Osnabrück (Niedersachsen) – In einer wahrhaft einzigartigen Initiative fand am Samstag in der Johanniskirche in Osnabrück ein Tattoo-Gottesdienst statt. Unter dem Motto „Wenn Glaube unter die Haut geht“ bot dieser besondere Anlass eine Kombination aus traditionellem kirchlichen Ritual und der Kunst des Tätowierens. Anstelle einer gewöhnlichen Predigt wurden die Teilnehmer eingeladen, nicht nur zu beten, sondern sich auch ein christliches Tattoo stechen zu lassen.
Die Aktion zielt darauf ab, neue Interessierte für den Glauben zu gewinnen und in einen Dialog mit der katholischen Kirche zu treten. So erklärte das Bistum, die Veranstaltung sei eine Möglichkeit, Menschen auf unkonventionelle Weise anzusprechen und die Barrieren zwischen Glaube und modernen Ausdrucksformen zu überbrücken.
Tätowierungen mit Bedeutung
Besucher des Gottesdienstes hatten die Chance, sich kostenlos mit verschiedenen christlichen Symbolen tätowieren zu lassen. Zur Auswahl standen Kreuze, Tauben, Lämmer und sogar eine Flamme. Diese Auswahl an Motiven ist mehr als nur ästhetisch; sie sind Teil der persönlichen Lebensgeschichten der Teilnehmer. Martina Kreidler-Kos, Leiterin der Abteilung Seelsorge im Bistum Osnabrück, betonte: „Tattoos sind nicht einfach nur Schmuck oder Accessoire. Mit den Tätowierungen verbunden sind Erfahrungen, zum Beispiel Trauer oder Verbundenheit.“
Die Hoffnung hinter dieser einzigartigen Verbindung zwischen Kirche und Kunst war, dass die Bilder auf der Haut den Menschen ermöglichen, ihre Siritualität und Lebensgeschichten miteinander zu teilen. Der Gottesdienst stellte somit nicht nur einen Akt des Glaubens dar, sondern auch eine Plattform für persönlichen Ausdruck und Kommunikation.
Zusätzlich zu den professionellen Tätowierern, die bei dieser Veranstaltung tätig waren, wurden auch bereits tätowierte Personen eingeladen, um ihre Geschichten und die Bedeutung ihrer Tattoos zu teilen. Dies förderte ein Gefühl der Gemeinschaft und ermöglichte einen Gesprächsthemen, die oft oft tabuisiert oder nicht öffentlich behandelt werden. Kreidler-Kos selbst ließ sich ein Tau-Kreuz stechen, das für ihre persönliche Verbundenheit mit der Spiritualität der Franziskaner steht und zugleich ein Zeichen des Segens und des Friedens ist. „Ich trage dieses Zeichen schon als Schmuckstück immer, ich kenne es also gut, und jetzt freue ich mich, dass es mir unter die Haut gehen wird“, äußerte sie sich vor ihrer ersten Tätowierung.
Diese kreative Form der Spiritualität könnte sich als wegweisend erweisen, da sie den Menschen eine neue Plattform bietet, um ihren Glauben auszudrücken. Die Kombination von Gottesdienst und Tätowierungen schuf eine besondere Atmosphäre, in der sowohl der Glaube als auch die Kunst zum Tragen kamen. Für die Teilnehmer war es mehr als ein Gottesdienst; es war ein Erlebnis, das sowohl körperliche als auch spirituelle Dimensionen anspricht.
Die Veranstaltung erregte großes Interesse und könnte möglicherweise die Art und Weise, wie kirchliche Zeremonien in Zukunft gestaltet werden, beeinflussen. Das Bistum hat mit dieser Initiative einen spannenden und innovativen Weg gefunden, um mit den Gläubigen in Kontakt zu treten und einen frischen, modernen Zugang zum Glauben zu fördern.