In Etelsen, speziell auf dem Hof der Familie Beckröge, steht die Zeit wieder ganz im Zeichen der bevorstehenden Adventszeit. Während die Regale in den Supermärkten bereits mit Lebkuchen gefüllt sind, fragen sich viele, was auf den Weihnachtsbaumplantagen passiert. Die Beantwortung dieser Frage gestaltet sich aber als spannender Einblick in die tägliche Arbeit eines modernen Weihnachtsbaumzüchters.
Der traditionelle Baum wächst nicht von selbst, und das weiß auch Harm Beckröge, der zusammen mit seinem Sohn Carsten und dessen Frau Jara die Geschicke des Hofes lenkt. Der 76-Jährige bringt viel Humor in seine Erzählungen ein und betont, dass die Pflege der Weihnachtsbäume mehr Aufwand erfordert, als manch einer annehmen möchte. Auf einer Fläche von acht Hektar kümmern sie sich nicht nur um die beliebten Nordmanntannen, sondern auch um verschiedene Feldfrüchte wie Raps und Weizen.
Umfangreiche Pflege und Bauformen
Die Pflege der Weihnachtsbäume ist ein konstanter Prozess. Im Mai, zu einer Zeit, in der die Triebe der Bäume besonders aktiv sind, wird die Aufmerksamkeit der Beckröges intensiver gefordert. „Die meisten Kunden wollen pyramidenförmige Bäume“, erklärt Harm Beckröge. Dadurch entsteht der Bedarf an regelmäßigem Formschnitt, um das gewünschte Aussehen zu gewährleisten. Neben der Schnittarbeit ist der Umgang mit Unkraut ein zentrales Thema der Baumpflege.
Für größere Exemplare, die über 2,5 Meter hoch sind, nutzt Carsten Beckröge eine besondere Technik – er arbeitet auf Stelzen. „Das gibt mir zusätzlichen Schwung und Bewegung beim Schneiden“, sagt er. Diese Vorgehensweise ermöglicht es ihm, komfortabel und sicher zu arbeiten, während er sich gleichzeitig im Bewusstsein bewegt, dass ein Sturz unerwünscht wäre.
Die Sommermonate sind auch für die Markierung der Bäume von Bedeutung. Im Juli werden mithilfe einer drei Meter langen Messlatte die Bäume für die bevorstehende Ernte vorbereitet. Jeder Baum erhält ein farbiges Etikett, das die spätere Verkaufsgröße anzeigt. Bäume, die nicht den spezifischen Kriterien entsprechen, werden als „Angebotsbaum“ klassifiziert und verändern ihren Status in der kommenden Saison.
Die kommenden Monate bringen dann eine „heiße Phase“ für die Beckröges mit sich. „Kurz vor dem ersten Advent beginnt das Schlagen der Weihnachtsbäume“, erzählt Harm Beckröge. Dabei wird das Team durch eine Gruppe Helfer unterstützt, um die edlen Gewächse für die Verkaufsstände vorzubereiten. Diese hochsaisonale Arbeit erfordert viel Koordination und Teamarbeit.
Witterungseinflüsse und Erntezeit
Das Wetter beeinflusst maßgeblich die Qualität der Weihnachtsbäume. In diesem Jahr konnten die Beckröges mit extremer Hitze nicht praktischerweise umgehen – stattdessen war es der übermäßige Regen, der Herausforderungen mit sich brachte. „Zu viel Wasser wäscht die Nährstoffe aus, was die Farben der Bäume beeinträchtigen kann“, erklärt Harm Beckröge weiter und verweist auf die Notwendigkeit der Düngung, um das gewünschte, kräftige Grün zu erhalten.
Obwohl die Beckröges mit den klimatischen Einflüssen umgehen mussten, können sie auf eine positive Bilanz blicken. „Insgesamt wachsen hier über 1.000 Nordmanntannen, von denen viele zur Vorweihnachtszeit einen neuen Platz finden“, sagt Carsten. Der Tradition des weihnachtlichen Baumschlagens wird hier mit viel Eifer und Engagement begegnet.
Mit einem klaren Fokus auf Qualität und Pflege, bringen die Beckröges nicht nur Weihnachtsbäume in die Stuben der Menschen, sondern auch den Geist einer handwerklichen Tradition, die in der heutigen schnelllebigen Zeit an Wert gewinnt. Die Bewirtschaftung eines Weihnachtsbaumfeldes ist mehr als nur eine Saisonarbeit; sie ist ein Handwerk, das mit Hingabe und Leidenschaft ausgeführt wird.
