Osnabrück

Über 400 Opfer seit 1945: Dunkelfeld sexueller Gewalt im Bistum Osnabrück

Im Bistum Osnabrück sind seit 1945 über 400 Opfer sexualisierter Gewalt dokumentiert, während die tatsächliche Dunkelziffer möglicherweise zehnmal so hoch ist – ein erschreckender Abschlussbericht enthüllt die erschütternden Missstände in der katholischen Kirche und fordert dringend ein Umdenken.

Im Bistum Osnabrück sind mehr als 400 Menschen seit 1945 Opfer von sexualisierter Gewalt geworden. Bei der Präsentation des Abschlussberichts, der an der Universität Osnabrück erstellt wurde, äußerte der Rechtswissenschaftler Hans Schulte-Nölke, dass die tatsächliche Zahl der Opfer möglicherweise noch viel höher liegt. „Die höchste Schätzung aus dem Dunkelfeld könnte beim Zehnfachen dieser Zahl liegen“, fügte er hinzu.

Diese Erhebung ist Teil einer umfassenden Studie, die die Vergehen innerhalb des Bistums beleuchtet. Laut den Daten wurden seit 1945 rund 3.000 Kleriker im Bistum beschäftigt, wobei 4,1 Prozent von ihnen als beschuldigt gelten. Diese Zahlen stehen im Einklang mit Erfahrungen in anderen deutschen Bistümern und international.

Vielfältige Formen der Gewalt

Die im Bericht umfassend dokumentierten Vergehen reichen von Distanzverletzungen bis hin zu schwerwiegenden Sexualstraftaten. Diese umfassende Analyse zeigt die gesamte Bandbreite an Übergriffen, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken.

Kurze Werbeeinblendung

Die Universität Osnabrück hatte die Studie in Auftrag gegeben, wobei die Forschungsarbeit unabhängig und unbeeinflusst vom Bistum blieb, wie Präsidentin Susanne Menzel-Riedl betonte. Der erste Zwischenbericht, der vor zwei Jahren veröffentlicht wurde, wies auf eklatante Fehler im Umgang des Bistums mit sexualisierter Gewalt hin und führte zum Rücktritt des ehemaligen Bischofs Franz-Josef Bode.

Fortschritte und Herausforderungen

Schulte-Nölke hob hervor, dass im Bistum Osnabrück eine bemerkenswerte „Lernkurve“ zu erkennen sei, die sich positiv entwickle. Dennoch äußerte er auch Kritik an den noch unzureichenden Leistungen für die betroffenen Personen, die oft hinter dem zurückbleiben, was staatliche Gerichte in klaren Fällen zusprechen würden. Diese Beobachtungen unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Reformen und Unterstützung für die Opfer.

Die Komplexität des Themas und die Vielzahl der festgestellten Missstände werfen einen Schatten auf den Fortschritt im Umgang mit sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche. Während der Bistum Osnabrück Schritte in die richtige Richtung unternimmt, steht der Weg zur vollständigen Aufklärung und Gerechtigkeit noch bevor.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"