Gedenken an die Opfer der Aktion T4
Am 29. September wurde am Mahnmal Gertrudenberg in Osnabrück eine bedeutende Gedenkveranstaltung abgehalten. Die Aktion „T4“, benannt nach der damaligen Adresse in der Tiergartenstraße 4 in Berlin, steht symbolisch für die grausame Vernichtung von psychisch kranken und behinderten Menschen durch das nationalsozialistische Regime. An diesem Tag wurde nicht nur der Opfer gedacht, sondern auch an das Massaker, das vor 85 Jahren in Wejherowo stattfand, wo viele psychiatrische Patienten systematisch ermordet wurden.
Nicole Verlage vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) eröffnete die Veranstaltung mit bewegenden Worten, gefolgt von einer Vertreterin von OMAS GEGEN RECHTS, die die unermesslichen menschlichen Verluste von über 70.000 Opfern der T4-Aktion hervorhob. Der Euthanasie-Erlass von 1939, der die Rasterfahndung nach „unwertem Leben“ legalisierte, hatte verheerende Auswirkungen und führte zu einer breiten Zwangsdeportation und Ermordung von über 200.000 Menschen in Deutschland und den besetzten Gebieten. Dieses historische Vergehen zeigt brutal, wie der Rassenwahn des NS-Regimes in und außerhalb von Anstalten verankert war.
Verschleppt und ermordet
Hartmut Böhm von der VVN-BdA richtete sein Augenmerk auf die lokale Geschichte und erinnerte an sechs Osnabrücker*innen, die von den Nazis verschleppt und ermordet wurden. Diese Schicksale wurden durch Stolpersteine gewürdigt, die an diesen Orten verlegt wurden.
Beispielsweise war Jakob Beckers, geboren 1864, ein Opfer der Aktion. Nach einer zwangsweisen Unterbringung wurde er 1941 im Alter von 77 Jahren in der Gaskammer von Hadamar umgebracht. Auch Annelore Juliane Benning, geboren 1940, erlebte eine tragische Geschichte; wie viele ihrer Altersgenossen wurde sie 1944 während der NS-„Kinder-Aktion“ als unheilbar krank gemeldet und vermutlich ermordet. Diese Erinnerungen verdeutlichen die grausame Realität, der viele Menschen in dieser Zeit ausgesetzt waren.
Weitere Opfer wie Anna Sophie Blanke, Luise Brammer und Caroline Cord wurden ebenfalls erwähnt. Ihre Geschichten sind eindrucksvolle Zeugen eines unermesslichen Leids, das viele von ihnen in der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück erlitten. Furchtbare Umstände führten zur Tötung von Menschen, die keine Möglichkeit hatten, sich zu wehren. Dies bleibt ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte.
Wilhelm Dallmeyer, ein Lehrer und Dichter, lebte seine letzten Jahre unter schrecklichen Bedingungen, bevor auch er ins Konzentrationslager deportiert und ermordet wurde. Der Bezug solcher Einzelschicksale zu unserer heutigen Zeit wurde von den Rednern verdeutlicht – die Gefahr von Diskriminierung und das Stigma gegenüber Menschen mit Behinderungen sind nach wie vor präsent.
Die Veranstaltung wurde musikalisch von Nicole Goedereis-Buller, einer Flötistin der Universität Osnabrück, bereichert. Ihre Darbietung bot einen stark emotionalen Rahmen für das Gedenken, welches durch die Möglichkeit, Blumen an der Gedenkstätte abzulegen, ergänzt wurde.
Die Mahnung zur Achtsamkeit gegenüber gegenwärtigen und zukünftigen Diskriminierungen wurde von Böhm eindringlich unterstrichen. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ – dieser Satz ist nicht nur ein Rückblick auf die Vergangenheit, sondern eine Aufforderung, gegen jede Form der Abwertung von Menschen zu kämpfen.
Die Gedenkveranstaltung wurde vom DGB, der VVN-BdA und OMAS GEGEN RECHTS organisiert. Die Betonung auf dem Respekt und dem Wert jedes Lebens zieht sich als roter Faden durch die Berichte der Betroffenen. Der Einsatz für Akzeptanz und Teilhabe ist auch heute von enormer Bedeutung, um sicherzustellen, dass sich solch schreckliche Geschehnisse nie wiederholen.
Wer mehr über diese unerträglichen Geschehnisse und die Gedenkveranstaltungen erfahren möchte, findet vertiefende Informationen hier.