Hannover. In Niedersachsen gibt es ernste Probleme mit vielen kleinen Flüssen und Bächen. Eine gemeinsame Untersuchung von ARD und Correctiv hat ergeben, dass die Mehrheit dieser Gewässer in einem besorgniserregenden Zustand ist. Im Rahmen der Mitmachaktion „#UnsereFlüsse“ haben Bürgerinnen und Bürger deutschlandweit Informationen über die Gewässerqualität gesammelt, die anschließend von einem wissenschaftlichen Team des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung sowie des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung ausgewertet wurden. Aufschlussreich ist das Ergebnis, wonach rund drei Viertel der untersuchten Gewässer Defizite aufweisen.
Insbesondere in Niedersachsen zeigt die Analyse alarmierende Zahlen. Von 259 gemeldeten Bachabschnitten hatten 165 eine Lebensraumqualität, die als mäßig, unbefriedigend oder schlecht bewertet wurde. Beispiele hierfür sind die Fösse in Hannover sowie die Bäche in Burgdorf und Pattensen, darunter der Hainholzbach und der Hüpeder Bach. Bei lediglich 29 Einreichungen konnte eine gute oder sehr gute Lebensraumqualität festgestellt werden. Häufige Ursachen für die schlechten Bedingungen sind begradigte Wasserläufe und ein mangelhaftes Ökosystem.
Die Herausforderungen der Gewässerqualität
Die Bedeutung naturnaher Fließgewässer wird oft unterschätzt. Sie sind nicht nur essenziell für die Wasserversorgung, sondern bieten auch Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Zudem können sie helfen, die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern. Die europäische Wasserrahmenrichtlinie hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2027 alle Oberflächengewässer in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Diese Vorgabe wird jedoch, insbesondere in Niedersachsen, bislang weit verfehlt. Wissenschaftlerin Aletta Bonn vom Helmholtz-Zentrum mahnte an, dass trotz klarer Richtlinien und bekannter Probleme die Umsetzung stark zu wünschen übrig lässt. Es bleiben lediglich noch zwei Jahre für eine signifikante Verbesserung.
Der Nabu, ein bedeutender Naturschutzverband, äußert ebenfalls besorgniserregende Beobachtungen zur Gewässerqualität. Landesvorsitzender Holger Buschmann kritisierte, dass viele der „Sünden der Vergangenheit“ in Niedersachsen nicht getilgt seien. Weit verbreitet sind begradigte Flüsse, die oft in bedeutungslos gewordene Wasserläufe ohne gesunde Begleitvegetation verwandelt wurden. Diese Anomalien tragen zur Degradation der natürlichen Ökosysteme bei und haben die Biodiversität verringert.
Die Auswirkungen auf das Ökosystem sind gravierend. Christian Meyer, Niedersachsens Umweltminister, räumte ebenfalls ein, dass viele Gewässer in einem schlechten ökologischen Zustand sind. Er bezeichnete naturnahe Gewässer als unser „Lebenselixier“ und wies auf die Dringlichkeit hin, diese während der Klimakrise zu schützen und wiederherzustellen.
Trotz der Herausforderungen gibt es positive Entwicklungen. Niedersachsen investiert aktuell rund 26 Millionen Euro zur Förderung von Renaturierungsmaßnahmen für Gewässer. Auch im Rahmen des Niedersächsischen Weges – einer einzigartigen Vereinbarung zwischen Landwirtschaft, Politik und Umweltverbänden – sind gesetzlich verpflichtende Gewässerrandstreifen von 3, 5 und 10 Metern festgelegt worden, in denen Düngung und Spritzmittel verboten sind. Dennoch wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, bis sich die positiven Effekte dieser Maßnahmen bemerkbar machen, so Umweltminister Meyer.
Für weiterführende Informationen zu diesen Themen können Lesende den detaillierten Bericht auf www.haz.de nachlesen.
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