Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ist in den Fokus eines umfassenden Warnstreiks gerückt, der am Montag aufgrund eines Aufrufs der Gewerkschaft ver.di begann und bis einschließlich Mittwoch andauern soll. Die Maßnahme führt zu erheblichen Einschränkungen im Klinikbetrieb, was für viele Mitarbeitende und Patienten zu einem ungewohnten Störfall führt.
„Einen so großen Warnstreik hat es an der MHH noch nie gegeben“, betonte Andrea Wemheuer, die Landesbezirksleiterin von ver.di. Laut ver.di wurden am Montag nicht nur zahlreiche Operationen abgesagt, sondern auch jeder zweite OP-Saal geschlossen, was bedeuten könnte, dass Patienten länger auf planbare Eingriffe warten müssen. Besonders betroffen sind auch die Bettenkapazitäten, da viele Stationen nicht belegt werden können. Eine Notdienstvereinbarung, die zwischen der MHH und der Gewerkschaft ausgehandelt wurde, stellt zwar die Versorgung von Notfällen sicher, dennoch sind die Auswirkungen des Streiks gravierend.
Proteste und Forderungen
Der Streik begann am Montagmorgen mit dem Pflege-Personal, das sich zahlreich an einer Demonstration in Hannover beteiligte. Die Gewerkschaft meldete rund 700 Teilnehmende. Eine Teilhabe an der öffentlichen Meinungsäußerung sollte ein starkes Zeichensetzen für die dringend geforderten Änderungen im Klinikalltag sein. Die MHH selbst bestätigt die Einschränkungen im Klinik-Ablauf, was das Gesundheitssystem zusätzlich belastet. Die Gründe für diesen Warnstreik liegen in den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag, der eine Entlastung und Verbesserung der Personalsituation ermöglichen soll.
Laut der Gewerkschaft ver.di geht es um einen sogenannten Entlastungstarifvertrag, der eine bedarfsgerechte Personalplanung fördern soll. Das zuständige Wissenschaftsministerium hat jedoch erklärt, dass ein eigenständiger Tarifvertrag im Widerspruch zu den Regelungen der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) stehen würde. Zudem lehnt die Gewerkschaft einen alternativen Vorschlag bezüglich einer Dienstvereinbarung ab, da sie fürchtet, dass diese rechtlich unzureichend sei.
Rechtliche Auseinandersetzungen und vorherige Streikversuche
Es ist erwähnenswert, dass ein geplanter Warnstreik bereits im August von einem Arbeitsgericht in Hannover untersagt wurde, da er der Auffassung war, dass dieser gegen die Friedenspflicht verstoßen hätte. Diese Entscheidung wurde von der Landesregierung angestrebt, was zu heftigen Protesten der MHH-Beschäftigten führte. Der jüngste Streik zeigt, dass die Unzufriedenheit unter den Mitarbeitenden immens ist und Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen dringend erforderlich sind.
Die Warnstreiks sind nicht auf die MHH beschränkt, sondern betreffen bundesweit rund 40 kommunale Kliniken. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat Zehntausende Ärztinnen und Ärzte mobilisiert, um gegen festgefahrene Tarifverhandlungen bei den kommunalen Arbeitgeberverbänden zu protestieren. Die Forderungen beinhalten unter anderem eine lineare Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent.
In Niedersachsen sind lokalisierte Aktionen auch in Städten wie Lüneburg, Oldenburg und Wolfsburg geplant. Diese Warnstreiks spiegeln die angespannte Situation im Gesundheitswesen wider, die durch unzureichende Finanzierung und unsichere Arbeitsverhältnisse verstärkt wird.
Die aktuellen Vorgänge an der MHH und die weitreichenden Streikmaßnahmen sind ein deutliches Signal dafür, dass Reformen und ein ausgeglichenerer Personalschlüssel für die Gesundheitsversorgung notwendig sind. Die Beschäftigten stehen dabei weiterhin geschlossen hinter ihren Forderungen, und die Auswirkungen des Streiks sind bereits spürbar. Für weitere Informationen zu diesem Thema bietet der Artikel auf www.ndr.de umfassende aktuelle Berichterstattung.