Christoph Daum ist am Samstag in Köln verstorben. Seinen Angehörigen zufolge ist er nach einem langen Kampf gegen den Krebs „friedlich im Kreise seiner Familie“ eingeschlafen. Der 70-Jährige galt viele Jahre als einer der lebhaftesten Trainer im deutschen Profifußball und hinterlässt ein bewegtes Erbe.
Daum konnte auf eine Karriere zurückblicken, die nicht nur mit Erfolgen, sondern auch mit Rückschlägen geprägt war. Sein Umgang mit der Krankheit, die er seit Herbst 2022 hatte, spiegelt seinen unermüdlichen Kampfgeist wider. Anfänglich zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück, doch bald erschien er wieder in Talkshows und gab Interviews. Seine Botschaft war klar: „Der Krebs hat sich den falschen Körper ausgesucht.“ Mit dieser Einstellung wollte er anderen Menschen Zuversicht geben.
Ein herausragender Trainer mit Persönlichkeit
Sein Leben war eine Aneinanderreihung von Herausforderungen, die er oft mit unerschütterlichem Mut anging. Bereits in der Schulzeit suchte Daum den Streit mit größeren und stärkeren Mitschülern, was seine unerschütterliche Willenskraft unter Beweis stellte. Diese Kampflust setzte er auch in seiner Fußballkarriere gekonnt um.
Seine Trainerlaufbahn begann beim 1. FC Köln, wo er überraschend gegen den etablierten FC Bayern und dessen Manager Uli Hoeneß antrat – ein mutiger Schritt, der schließlich beinahe zur Überwindung des bayerischen Fußball-Dominators führte. Diese Ehrfurcht vor Herausforderungen begleitete Daum sein ganzes Leben lang.
Doch mit großen Zielen kamen auch große Rückschläge. Nach seiner ersten Bundesliga-Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart im Jahr 1992 erlebte er eine herbe Enttäuschung, als er die Qualifikation zur Champions League aufgrund eines Wechselfehlers verspielte. Ein weiterer Knackpunkt in seiner Karriere war die Kokain-Affäre im Jahr 2000, die ihm die Chance auf den Posten des Bundestrainers kostete.
Die zahlreichen Rückschläge prägten sein Leben maßgeblich, doch Daum bewies immer wieder, dass man nach einem Sturz auch wieder aufstehen kann. Diese ansteckende Zuversicht äußerte er oft mit den Worten: „Du kannst hinfallen. Es ist auch nicht entscheidend, wie oft du hinfällst. Du musst nur immer wieder aufstehen.“
Nach seinen dunklen Kapiteln ging Daum stets gestärkt aus seinen Krisen hervor. Er sammelte Titel in Österreich und der Türkei, führte den 1. FC Köln zurück in die Bundesliga und sicherte den Verbleib des Clubs in der höchsten deutschen Liga. Sein unermüdlicher Einsatz und sein charismatisches Auftreten ließen ihn in der Fußballwelt zu einer Ausnahmeerscheinung werden.
Das Ende einer Ära
Mit dem Tod von Christoph Daum endet nicht nur eine Karriere, sondern auch der Einfluss eines Trainers, der weit über seine Erfolge hinauswirkte. Er war eine Persönlichkeit, die mit ihrem Kampfgeist und ihrer Entschlossenheit viele Menschen – nicht nur im Fußball – inspiriert hat.
Die Nachricht über seinen Tod hat zahlreiche Reaktionen in der Fußballwelt ausgelöst. Weggefährten, Spieler und Fans bringen ihre Anteilnahme und ihren Respekt für einen Mann zum Ausdruck, der das Spiel auf seine eigene, unverwechselbare Art geprägt hat. Das Vermächtnis von Christoph Daum wird weiterhin als Beispiel für Entschlossenheit und den unaufhörlichen Willen, gegen Widrigkeiten anzukämpfen, bestehen bleiben.
In einer Welt, in der Sportler oft nur für ihre Erfolge bewertet werden, erinnert Daums Leben daran, dass es auch um den Charakter, die Resilienz und die Fähigkeit geht, aus Fehlern zu lernen und wieder aufzustehen. Dieses Erbe sorgt dafür, dass er unvergessen bleibt, auch über den Fußball hinaus.
Die Entwicklung des Fußballs in Deutschland
Christoph Daum spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Fußballs in Deutschland, insbesondere in den 1990er Jahren. In dieser Zeit erlebte die Bundesliga einen signifikanten Aufschwung, sowohl in Bezug auf die Qualität des Spiels als auch auf die Popularität. Die Einführung des professionellen Fußballs nach der Wiedervereinigung zeigte sich auch in der stärkeren internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Teams.
Daum selbst revolutionierte durch seine Trainingsmethoden und seine Fähigkeit, Talente zu entdecken und zu fördern, wie zum Beispiel Spieler wie Michael Ballack und Jens Nowotny, welche unter seiner Führung bei Bayer Leverkusen spielten. Die Bundesliga fand in Daum einen Trainer, der durch seine offene Art und seine unkonventionellen Strategien das Spiel beeinflusste und vieles für die Nachwuchsarbeit tat.
Einfluss auf den deutschen Fußball
Daum war nicht nur für seine Erfolge als Trainer bekannt, sondern auch für seinen Einfluss auf die Mentalität im deutschen Fußball. Seine Philosophie betonte die Bedeutung von Teamgeist, Zusammenhalt und der Bereitschaft, Rückschläge zu akzeptieren. Diese Werte sind nach wie vor zentral in der Ausbildung junger Spieler und der Arbeit von Trainern heutzutage.
Viele seiner Nachfolger im deutschen Fußball, sowohl auf Vereins- als auch auf Verbandsebene, orientieren sich an seinen Prinzipien. Spieler wie Jürgen Klopp und Joachim Löw haben betont, dass sie aus Daums Ansatz und dessen Umgang mit Druck und Herausforderungen gelernt haben. Dieses Erbe wird nicht nur im deutschen Fußball weitergetragen, sondern auch international erkannt.
Statistiken und Erfolge
Unter Christoph Daum erreichte Bayer Leverkusen 2002 das Finale der UEFA Champions League, ein historischer Moment, der den Club in ganz Europa bekannt machte. Der Verein glänzte in der Bundesliga und belegte in vielen Saisons die vorderen Plätze.
Statistisch gesehen hat Daum mit verschiedenen Clubs insgesamt vier Bundesliga-Meisterschaften gewonnen: Zwei mit dem VfB Stuttgart und zwei weitere mit dem 1. FC Köln. Auch in internationalen Wettbewerben konnte er Erfolge vorweisen, indem er in der Süper Lig mit Beşiktaş Istanbul und Fenerbahçe Istanbul die Meisterschaft feierte.
Insgesamt betrachtet war Daum ein Trainer, dessen Karriere von Höhen und Tiefen geprägt war, die jedoch immer den Willen zur Rückkehr und zur persönlichen Weiterentwicklung widerspiegelten. Seine Fähigkeit, das Beste aus seinen Spielern herauszuholen und sie zu motivieren, wird in den Annalen des deutschen Fußballs immer eine bedeutende Rolle spielen.
– NAG