. Language: German. Title: „““Demenz: Forschung der Jade Hochschule“““ Given Information: „““
Bei immer mehr Menschen wird Demenz diagnostiziert. Oft stehen sie und ihre Angehörigen hilflos vor den Herausforderungen. Verständnis für die Erkrankten soll ein Serious Game wecken, das an der Jade Hochschule entwickelt wird.
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Oldenburg –
Mit dem Gesundheitsaward der Metropolregion Nordwest ist jetzt das Projekt „Spiel und vergessen“ der Jade Hochschule ausgezeichnet worden. „Das Projekt greift ein Gesundheitsthema auf, mit dem nahezu jeder und jede Berührungspunkte hat. Durch die Simulation von Demenzerkrankungen mithilfe eines Serious Game machen die Forscherinnen und Forscher die Lebenswelt von Betroffenen nahbarer“, fasste Jurymitglied Michael Lempe das Urteil der Juroren zusammen. In der Vortragsreihe „Hirn vom Hahn“ in Oldenburg stellen die Forschenden das Projekt an diesem Donnerstag, 19. September, der Öffentlichkeit vor.
Kompetenzen zeigen
Mit „Spiel und Vergessen“ wollen sich Dr. Kristin Illiger, Miriam Wendschoff und David Bakke dem Thema Demenz auf einem neuen Weg nähern. Mithilfe ihres Serious Games sollen die Teilnehmenden erleben, wie sich Demenz „anfühlt“. Als Serious Games werden Spiele bezeichnet, die mit spielerischen Elementen ernste Inhalte vermitteln. Was dem Team dabei besonders wichtig ist: „Es geht – anders als in bereits bestehenden Lernspielen – auch darum, jene Kompetenzen zu zeigen, die Demenzerkrankte weiterhin mitbringen. So können sie gezielt darin bestärkt werden.“ Ihr Forschungsprojekt „Spiel und Vergessen“ wird mit knapp 250.000 Euro vom Land Niedersachsen gefördert. Indem sich die drei für das Projekt zusammentun, verbinden sie ganz unterschiedliche berufliche Erfahrungen miteinander: Projektleiterin Kristin Illiger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Jade Hochschule in Oldenburg, sie hat dort zum Thema „Alleinleben mit Demenz“ promoviert; Miriam Wendschoff und David Bakke arbeiten im Gaming-Theater-Kollektiv „Büro für Eskapismus“ in Hannover.
Ins Gespräch kommen
Die Diagnose Demenz prägt in vielen Fällen nicht nur das Leben des erkrankten Menschen, sondern auch den Alltag von Angehörigen und Freunden. Aber wie verändert die Krankheit die Fähigkeiten und das Denken des Patienten? Wo sind Ansätze, ihn zu fördern, mit ihm ins Gespräch zu kommen? Die Demenz mit ihren Auswirkungen selbst zu erfahren, ist die Idee des Serious Game. „Zielgruppe sind in erster Linie Angehörige von Menschen mit Demenz, aber auch alle anderen Menschen, die eine Affinität zu dem Thema haben“, erklären Illiger und Wendschoff. Und das sind voraussichtlich viele, denn: „Mittlerweile kennt eigentlich jeder eine Familie, in der jemand an Demenz erkrankt ist.“ Umso wichtiger finden es die beiden Forscherinnen, das Thema zu enttabuisieren und zu zeigen, wie sich damit möglichst gut umgehen lässt.
Blick auf Kompetenzen
In der Startphase hat das Team gesichtet, was es zu diesem Thema bereits auf dem Markt der Serious Games gibt. Aber bisherige interaktive Angebote konzentrierten sich ausschließlich auf das, was dem Demenzerkrankten schwerfalle oder nicht mehr gelinge, ist ihr Fazit. „Wir möchten den Blick auf die Kompetenzen schärfen, die dem Patienten geblieben sind“, betonen Illiger und Wendschoff. Was braucht es, um die Kranken zu eigenen Handlungen zu ermutigen? Eine Antwort auf diese Frage könne Vorteile für die Gesellschaft insgesamt im Umgang mit demenziell Erkrankten bringen, hoffen die Forscherinnen.
Erste Prototypen
Im Moment befindet sich das Projekt in der Entwicklungsphase von ersten Prototypen. Nach Hospitationen in Demenz-WGs wollen die Wissenschaftlerinnen auch Menschen mit Demenz zu ihrem Alltag und ihren Erlebnissen befragen. Dies werde selten gemacht, weil eine Befragung von Demenzerkrankten besondere Anforderungen mit sich bringe. „Unsere Art der Befragung ist demenzsensibel, die Fragen einfach formuliert“, erklärt Kristin Illiger.
„Unser Spiel soll dazu beitragen, das Verständnis für das erkrankte Familienmitglied zu erhöhen und zu einem entspannteren Umgang miteinander führen“, so das Ziel. Das Team weiß: „Durch Aktionen und Spaß kann man sich Gelerntes besser merken.“ Dadurch erhoffen sie sich, dass Angehörige und Freunde die Perspektive des Demenzkranken einfacher übernehmen, Spannungen und Missverständnissen vorgebeugt werden kann.
Auf zweieinhalb Jahre ist das Projekt angelegt. 2026 könnte Interessierten dann das neue Spiel zur Verfügung stehen – und im Bestfall den Umgang mit Demenzkranken entspannen und verbessern.
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