Am Montag präsentierte der Zughersteller Alstom in Deutschland eine bahnbrechende Technologie: Züge, die ohne Lokführer fahren können. Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, da sie eine Umrüstung bestehender Lokomotiven ermöglicht, ohne dass teure Neuanschaffungen oder umfangreiche Veränderungen an den Gleisen erforderlich sind. Andreas Florez von Alstom erläuterte, dass diese Technik speziell für ländliche Regionen erhebliche Vorteile bietet, da sie die bestehenden Strecken effizienter nutzen kann.
Aktuell werden in Salzgitter zwei Regionalbahnen von der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) getestet. Diese Züge sind mit modernster Sensorik und Kameratechnologie ausgestattet, um Hindernisse auf den Gleisen zu erkennen und die Signalanlagen auszuwerten. Das Fahrerlebnis wird zunächst über ein Tablet gesteuert, doch mittelfristig plant man eine zentrale Steuerung, die die autonomen Züge aus der Ferne überwacht, erklärt Thomas Nawrocki, Bereichsleiter für Fahrzeugmanagement bei der LNVG.
Automatisierte Betriebsabläufe
Nawrocki hebt hervor, dass die Umrüstung bestehender Fahrzeuge einen entscheidenden Schritt in der Modernisierung des Schienenverkehrs darstellt. Das derzeitige Problem des Fachkräftemangels, insbesondere bei Lokführern, könnte durch diese Technologie gemindert werden. Wenn Züge automatisiert fahren, könnte die Personalstruktur vereinheitlicht werden: Bei kürzeren Fahrten wäre nur noch eine Person notwendig, die im Notfall eingreifen kann, anstatt zwei wie bisher.
Um einen reibungslosen und sicheren Betrieb zu gewährleisten, ist allerdings eine „Notfall-Lokführerin“ oder ein „Notfall-Lokführer“ erforderlich, der im Zug bleibt. Diese Aufsichtsperson könnte im Ernstfall, etwa bei einem Baum auf den Gleisen, schnell eingreifen, um die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten. Der Einsatz von Personal bleibt also auch in Zukunft notwendig, insbesondere aus rechtlichen und sicherheitlichen Gesichtspunkten.
Forschungsprojekt und nächste Schritte
Diese innovative Technologie ist Teil eines umfassenden Forschungsprojekts mit dem Titel „ARTE“, das vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde. Neben Alstom und der LNVG sind auch das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie die Technische Universität Berlin an der Entwicklung beteiligt. Das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft und Verkehr unterstützt das Vorhaben mit 5,5 Millionen Euro. Die erste Testphase im automatisierten Fahrbetrieb soll bereits Ende des Jahres auf freier Strecke stattfinden, doch es wird noch einige Jahre dauern, bis die ersten Fahrgäste tatsächlich mit diesen Zügen unterwegs sein können.
Diese Fortschritte markieren einen bedeutenden Wandel im Schienenverkehr und könnten die Zukunft des Transporte in Deutschland nachhaltig beeinflussen. Während die Automatisierung voranschreitet, bleibt abzuwarten, wie sich rechtliche Rahmenbedingungen und Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr weiter entwickeln werden. Alstom führt damit nicht nur einen technologischen Wandel herbei, sondern trägt auch zur Diskussion um Effizienz und Nachhaltigkeit im Verkehrssektor bei. Die Herausforderung wird sein, eine Balance zwischen Fortschritt und Sicherheit zu finden und gleichzeitig den Bedürfnissen der Passagiere gerecht zu werden.
Für detailliertere Informationen zu dieser innovativen Technik und den Testphasen, siehe den Bericht auf www.ndr.de.