Die Region der Wesermarsch sieht sich derzeit dramatischen Herausforderungen gegenüber, da die Blauzungenkrankheit die Landwirtschaft stark beeinträchtigt. Tierärzte und Landwirte berichten von heftigen wirtschaftlichen Verlusten, während die Kommunikation zwischen den Betroffenen und den zuständigen staatlichen Stellen verbessert werden muss.
„Als wir hörten, dass das Virus namens BTV-3, das Rinder, Ziegen und Schafe betrifft, aus Holland anrollt, waren wir alarmiert. Doch als es tatsächlich hier ankam, richtete es massive Schäden an“, erklärt Dr. Asmus Erichsen, ein erfahrener Tierarzt aus Nordenham-Atens. Diese Virusinfektion, übertragen durch kleine Mücken namens Gnitzen, hat alle Milchviehbetriebe in der Region in Mitleidenschaft gezogen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die wirtschaftlichen Folgen sind erheblich. Erichsen führt an, dass die Zahl der erforderlichen Klauen-Amputationen in diesem Jahr aufgrund entzündeter Klauen tenfach gestiegen ist. Das Virus bleibt in den infizierten Tieren aktiv und kann über 100 Tage lang Schaden anrichten. Die Erkrankungen verlaufen oft über zwei bis drei Wochen und die Langzeitfolgen sind noch unklar. Bei vielen Betrieben ist die Situation so gravierend, dass in Zukunft mit weiteren Problemen zu rechnen ist.
Ein besonders belasteter Landwirt, Stephan Bremermann, führt seit 30 Jahren einen Betrieb in Potenburg bei Tossens und berichtet von einem dramatischen Rückgang seiner Milchproduktion. "Meine Kühe gaben innerhalb von nur zwei Wochen bis zu 20 Prozent weniger Milch und acht Tiere sind gestorben", klagt der 54-Jährige. Solche Schicksale sind in der Umgebung keine Seltenheit.
Zusätzlich zur verminderten Milchleistung sind auch Fortpflanzungsprobleme und Fehlgeburten bei den Kühen zu beobachten, was die Situation für die Landwirte noch ernster macht. Diese Entwicklung belastet nicht nur die Tiere, sondern auch die finanzielle Lage der Betriebe.
Kritik an der staatlichen Kommunikation
Die Informationspolitik der zuständigen staatlichen Stellen wird von vielen Agrarvertretern kritisiert. Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes, äußert Unverständnis über die unsichere Kommunikation bezüglich der Impfungen. „Es war frustrierend zu hören, dass die Symptome bei Rindern als mild galten, während wir die erdrückenden Ergebnisse sahen“, so Padeken. Ein großes Fragezeichen bleibt auch bezüglich der Härtebeihilfe der Niedersächsischen Tierseuchenkasse, die nur für nachweislich geimpfte Tiere Auszahlung vorsieht.
Erst Ende August wurde eine klare Impfempfehlung ausgesprochen, jedoch bleibt die Unsicherheit groß. Landwirte müssen sich nicht nur mit dem Virus selbst auseinandersetzen, sondern auch mit der bürokratischen Hürde, die sich um die finanzielle Hilfe rankt. Viele Landwirte äußern sich frustriert darüber, dass diese Form der Unterstützung erst im Jahr 2024 anlaufen soll.
In einem mehrheitlich verheerenden Zustand hat der Vorstand des Tierseuchenfonds der Wesermarsch eine Härtebeihilfe beschlossen. Diese soll für Kühe greifen, die in diesem Jahr durch die Krankheit verstorben sind, unabhängig davon, ob sie geimpft wurden oder nicht. Zwar ist die Hilfe auf etwa 200 Euro pro betroffenen Tier begrenzt, doch der Gesamtetat für diese Maßnahme beträgt nur 200.000 Euro.
Die Situation stellt eine echte Herausforderung für die Landwirte in der Wesermarsch dar und verdeutlicht die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Landwirten und den staatlichen Institutionen. Immer mehr Stimmen fordern ein klares Handeln, um diese Tierseuche einzudämmen und den Betrieben in der Region zu helfen, die sich inmitten dieser Krise befinden.
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