In den letzten Monaten haben immer mehr Mieter in Nordenham und Bremerhaven Auseinandersetzungen mit ihren Vermietern wegen der Anmeldung von Eigenbedarf erlebt. Dies führt zu einem Anstieg an Verdachtsmomenten, dass einige Wohnungen nicht aus berechtigten Gründen als Eigenbedarf angemeldet werden. Der Mieterverein Bremerhaven, der auch für Nordenham aktiv ist, äußert, dass immer wieder bemerkenswerte Anfragen eingehen, bei denen Mieter annehmen, dass ihre Vermieter falsche Ausreden nutzen, um sie loszuwerden.
Sybille Kassebaum-Liermann, eine führende Figur im Mieterverein, weist darauf hin, dass Eigenbedarf in der Regel ein legitimes Recht der Vermieter ist. Das bedeutet, dass Vermieter ihre Mieträume für sich selbst oder Angehörige beanspruchen dürfen. Doch nicht selten wird das Anmelderecht als Mittel genutzt, unliebsame Mieter zu entsorgen. „Es gibt verschiedene Szenarien, die zu solchen Streits führen“, erklärt Kassebaum-Liermann. Beispielsweise könnten Mieter, die auf Mängel in ihrer Wohnung hinweisen oder Mietsenkungen anstreben, auf Eigenbedarf stoßen, um für einen neuen Mieter höhere Mieten zu verlangen.
Überprüfung von Eigenbedarf
Der Mieterverein Bremerhaven unterstützt Mieter, wenn sie die Absicht ihres Vermieters in Frage stellen. „Es genügt nicht, einfach nur zu erklären, dass Eigenbedarf angeblich besteht“, so Kassebaum-Liermann. Mieter können Hilfe suchen, um die tatsächlichen Gründe für die Kündigung zu überprüfen. Der Mieterverein gibt Hinweise zur Vorgehensweise, beginnend mit der Überprüfung der vom Vermieter angegebenen Gründe.
Eigenbedarf muss nachweisbar sein—das bedeutet, es sind fundierte Erklärungen notwendig, wie etwa der Umzug von Verwandten. Bei Unstimmigkeiten zwischen Mieter und Vermieter ist der Mieterverein bereit, ein Anschreiben zu verfassen und im Streitfall auch rechtliche Schritte einzuleiten. In den vergangenen Monaten haben sich die Fälle, in denen Eigenbedarf angemeldet wurde, stark gehäuft, was Kassebaum-Liermann auf den angespannten Wohnungsmarkt zurückführt. Vermieter könnten versuchen, höhere Mieten durch neue Mietverträge zu erzielen, indem sie ihre jetzigen Mieter unter Druck setzen.
In Brake hingegen sind die Zustände anders. Der dortige Mieterverein berichtet von nur vereinzelten Fällen von Eigenbedarfsanmeldungen. Es zeigt sich, dass viele Mietwohnungen im Besitz von Gesellschaften sind, die selbstverständlich keine Eigenbedarfsanmeldungen einreichen. Zudem bieten die hier ansässigen Eigenheime möglicherweise für weniger Streitigkeiten Anlass, da weniger Menschen in der Region zur Miete wohnen, im Vergleich zu größeren Städten.
Der Vorstand des Mietervereins Brake schätzt, dass auch hier eine große Dunkelziffer an Eigenbedarfsfällen existiert. „Nicht jeder, der in einer solchen Situation ist, sucht Hilfe“, ist die ernüchternde Realität. Sollte es jedoch zu einem Streit über Eigenbedarf kommen, bieten die Mietervereine in beiden Städten Unterstützung an, um herauszufinden, ob die Anmeldung rechtmäßig ist oder ob wirklich lediglich höhere Mietpreise angestrebt werden.
Der Trend zu steigenden Konflikten um Eigenbedarf in Nordenham und Bremerhaven zeigt, wie wichtig es ist, die Rechte der Mieter zu kennen und sich im Falle eines Streits zu informieren und rechtlich beraten zu lassen. Die unklare Situation auf dem Wohnungsmarkt hat den Handlungsbedarf erhöht, sowohl für Vermieter als auch für Mieter, und unterstreicht die Notwendigkeit starker vertrauenswürdiger Organisationen, die sowohl als Berater als auch als Unterstützer fungieren können.
Für weitere Informationen über die aktuellen Entwicklungen und die Unterstützung durch die Mietervereine, kann man die Berichterstattung auf www.nwzonline.de verfolgen.