Krisenfälle zunehmen und Zwangsunterbringungen häufiger werden, fehlen mobile Krisenteams und ausreichend ausgebildete Ärzte. Die nächstgelegene Klinik, die Karl-Jaspers-Klinik in Oldenburg, hat zudem keine Notfallambulanz. Engagierte Hausärzte und ambulante Pflegedienste sind überfordert mit der sich seit Corona verschärfenden Lage.
Vernetzung und Lösungen
Beate Deppe, Psychologin vom Caritas-Verband, betont, dass trotz aller Bemühungen die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung noch erhebliche Lücken aufweist. Um diesen Mangel zu beheben, sind engere Vernetzungen und der Ausbau vorhandener Beratungsangebote dringend erforderlich. Edith Witt von der Paritätischen Suchthilfe Niedersachsen fordert die Schaffung von Entgiftungsplätzen in der Helios-Klinik in Nordenham und im St.-Bernhard-Hospital in Brake. Zudem sollte die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Wichernstiftes in Ganderkesee weiter gestärkt werden. Die Situation ist kritisch, und sofortige Maßnahmen sind gefragt!