(Landkreis Schaumburg) Vor genau 300 Jahren wurde Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, ein bemerkenswerter Landesherr, in London geboren. Er setzte sich mit zahlreichen Reformen für die Verbesserung der Lebensumstände seiner Untertanen in seiner Grafschaft ein. Inmitten der Aufklärung führte er umfassende Änderungen im Bildungswesen, in der Landwirtschaft und im Handwerk ein. Graf Wilhelm war bekannt dafür, bedeutende Denker seiner Zeit, wie Thomas Abbt und Johann Gottfried Herder, nach Bückeburg zu holen und pflegte intellektuellen Austausch mit Philosophen wie Voltaire und Moses Mendelssohn. Er gilt als einer der einflussreichsten Truppenführer und Militärtheoretiker, der die moralisch vertretbare Kriegsführung stets als oberstes Gebot ansah.
Um an die Verdienste und die vielseitige Persönlichkeit des Grafen zu erinnern, veranstaltete die Schaumburger Landschaft anlässlich seines 300. Geburtstags eine festliche Inspektionsreise. Vom 30. August bis 1. September ließ Graf Wilhelm mit einer Delegation seines Infanterieregiments die Region Schaumburg aufleben. Anders als bei den historischen Inspektionen aus dem 18. Jahrhundert begegnete der Graf jedoch den Bürgern des Jahres 2024.
Graf Wilhelms Besuch in Mittelbrink
Am 1. September besuchte Graf Wilhelm die Gemeinde Mittelbrink, die eine ganz besondere Verbindung zu seiner Person hat. An dem Ort, an dem der Graf vor über 250 Jahren den Grundstein für die Kolonistensiedlung legte, traf er auf eine herzliche Begrüßung durch die Einwohner, darunter auch den stellvertretenden Bürgermeister von Niedernwöhren, Ralf-Uwe Seeger. Die Atmosphäre war festlich und viele Bürger hatten sich versammelt, um dem ehemaligen Landesherrn ihre Ehre zu erweisen. Ralf-Uwe Seeger gab dem Grafen mit sichtlichem Stolz Auskunft über die Entwicklung der Siedlung, die von einer kargen Ansiedlung zu einem florierenden Dorf gewachsen war, und erhielt dafür viel Applaus.
Die Einwohner von Mittelbrink waren erfreut über das Interesse des Grafen an ihrer Geschichte und berichteten ihm lebhaft von vergangenen Zeiten und der Entwicklung des Ortes seit der Gründung durch seine Vorfahren. Graf Wilhelm, der von den neuartigen Lebensbedingungen und den Veränderungen in der Siedlung beeindruckt war, nahm sich Zeit, um mit den Bürgern zu plaudern und weiterführende Fragen zu stellen. Es war ein Moment der Freude und des Austauschs zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Besuch in der Hausbrauerei Meierhöfer
Im Anschluss führte die Reise den Grafen zur Hausbrauerei Meierhöfer in Vehlen, wo er sich über die traditionsreiche Mühle und das Braurecht informierte, das Braumeister Holger Meier 1999 erworben hatte. Graf Wilhelm zeigte sich begeistert von der Handwerkskunst, die in Vehlen gepflegt wird. Besonders bemerkenswert war für ihn, dass das Bier nach dem alten Reinheitsgebot von 1514 gebraut wird und nicht in Dosen, sondern frisch vom Fass oder aus Glasflaschen serviert wird. Dies erregte sein Interesse, und er ließ es sich nicht nehmen, die verschiedenen Biersorten zu kosten und die Qualität des Getränks selbst zu beurteilen.
Die Reise des Grafen in Schaumburg würdigte somit nicht nur die Geschichte und Tradition der Region, sondern auch die kontinuierliche Entwicklung und die Werte, für die er selbst Zeit seines Lebens kämpfte. Ein weiterer Teil der Inspektionsreise wird am 3. Oktober stattfinden, wenn Graf Adelmann Hagenburg, die Insel Wilhelmstein und Steinhude besucht, um die Tradition der Inspektionen fortzuführen.
– NAG