Einblicke in die Weihnachtsbaumzucht
Die Weihnachtsbaumzucht in Etelsen ist also mehr als nur ein Geschäft, sie ist Teil einer Familientradition. Durch Offenheit und innovative Ansätze ist die Familie Beckröge bestens auf die Herausforderungen der modernen Landwirtschaft vorbereitet, und sie trägt dazu bei, dass die festlichen Tannen in jedem Jahr strahlend und prächtig zur Verfügung stehen. Ein rundum durchdachtes Konzept, das alle Beteiligten begeistert und den Zauber der Weihnacht schon frühzeitig erlebbar macht.
Das Weihnachtsbaumgeschäft hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Teilnehmer an diesem Markt müssen sich zunehmend an veränderte Konsumgewohnheiten und Umweltschutzstandards anpassen. Insbesondere die Nachfrage nach nachhaltig und ökologisch angebauten Bäumen steigt. Verbraucher legen vermehrt Wert auf Herkunft und Anbauweise der Weihnachtsbäume, was für Landwirte wie die Familie Beckröge eine Herausforderung darstellt, aber auch eine Chance bieten kann.
Harm und Carsten Beckröge betonen, dass die Einhaltung ökologischer Standards essentiell für ihren Betrieb ist. Dies umfasst nicht nur den Verzicht auf chemische Unkrautvernichtungsmittel, sondern auch eine umweltfreundliche Düngung. Diese Praktiken entsprechen dem zunehmenden Interesse der Verbraucher an nachhaltigen Produkten und könnten sich positiv auf ihre Verkaufszahlen auswirken. Der Hof Beckröge setzt daher auf mechanische Methoden, um Unkraut zu entfernen, was nicht nur die Umwelt schont, sondern auch das Wachstum ihrer Bäume fördert.
Nachhaltige Praktiken in der Weihnachtsbaumproduktion
Ein wichtiger Trend in der Weihnachtsbaumproduktion ist die verstärkte Fokussierung auf Biodiversität und den Erhalt der lokalen Flora und Fauna. Landwirte versuchen, ihre Anbauflächen so zu gestalten, dass die natürliche Umwelt erhalten bleibt. Dies kann das Anpflanzen von Gehölzstreifen und das Fördern von Lebensräumen für Wildtiere umfassen. Der Hof Beckröge steht beispielhaft für diese Entwicklung, da die Familie stets darauf bedacht ist, nachhaltige Praktiken in ihren Betrieb zu integrieren.
Zusätzlich beobachten viele Weihnachtsbaumproduzenten den Trend hin zu „pflanzen statt fällen“. Diese Methode, die in einigen Regionen populär wird, ermöglicht es den Kunden, einen Baum in einem Topf auszuwählen, der nach den Feiertagen wieder eingepflanzt werden kann. Diese Alternative zum traditionellen Baumverkauf könnte für umweltbewusste Verbraucher besonders attraktiv sein. Die Beckröges haben jedoch festgestellt, dass dieses Konzept in ihrer Region noch nicht allzu verbreitet ist, dennoch beobachten sie es mit Interesse.
Marktentwicklung und Herausforderungen
Die Situation auf dem Weihnachtsbaummarkt wird zudem von steigenden Produktionskosten sowie dem zunehmenden Einfluss des Klimawandels beeinflusst. In Deutschland sind die Preise für Dünger und Saatgut in den letzten Jahren gestiegen. Solche Kostenerhöhungen stellen die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Erzeuger auf die Probe. Die Familie Beckröge hat auf diese Herausforderungen reagiert, indem sie Effizienzsteigerungen in ihrem Betrieb unternommen hat und auch innovative Anbaumethoden erforscht.
Statistisch gesehen ist die Nachfrage nach Weihnachtsbäumen in den letzten Jahren relativ stabil geblieben, allerdings könnten Wirtschaftsfaktoren wie Inflation oder Arbeitslosigkeit das Kaufverhalten in Zukunft beeinflussen. Laut einem Bericht des Deutschen Bauernverbandes zeigt sich jedoch, dass der Trend zu echten Weihnachtsbäumen in Deutschland anhält, während künstliche Bäume in der Beliebtheit leicht zurückgehen. Der Fokus auf regionale Produktion könnte auch eine attraktive Option für Verbraucher darstellen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen.
– NAG