Eine aufsehenerregende Entdeckung hat die Unterwasserforschung in diesen Tagen geprägt: Die Überreste des Passagierschiffs „Lyonnais“, das im Jahr 1856 im Nordatlantik sank, wurden von US-Tauchern auf dem Meeresboden gefunden. Der Fund kommt fast 170 Jahre nach dem Untergang des Schiffs, das, ähnlich wie die bekannte „Titanic“, eine tragische Geschichte birgt.
Die „Lyonnais“ wurde ursprünglich 1855 gebaut und war ein bemerkenswertes Beispiel für das damalige Schiffbauwissen. Sie war sowohl mit Segeln als auch mit einer Dampfmaschine ausgestattet und verfügte über einen Schiffspropeller sowie einen Eisenrumpf – innovative Technologien für die damalige Zeit. Die französische Reederei Compagnie Franco-Américaine setzte das Schiff ein, um den Transport über den Atlantik zu erleichtern.
Die Kollision in den Gewässern des Nordatlantiks
Am 2. November 1856, als die „Lyonnais“ mit 132 Passagieren auf dem Rückweg von New York nach Le Havre war, kam es zur Katastrophe. Das Schiff kollidierte mit dem US-Segelschiff „Adriatic“. Der Kapitän des „Adriatic“, Jonathan Durham, berichtete später, dass sein Schiff plötzlich auf die „Lyonnais“ zufuhr, was die Kollision unvermeidlich machte. Beide Schiffe waren schwer beschädigt, konnten aber zunächst ihre Fahrt fortsetzen. Während die „Adriatic“ es in den Hafen von Gloucester schaffte, sank die „Lyonnais“ nach einem weiteren Verdrängungswettbewerb mit dem Meer, und nur weniger als 20 Personen konnten gerettet werden – 114 Menschen verloren ihr Leben.
Der Untergang der „Lyonnais“ sorgte damals für großes Aufsehen und warf zahlreiche Fragen zum Schifffahrtsrecht auf. Kapitän Durham wurde aufgrund des Vorfalls verhaftet und in Frankreich verurteilt. Im Gegensatz zum Hype um die „Titanic“, der viele Jahre später einen kulturellen Höhepunkt mit aus Hollywood stammenden Filmen wie dem von James Cameron erreichte, fand das Schicksal der „Lyonnais“ keinen solchen medialen Rückhalt, wurde jedoch von dem renommierten Schriftsteller Jules Verne in seinem Werk „20.000 Meilen unter dem Meer“ literarisch verarbeitet.
Wrackfunde und deren Bedeutung
Der jüngste Fund der „Lyonnais“-Überreste geschah im August dieses Jahres, 320 Kilometer vor der Küste von Massachusetts. Jennifer Sellitti vom Unternehmen Atlantic Wreck Salvage berichtete, dass die Taucher trotz der schwierigen Bedingungen nur einige fragmentarische Überreste des Dampfers entdeckten. Der Nordatlantik gilt als eine „feindliche Umgebung“ für Schiffswracks, was die Suche über die Jahrzehnte hinweg enorm anspruchsvoll machte. Der Erhaltungszustand des Schiffs ist bedenklich, da die Strömungen und der Meeresboden das Wrack stark erodiert haben.
Im Gegensatz zur gut erhaltenen „Titanic“, die erst kürzlich aufgrund ihres fortschreitenden Zerfalls Schlagzeilen machte, zeigen die Reste der „Lyonnais“ die Herausforderungen, mit denen Unterwassersuchende konfrontiert sind. Mit der Bestimmung der Abmessungen eines Motorkessels konnte jedoch eindeutig festgestellt werden, dass die Funde tatsächlich von der „Lyonnais“ stammen.
Diese Entdeckung führt zu neuem Interesse an der Schifffahrtsgeschichte des 19. Jahrhunderts und an den Tragödien, die sich auf den Weltmeeren abspielten. Während sich die Debatte um den Erhalt historischer Schiffswracks intensiviert, stellt sich auch die Frage, wie bedeutend solche Funde für die maritime Forschung und das kulturelle Gedächtnis der Seefahrt sind.
Die Wahrnehmung von Schiffsunglücken hat sich seit den Tagen der „Lyonnais“ deutlich verändert. Solche Tragödien sind nicht nur ein Teil der Schifffahrtsgeschichte, sondern they bringen auch die fortschreitende Diskussion über den Schutz solcher unterseeischen Relikte mit sich. Eine detaillierte Untersuchung des Wracks könnte weitere Aufschlüsse über die Schiffbaupraktiken der damaligen Zeit bieten und ein besseres Verständnis für diese längst vergangenen, jedoch aufschlussreichen Geschichten ermöglichen.
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