In Oldenburg steht die Heiztechnik vor einem grundlegenden Wandel. Die Stadt hat in einer Informationsveranstaltung erste Ergebnisse zur Wärmewende und dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen präsentiert. Dabei wird der Austausch alter Gasheizungen durch Wärmepumpen bis 2035 eine zentrale Rolle spielen, um signifikante Einsparungen bei CO2-Emissionen und Energieverbrauch zu erzielen. Die Analyse, die in Zusammenarbeit mit dem Energienetzbetreiber EWE Netz entstanden ist, zeigt, dass durch diesen Wechsel bis zu 30 Prozent CO2 und 37,7 Prozent Energie eingespart werden können.
Aktuell wird die Wärmeversorgung in Oldenburg zu über 93 Prozent durch Erdgas gedeckt, während Heizöl nur einen kleinen Anteil von fünf Prozent ausmacht. Besorgniserregend ist, dass 14 Prozent der Gasheizungen und ganze 43 Prozent der Ölheizungen älter als 25 Jahre sind. Dies verdeutlicht den hohen Handlungsbedarf, sodass die Stadt plant, entgegen der allgemeinen Tendenz, ihre Wärmeplanung bereits bis 2025 vorzustellen.
Erneuerbare Energien im Fokus
Die Umstellung auf Wärmepumpen ist nur ein Teil der künftigen Energieversorgungsstrategie. Die Stadt sieht ebenfalls großes Potenzial in der Nutzung von Photovoltaikanlagen. Mit der Installation geeigneter Solaranlagen auf Dächern könnte der gesamte Strombedarf von Oldenburg theoretisch gedeckt werden, was etwa 740 Gigawattstunden entspricht. Zudem wird die Geothermie als mögliche Energiequelle bis in Tiefen von 400 Metern in Betracht gezogen. Hier könnten jährlich rund 850 Gigawattstunden gewonnen werden, was im Vergleich zum Wärmebedarf der Stadt von etwa 2000 Gigawattstunden bedeutend ist.
Im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten, die auf Fernwärme setzen, verläuft die Entwicklung in Oldenburg zögerlich, da die Stadt über wenig Industrie verfügt, die Abwärme liefern könnte. Dennoch gibt es erste Ansätze zur Wärmegewinnung aus Abwasser, wie die Abwasserwärmeanlage im Neubauprojekt „Alter Stadthafen“, die bereits mehrere tausend Quadratmeter Wohnfläche versorgt. Auch im Wohnpark „Wechloyer Tor“ wird der Mischwasserkanal als Wärmequelle genutzt.
Energieeffizienz durch Gebäudesanierung
Ein weiterer wichtiger Aspekt der kommunalen Wärmeplanung ist die Sanierung alter Gebäude. Nahezu 90 Prozent der Bauwerke in Oldenburg stammen aus der Zeit vor 1995. Für diese Immobilien besteht ein enormes Potenzial zur Reduzierung des Energieverbrauchs. Erste Beratungen und Förderprogramme sollen die Eigentümer unterstützen, ihre Gebäude energieeffizienter zu gestalten. Die Modellrechnung für die Kernstadt zeigt, dass eine umfassende Sanierung von Gebäuden eine Einsparung von bis zu 44 Prozent des Energieverbrauchs ermöglichen könnte.
Auf Grundlage der Analyseergebnisse wird die Stadt nun einen umfassenden Maßnahmenkatalog entwickeln. Dabei wird untersucht, welche Gebiete für Wärmenetze geeignet sind und wo die Wärmeversorgung besser dezentral umgesetzt werden kann. Auch die Bevölkerung wird aktiv in die Planung einbezogen, wie ein Vertreter der Stadt ausdrücklich betonte: „Die aktive Beteiligung der Bevölkerung ist entscheidend, um die Wärmewende gemeinsam zu gestalten.“ Diese Bürgerbeteilung wird als Schlüssel gesehen, um die angestrebten Ziele effektiv zu erreichen.
Die Herausforderungen der Wärmewende sind groß, aber Oldenburg ist entschlossen, die Weichen für eine nachhaltige Energiezukunft zu stellen. Dieser Prozess wird nicht nur die lokale Infrastruktur verändern, sondern auch das Bewusstsein für erneuerbare Energien schärfen und die Lebensqualität in der Stadt steigern. Die kommenden Monate werden zeigen, wie erfolgreich die Stadt in der Umsetzung ihrer ambitionierten Pläne sein kann.