Am Domgymnasium in Verden kommt es derzeit zu hitzigen Diskussionen, die von einer überraschenden Protestaktion begleitet werden. Seit der Einführung einer neuen Schulordnung im August diesen Jahres dürfen die Schüler während des Schulbetriebs keine Handys nutzen. Diese Regelung hat einige unzufriedene Schüler und deren Unterstützer dazu veranlasst, auf kreative Weise ihren Unmut kundzutun.
Auf dem Pausenhof macht ein über Nacht errichteter Turm aus Sitzbänken auf sich aufmerksam. Dieser nächtliche Protest in Gestalt eines zusammengetragenen Möbel-Hügels hat mittlerweile die Runde in sozialen Medien gemacht, wobei die Kritik klar formuliert ist: „Protest gegen das Handy-Verbot am Domgymnasium“. Die Schulleiterin, Dr. Dorothea Blume, bezeichnete die Aktion als potenzielle Gefahrenquelle für die Schüler und ließ die Sitzgelegenheiten umgehend entfernen.
Hintergründe der Schulordnung
Die neue Regelung, die den Handygebrauch regelt, wurde nach einem langen Beratungsprozess etabliert. Schulleiterin Blume zufolge wünschte sich die Schulgemeinschaft eine klarere Struktur. „Lieber wäre mir, das Land Niedersachsen hätte eine generelle Regelung getroffen. So bleibt jede Schule mit diesem Thema allein und muss eigene Lösungen finden“, erklärte sie. In Zusammenarbeit mit Schülervertretern, Eltern und Lehrern entstand schließlich dieses striktere Konzept.
Das Handyverbot gilt täglich von 7:54 Uhr bis 15:15 Uhr und schließt sowohl Schüler als auch Lehrkräfte ein. Während Schüler in den Pausen in einer speziellen „Kommunikationszone“ ihr Gerät für kurze Zeit nutzen dürfen, ist Lehrern dies im Lehrerzimmer erlaubt. Diese Einschränkungen sollen dazu beitragen, dass Schüler in den Pausen vermehrt miteinander kommunizieren anstatt mit ihrem Handy beschäftigt zu sein.
„Wir haben das bewusst gemacht, um den Schülern digitale Pausen zu ermöglichen. Es ist wichtig, dass sie wieder im direkten Kontakt zueinander stehen“, so Blume. Trotz der strengen Richtlinien zeigt sich die Schulleiterin optimistisch, da der Großteil der Schüler die neuen Regeln akzeptiert hat.
Kontroversen rund um die Regelung
Allerdings hagelte es auch Kritik. Melanie Hamann, Vorsitzende des Schulelternrats, stellt fest, dass es im Vorfeld der neuen Regelung eine Vielzahl an Meinungen gab: „Die Bandbreite der Einschätzungen war unglaublich. Einige Eltern forderten ein strengeres Verbot, während andere ein völlig freies Handeln der Kinder bevorzugten.“ Letztlich einigte man sich auf einen Kompromiss, der die Kommunikationszone ins Zentrum der Diskussion stellte.
Um möglichst viele Meinungen einfließen zu lassen, wurden sowohl Schüler als auch Lehrer beteiligt, um den geeigneten Platz für die Kommunikationszone zu bestimmen. Dabei galt es auch, Sitzgelegenheiten zu vermeiden, um die Nutzung von Handys zu minimieren. „Es ist klar, dass nicht jeder mit den Entscheidungen einverstanden ist“, so Hamann weiter, „doch wir hören positives Feedback. Schüler sagen wieder ,Guten Morgen’ und kommunizieren untereinander.“
Die neue Schulordnung wird am Jahresende auf den Prüfstand gestellt. „Aktuell sammeln wir Feedback bevor wir eine endgültige Bewertung abgeben. Die heutige Protestaktion war jedoch kein Anzeichen für eine sofortige Änderung“, unterstreicht Hamann.
Das Thema Handyverbot sorgt nicht nur am Domgymnasium für Gespräche, sondern ist ein heikles Thema an vielen Schulen. Silke Garbelmann, Vorsitzende des Kreiselternrates, berichtet von verschiedenen Regelungen, die in den unterschiedlichen Schulen getroffen wurden. Dennoch bleibt die Debatte über den richtigen Umgang mit Handys im Schulalltag lebhaft. Dr. Blume sieht in der Sitzbank-Aktion nichts Positives und bezeichnet diese als „groben Unfug“. Die Urheber des Protests bleiben bislang unbekannt, das Thema selbst aber wird wohl weiterhin für Gesprächsstoff sorgen.
Für weitere Informationen zu den Hintergründen der Protestaktion und der neuen Schulordnung, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.kreiszeitung.de.