Lars Ruschmeyer, ein Landwirt aus Horstedt, blickt auf eine Erntesaison zurück, die von Höhen und Tiefen geprägt ist. Angesichts von Hochwasser und anhaltendem Regen kämpften viele Landwirte im Landkreis Rotenburg mit den Folgen der Witterungsbedingungen. Vor allem die Winterkulturen haben stark unter diesen widrigen Umständen gelitten. „Es ist frustrierend, wenn die Natur unsere Pläne durchkreuzt“, erklärt Ruschmeyer, der zusammen mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb führt.
Der Winterroggen, eine der Hauptkulturarten seiner Familie, musste aufgrund von Mutterkornbefall, einer gefährlichen Pilzkrankheit, zur Hälfte in eine Biogasanlage geschickt werden. „Ich habe das Zeitfenster für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verpasst“, gesteht er, und es wird klar, dass das Wetter in Kombination mit ungünstigen Anbaubedingungen die Freude am Ernten den Landwirten oft vergällt.
Veränderte Bedingungen für die Winterkulturen
Die Erntebilanz für Winterkulturen in Niedersachsen zeigt besorgniserregende Zahlen: Der Ertrag von Winterroggen sank im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent, und die Fläche für dessen Anbau verringerte sich um 29 Prozent. Ruschmeyer beschreibt die Winterkulturen als „die großen Verlierer in dieser Saison“. Auch bei Winterraps, Wintergerste und Winterweizen gab es erhebliche Einbußen. Die Felder waren häufig zu nass, um sie zu befahren, was die Pflanzenschutzmaßnahmen und Düngungen stark beeinträchtigte. „Getreide reagiert sehr empfindlich auf solche Bedingungen“, fügt er hinzu.
Vor den Herausforderungen stehen auch andere Landwirte, die sich gezwungen sahen, ihre Anbaupläne zu überdenken. Im Landkreis Rotenburg entscheiden sich viele dazu, betroffene Felder aufzugeben und stattdessen mit Sommerfrüchten neu zu bepflanzen. Dies bedeutet zusätzliche Kosten und Arbeitsstunden, die nicht eingeplant waren. „Einzig der Mais sieht vielversprechend aus“, berichtet Ruschmeyer optimistisch.
Anpassungsstrategien der Landwirte
Die Familie Ruschmeyer hat Teile ihrer Felder in Brachland umgewandelt, um sich EU-Prämien zu sichern. „So wird der Naturschutz zu einer sinnvollen Lösung, die auch finanziell Vorteile bringt“, sagt Ruschmeyer. Diese Entscheidung spiegelt sich auch im Anstieg der Anbauflächen für Sommergerste wider, die im Vergleich zum Vorjahr um erstaunliche 82 Prozent zugenommen hat – eine Reaktion auf die schwierigen Bedingungen, die Winterkulturen zu kämpfen hatten.
Die Zuckerrüben haben sich hingegen gut entwickelt, doch die Kartoffeln, die ebenfalls auf viel Wasser angewiesen sind, haben unter der regenbedingten Krautfäule gelitten. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen meldet zwar eine insgesamt gute Kartoffelernte, doch die Qualität wird darunter leiden.
Das Wetter und der Klimawandel stellen nicht nur gegenwärtige Herausforderungen dar. Ruschmeyer erklärt, dass regenreiche Winter und trockene Sommer wahrscheinlich häufiger vorkommen werden und dies die Anpassungsstrategien der Landwirte erschweren könnte. „Die Wurzeln der Pflanzen werden schwach, wenn sie im Überfluss Wasser haben“, warnt er. In trockenen Phasen kann das knappe Wurzelwerk dann nicht ausreichend Wasser aus tieferen Erdschichten erreichen.
Um auf die Veränderungen reagieren zu können, plädiert Ruschmeyer für eine diversifizierte Anbaustrategie. Eine Mischung aus Winter- und Sommerkulturen sowie die Auswahl resistenter Sorten sind seiner Meinung nach entscheidend. Um dennoch flexibel auf wetterbedingte Ertragsausfälle zu reagieren, wünscht er sich Erleichterungen bei den bestehenden Vorschriften.
Langfristige Lösungen sind jedoch ebenfalls notwendig. Ruschmeyer appelliert an eine wirksame Klimapolitik, die auch die Landwirtschaft berücksichtigt. Er betont, dass ein globaler Ansatz erforderlich ist, denn die Landwirtschaft in Deutschland kann im internationalen Vergleich mit einer guten Klimabilanz aufwarten.
Das Bewusstsein für regionale Produkte stärken
Ruschmeyer sieht die Verbraucher in der Verantwortung und wünscht sich ein bewussteres Einkaufsverhalten, um die regionale Landwirtschaft zu unterstützen. „Niedrige Erzeugerpreise setzen uns unter Druck“, sagt er besorgt. Nach den Preisanstiegen während des Ukrainekriegs sind die Preise jetzt aufgrund steigender Importe aus anderen Ländern wieder gesunken. Hinzu kommen Ernteausfälle, was für viele Landwirte die Wirtschaftlichkeit gefährdet.
Die Herausforderungen sind groß, und die zukünftigen Anbaubesonderheiten bleiben ungewiss, während Landwirte weiterhin versuchen, sich an die sich verändernden Bedingungen anzupassen. Zu den Herausforderungen der vergangenen Erntezeit zählt bereits der Kostendruck, der durch Faktoren wie den Klimawandel verstärkt wird. In der Landwirtschaft ist die richtige Balance zwischen Ertrag, Kosten und den Auswirkungen des Wetters von fataler Bedeutung. Mehr Informationen und Details zu Ruschmeyers Erfahrungen und der aktuellen Landwirtschaftssituation in Niedersachsen sind hier zu finden.