Der Tenor Benjamin Bernheim hat in den letzten Monaten bemerkenswerte Erfolge gefeiert, unter anderem bei den Salzburger Festspielen und der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele in Paris. Seine künstlerische Laufbahn begann am Opernhaus Zürich, wo er als festes Ensemblemitglied ins Spotlight trat. Trotz dieser Erfolge äußert Bernheim Bedenken, sich lediglich auf den Status eines „Star-Tenors“ festlegen zu lassen, was ihn veranlasst, neue künstlerische Wege zu beschreiten.
Bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Paris trat Bernheim im Stade de France mit einem beeindruckenden Auftritt auf. Er sang die „Hymne à Apollon“ von Gabriel Fauré und teilte die Bühne mit dem Pianisten Alain Roche, was für einen bleibenden Eindruck sorgte. „Es ist eine Form der Koinzidenz, dass ich in einem guten Moment meiner Karriere zu einem solchen Event eingeladen werde“, reflektiert Bernheim über diesen bedeutenden Auftritt. Diese Sichtweise unterstreicht seinen von Dankbarkeit geprägten Blick auf die jüngsten Erfolge.
Identität und kulturelle Herkunft
Geboren in Frankreich und in der Schweiz aufgewachsen, sieht sich Bernheim sowohl als französischen als auch als schweizerischen Tenor. Während er in Genf aufwuchs und in Lausanne studierte, hat er auch enge Verbindungen zur Kultur seines Geburtslandes. Er erklärt, dass seine muttersprachliche Prägung stärker französisch sei, aber er sich in der multilingualen Schweiz gut zurechtfindet. Diese kulturellen Wurzeln möchte er nun bei der Auswahl seiner Rollen stärker betonen. Darin sieht er ein Bedürfnis, das französische Repertoire, welches in den letzten Jahren vernachlässigt wurde, neu zu interpretieren.
Angesichts der zunehmenden Globalisierung des Klassikmarktes fürchtet er, dass Werke in seiner Muttersprache an den Rand gedrängt werden. Beispielsweise bemängelt er, dass viele französische Opern weniger aufgeführt werden als die italienischen oder deutschen Stücke. „Carmen“ ist eine Ausnahme, während andere wichtige Werke wie Gounods „Roméo et Juliette“ kaum noch zu hören sind, selbst in Frankreich. Diese Beobachtungen spornen ihn an, sein Engagement für französische Musik zu intensivieren.
Das Album und künstlerische Ambitionen
Sein neuestes Album, das den Titel „Douce France“ trägt, zeigt Bernheims Engagement für die französische Musiktradition. Hier verbindet er klassische Chansons mit Stücken aus dem 19. Jahrhundert und wagt sich an Klavierbegleitungen, die seine Flexibilität als Sänger unter Beweis stellen. Es ist eine Hommage an sein Heimatland und eine Ermutigung für andere Künstler, die französische Sprache in den Liedern nicht zu scheuen.
Bernheims Talente umfassen nicht nur das Chanson und die Oper, sondern auch die Fähigkeit, in unterschiedlichen musikalischen Stilen zu agieren. Seine Pläne umfassen eine Rückkehr zu bedeutenden Rollen wie Roméo und Werther sowie die Performances in Werken wie „Carmen“. Dabei möchte er dennoch nicht alle italienischen Partien aufgeben, bewegt sich vielmehr in einem breiten Spektrum. Dieses Streben nach Vielfalt kennzeichnet seinen künstlerischen Ansatz und lässt auf weitere interessante Entwicklungen hoffen.
Die Herausforderung für Bernheim könnte darin bestehen, sich von der Rolle des „Super-Tenors“ zu distanzieren, die ihm in den letzten Jahren zunehmend zugeschrieben wurde. Während er in der Vergangenheit viel Lob für seine Eleganz und seinen leichten Gesang erhielt, so hat er dennoch die Befürchtung, dass er in der Überfülle an Talenten, insbesondere im italienischen Repertoire, untergehen könnte. „Ich stelle meine Stimme in den Dienst des Geschichtenerzählens“, betont er und zeigt damit seine Überzeugung, dass die Ausdruckskraft wichtiger ist als der schiere Stimmumfang.
Sein künstlerisches Ziel bleibt klar: Bernheim möchte als vielseitiger Sänger im Gedächtnis bleiben und nicht lediglich als „Star-Tenor“. Um dies zu erreichen, plant er, sich auf sein französisches Erbe zu konzentrieren, während er gleichzeitig seine Fähigkeiten in verschiedenen Genres weiterentwickelt. Er ist dabei nicht allein auf den Sängermarkt angewiesen, sondern verfolgt einen persönlichen künstlerischen Weg, der ihn in seiner Identität und den Wurzeln verankert.
Die letzten Kritiken, speziell für seine Rolle in „Hoffmanns Erzählungen“ bei den Salzburger Festspielen, zeigen, dass er auch im französischen Repertoire noch mehr erreichen möchte, selbst wenn die Inszenierung von ihm nicht die besten Leistungen hervorbrachte. Bernheim betrachtet dies als Teil seines Wachstumsprozesses und sieht in Herausforderungen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Er blicken mit Zuversicht auf die kommenden Herausforderungen, in der Hoffnung, seine musikalische Identität weiter zu festigen und sein schauspielerisches Können weiter auszubauen.
In einem sich schnell verändernden Markt bleibt Bernheim gewillt, seinen künstlerischen Weg zu beschreiten, und bleibt sich dabei und seinem Erbe treu. Die Welt des klassischen Gesangs wird gespannt beobachten, wie sich dieser außergewöhnliche Tenor weiterentwickelt.
Weitere Informationen zu seinem Werdegang und seinen künstlerischen Herausforderungen sind auf www.nzz.ch nachzulesen.