Der Widerstand der Gewerkschaften in Osnabrück
Am 11. März 1933 ereignete sich in Osnabrück ein gewaltsamer Überfall auf das örtliche Gewerkschaftshaus, ein Ereignis, das sowohl die anwesenden Sozialdemokraten als auch die Mitglieder der Gewerkschaften in Angst versetzte und die politischen Spannungen in der Stadt dramatisch erhöhte. In einem Klima, das von Repression und Angst geprägt war, fanden sich zahlreiche Gewerkschafter und Sozialdemokraten in einem Schutzraum zusammen, der schon bald zur Zielscheibe der neuen nationalsozialistischen Macht wurde.
Die Bedeutung des Gewerkschaftshauses
Das Gewerkschaftshaus am Kollegienwall 14 war ein zentraler Anlaufpunkt für Sozialdemokraten und Gewerkschafter, die sich hier über ihre Rechte austauschten und Strategien zur Verteidigung ihrer Interessen entwickelten. In Zeiten, in denen das politische Klima immer repressiver wurde, bot dieses Gebäude einen Raum für Diskussionen und den Zusammenhalt der Genossen. Dieses Zentrum der sozialen Bewegung wurde jedoch von den neuen Machthabern als Bedrohung wahrgenommen und bezeichnete sich selbst als „Bonzenkloster“.
Der Überfall und die Gewalt
Die Ereignisse des 11. März selbst wurden von einer Augenzeugin, Elisabeth Schäfer, eindringlich beschrieben. Eine Gruppe bewaffneter Nationalsozialisten, darunter Mitglieder von SA und SS, stürmte das Gewerkschaftshaus und schoss dabei planlos in die Luft. Trotz der Versuche, sich hinter Barrikaden zu schützen, wurden viele Gewerkschafter brutal angegriffen, was die gravierende Bedrohung für alle, die sich gegen das neue Regime stellten, deutlich machte. Die Polizei, die anfangs eingreifen sollte, zeigte kein Interesse daran, die Angriffe aufzuhalten, was weitgehend zu einer allgemeinen Atmosphäre der Gesetzlosigkeit führte.
Der Verlust der politischen Macht
In den Wochen nach diesem Überfall verschärfte sich die rassistische und politische Verfolgung zunehmend. Die Sozialdemokratische Partei, die seit Monaten im Visier der Nationalsozialisten stand, verlor ihre politischen Handlungsspielräume. Die darauf folgende Zerschlagung der freien Gewerkschaften in Osnabrück war die logische Konsequenz: Die „Deutsche Arbeitsfront“ übernahm schließlich die Rolle der ehemaligen Gewerkschaften und verwandelte das einstige Gewerkschaftshaus in eine Einrichtung, die nun vollkommen unter der Kontrolle des Nationalsozialismus stand.
Der Stillstand der Demokratie
Der Überfall auf das Gewerkschaftshaus und die damit verbundenen Gewaltakte symbolisieren den dramatischen Verlust der demokratischen Grundrechte, den die Menschen in Deutschland unter dem Nationalsozialismus erlitten. Am 24. März 1933 verabschiedete der Reichstag das Ermächtigungsgesetz, welches der NSDAP volle Kontrolle über die deutschen Institutionen ermöglichte. Die erschreckende Realisierung, dass die sozialen und politischen Strukturen, die lange für die Rechte der Arbeiter gekämpft hatten, nun zerstört waren, hinterließ im kollektiven Gedächtnis der Stadt tiefe Spuren.
Ein bleibendes Erbe
Heutzutage erinnert eine Informationstafel am alten Gewerkschaftshaus an die bewegte Geschichte des Ortes, an dem einst die Stimmen der Arbeiterbewegung hallten. Die gesellschaftlichen Bedingungen, die zur Zerschlagung dieser Bewegungen führten, sollten uns heute ebenso ein Mahnmal sein, um die Verteidigung der Demokratie und der Menschenrechte aktiv zu fördern.
In einer Zeit, in der wir über die Geschichte nachdenken und erkennen müssen, wie leicht unter einem autoritären Regime auch kulturelle und soziale Errungenschaften verloren gehen können, bleibt das Gewerkschaftshaus ein wichtiges Symbol für den Widerstand und das Engagement für soziale Gerechtigkeit.
– NAG