Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 sind die geopolitischen Spannungen in Europa stark angestiegen, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit der Nachbarländer Russlands. Finnland, das eine lange Grenze zu Russland hat, ist von diesen Sorgen besonders betroffen. Nachdem Finnland im April 2023 der NATO beigetreten ist, hat der neue Präsident Alexander Stubb, der im März ins Amt trat, eine klare Positionierung des Bündnisses gegenüber Russland gefordert.
In einer Pressekonferenz, die im Brüsseler NATO-Hauptquartier stattfand, erklärte Stubb, dass die NATO sich angesichts der aktuellen Bedrohungen erneut auf ihre ursprüngliche Rolle als militärisches Verteidigungsbündnis besinnen sollte. Das Augenmerk liege dabei insbesondere auf Russland, das aus seiner Sicht die Hauptbedrohung darstelle. Stubb äußerte: „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir jetzt Zeugen davon werden, wie die NATO 3.0 geschaffen wird.“
Der Fokus auf Abschreckung und Verteidigung
Stubb betonte, es sei an der Zeit, sowohl an der Abschreckung als auch an der Verteidigung zu arbeiten. In Anbetracht der gemeinsamen Herausforderungen, vor denen die NATO-Staaten stehen, sei ein einheitlicher Ansatz entscheidend. Finnland beteiligt sich aktiv an Solidaritätsinitiativen innerhalb des Bündnisses und wird künftig eine zentrale Rolle im NATO-Kommandostruktur-Verbesserungsprogramm einnehmen.
Insbesondere die Kooperation mit den Vereinigten Staaten und anderen nördlichen Verbündeten wird hervorgehoben, um einen robusten militärischen Aufbau innerhalb der eigenen Streitkräfte zu gewährleisten. Stubb kündigte an, dass Finnland Teil eines gemeinsamen Kommandos in Norfolk, Virginia, sein wird, was die Fähigkeit zur schnellen Reaktion in Krisensituationen stärken soll.
Historische Veränderungen und öffentliche Stimmung
Der Beitritt zur NATO ist für Finnland ein bedeutender Schritt, der nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine vollzogen wurde. Vor diesem Konflikt war Finnland, wie viele skandinavische Nationen, bestrebt, neutral zu bleiben. Die öffentliche Zustimmung für eine NATO-Mitgliedschaft stieg jedoch dramatisch von 25 Prozent vor dem Krieg auf über 70 Prozent nach dem Einmarsch russischer Truppen, was die gravierenden Veränderungen im Sicherheitsdenken der Bevölkerung deutlich macht.
Stubb schloss seine Rede mit der Feststellung, dass Finnland ein Sicherheitsanbieter sein wolle. Die Bereitschaft der Bündnisstaaten, Finnland in diesen Bemühungen zu unterstützen, sei ein positives Zeichen und werde in den kommenden Zeiten von entscheidender Bedeutung sein. Für Finnland steht nun eine neue Ära der Zusammenarbeit mit NATO-Partnern an, die durch das gemeinsame Ziel der Sicherheit und Verteidigung gekennzeichnet ist.