Die Stahlindustrie in Deutschland steht vor einem bedeutenden Wandel, da Unternehmen zunehmend auf umweltfreundliche Produktionsmethoden umsteigen möchten. Salzgitter AG hat bereits die ersten Schritte zur Transformation hin zu „grünem Stahl“ unternommen. In einem Interview mit Gunnar Groebler, dem Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens, wurde klargestellt, dass das Ziel ist, im Sommer 2026 die erste Charge grünen Stahls zu produzieren.
Groebler erklärte, dass im Rahmen des Projekts Salcos ein Hochofen durch eine Direktreduktionsanlage (DRI) und einen Elektrolichtbogenofen ersetzt wird. Dazu wird auch ein Elektrolyseur für die Wasserstofferzeugung eingerichtet. Der Umbau schreitet zügig voran, und es laufen derzeit Bauarbeiten auf dem Gelände, wo große Kräne die Strukturen für die neuen Anlagen errichten.
In Bezug auf die staatlichen Förderungen hat Salzgitter AG bereits eine Unterstützung von rund einer Milliarde Euro erhalten. Diese Förderung deckt lediglich den Umbau eines Hochofens ab, während das Unternehmen selbst über 1,3 Milliarden Euro investiert. Groebler ist optimistisch, dass die Transformation weiterhin auf eigene finanzielle Stärke bauen kann, solange die Marktbedingungen und der regulatorische Rahmen stimmen.
Herausforderungen und Erwartungen
Der Wandel hin zu grüner Stahlproduktion bringt große Herausforderungen mit sich, vor allem in Bezug auf die hohen Energiekosten in Deutschland und die benötigte Menge an Ökostrom. Groebler äußerte Bedenken, dass die aktuelle Strompreissituation nicht wettbewerbsfähig ist und wies darauf hin, dass langfristige Lieferverträge mit Windparkbetreibern bereits implementiert wurden, um den Bedarf an grünem Strom zu decken. Diese Verträge sollen etwa 40 Prozent des künftigen Bedarfs abdecken.
Eine kritische Frage ist der Wasserstoffbedarf für die DRI-Anlagen. Salzgitter AG hat bereits Ausschreibungen für Wasserstoffbedarf durchgeführt und über 100 Interessensbekundungen erhalten. Groebler erwartet eine Mischung aus inländischer und importierter Wasserstoffproduktion, aber auch hier müssen die Preise wettbewerbsfähig bleiben.
Die gesamte Stahlindustrie befindet sich derzeit in einer schwierigen Lage, wie Groebler feststellte. Salzgitter hat im letzten Jahr den niedrigsten Rohstahloutput der letzten zehn Jahre verzeichnet und wird 2023 voraussichtlich keinen Gewinn erzielen. Trotz dieser Herausforderungen verfolgt das Unternehmen das Ziel einer vollständigen Transformation bis 2033.
Groebler sieht die Notwendigkeit, die Eisen- und Stahlerzeugung in Deutschland zu halten, um die Qualität der Endprodukte nicht zu gefährden. Die Verlagerung der Produktion ins Ausland, wie von manchen in der Branche vorgeschlagen, wird von ihm als strategisch unklug betrachtet.
Für weitere Informationen und Details über die aktuellen Entwicklungen in der Stahlindustrie, verweisen sie auf den Artikel auf www.weser-kurier.de.