In der niedersächsischen Ortschaft Hornbostel gibt es neue Perspektiven für ein ehrgeiziges Projekt, das vor vielen Schwierigkeiten stand: das Aller-Wasserrad bei Hornbostel und Bannetze. Nachdem es zunächst aussah, als würde das Vorhaben scheitern, hat die Salzgitter AG angekündigt, wieder einzusteigen. Wietzes Bürgermeister Wolfgang Klußmann teilte dies auf Anfrage mit und betonte die Bedeutung des Wiedereinstiegs des Unternehmens in Höhe von 1,5 Millionen Euro. „Ich bin zurückhaltend geworden, aber jetzt habe ich schon die Hoffnung, dass das Projekt realisiert wird“, äußerte Klußmann.
Vor gut einem Jahr sah es düster für das Vorhaben aus; der frühere Umweltminister Stefan Wenzel hatte massive Zweifel an den wirtschaftlichen Verwertungschancen geäußert. Da es ohne Bundesförderung keine weiteren Mittel vom Land Niedersachsen gibt, schienen die Aussichten auf eine Realisierung gleich null. Doch auch wenn es hinter den Kulissen turbulent zuging, konnten durch intensive Gespräche möglicherweise neue Weichen für das Projekt gestellt werden.
Steigende Kosten für das Wasserrad
Ursprünglich war von Kosten in Höhe von 11 Millionen Euro die Rede, mittlerweile belaufen sich die Gesamtkosten auf etwa 15 Millionen Euro. Bereits vor einigen Jahren wurden drei Millionen Euro in das Fundament und zwei Millionen Euro in die Forschung investiert. Der Bau des Wasserrads sowie eine auf weitere sechs Jahre angelegte Forschung kosten voraussichtlich weitere 9,7 Millionen Euro.
Zwei Industriepartner, darunter die Pionext AG, wollen zusammen 5,4 Millionen Euro springen lassen. Das Land Niedersachsen ist bereit, mit 2,1 Millionen Euro zu unterstützen, wodurch der Bund gefordert ist, ebenfalls 2,2 Millionen Euro beizusteuern. Klußmann warnt davor, dass es schade wäre, wenn das Projekt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten scheitert, zumal der Rückbau aller bisher investierten Mittel auf drei bis vier Millionen Euro geschätzt wird. Interessanterweise würde die Industrie nicht investieren, wenn sie die wirtschaftliche Tragfähigkeit nicht als gegeben erachten würde.
Herausforderungen im politischen Raum
In politischen Kreisen war die Unterstützung des Wasserradprojekts in den vergangenen Jahren eher zurückhaltend. Die Energiewende wird oft über den Ausbau von Photovoltaikanlagen und Windkraft vorangetrieben. Interessanterweise sank der Bundesanteil zum Projekt mit dem Wiedereinstieg der Salzgitter AG von ursprünglich 3,7 Millionen Euro auf die aktuellen 2,2 Millionen Euro. Vor 2019 hatte das Unternehmen zusammen mit der Technischen Universität Braunschweig an dem Projekt gearbeitet, bis es sich zurückzog.
Das Wasserrad an der Aller hat Potenzial, einen Meilenstein für die Nutzung von Wasserkraft an Standorten mit geringer Fallhöhe zu setzen. In dem Projekt soll demonstriert werden, dass es auch bei niedrigen Gefällen und hohen Durchflussmengen wirtschaftlich möglich ist, Energie zu erzeugen. Dies könnte für künftige Vorhaben in anderen Regionen von Interesse sein, besonders in Deutschland, wo es zahlreiche Flüsse mit ähnlichen Merkmalen gibt. Größere Zielsetzung ist es, mit dem Wasserrad ökologische Energie für bis zu 1000 Haushalte bereitzustellen.
Die Planungen für das Wasserrad ziehen sich inzwischen über ein ganzes Jahrzehnt. Erste Arbeiten begannen 2015 mit den Fundamentschlägen. Neun Jahre später scheinen endlich die Voraussetzungen für eine Realisierung des Projektes gegeben zu sein.
Weitere Informationen zur finanziellen Unterstützung und den Entwicklungen des Projektes sind hier zu finden.