Im Großraum Braunschweig sorgt eine Entscheidung des Regionalverbands für Aufregung: Zum neuen Schuljahr 2024/2025 sollen Schüler anstelle eines regionalen Schülertickets ein Deutschlandticket zur Beförderung erhalten. Doch während einige Schüler sich über diese Mobilitätsverbesserung freuen können, bleibt vielen anderen dieser Vorteil verwehrt. Die Regelungen zu den Anspruchsberechtigungen gestalten das Bild in den Kommunen vielfältig und kompliziert.
Der Hintergrund dieser Maßnahme ist eine Kostensparmaßnahme der Kommunen, die verpflichtet sind, effizienter zu wirtschaften. Das Deutschlandticket stellt eine günstigere Option für die Schülerbeförderung dar im Vergleich zur bisherigen Sammel-Schülerzeitkarte (SSZK). Allerdings bedeutet das auch, dass nur Schüler, die zuvor Anspruch auf die SSZK hatten, nun auch das Deutschlandticket erhalten können. Schüler aus anderen Gruppen müssen auf vergünstigte Schülertickets zurückgreifen, die meist nur regional nutzbar sind.
Regelungen und Anspruchsberechtigung
Die Anspruchsberechtigung ist von jeder Kommune individuell festgelegt und orientiert sich an der Entfernung zwischen Wohnort und Schule. Ist der schulische Weg länger als eine bestimmte, zuvor definierte Distanz, hat der Schüler Anspruch auf Vergünstigungen. In der Stadt Braunschweig liegt die Mindestentfernung für eine Beförderung bei 2 Kilometern. Derzeit sind etwa 9.000 von 21.000 Schülern in der Region berechtigt, was Schüler der Klassen 1 bis 10 betrifft, wobei auch spezielle Regelungen für Förderschulen gelten.
In umliegenden Städten wie Wolfsburg, Salzgitter und Peine sind die Regelungen ähnlich. Während in Wolfsburg die Distanz für die Klassen 1 bis 6 bei 2 Kilometern und für die Klassen 7 bis 10 bei 3 Kilometern liegt, sieht Goslar deutlich höher gelegene Kilometergrenzen vor, insbesondere für Berufsschüler. In Goslar müssen Schüler bis zu 6 Kilometer zurücklegen können, um in den Genuss eines vergünstigten Tickets zu kommen. Interessanterweise bieten alle Kommunen in der Region ein sogenanntes Schüler-Ticket für 30 Euro an, das für alle Schüler verfügbar ist.
Finanzielle Auswirkungen auf die Kommunen
Die Bereitstellung eines Deutschlandtickets für alle Schüler würde die Kommunen immens belasten. Ein Beispiel aus Braunschweig zeigt: Während die Kosten für die derzeitige Sammel-Schülerzeitkarte 588 Euro pro Schüler und Jahr liegen, würden zusätzliche 12.000 Schüler auf ungefähr 7 Millionen Euro Mehrkosten pro Schuljahr kommen. Ähnliche Berechnungen für andere Städte deuten auf höhere finanzielle Aufwendungen hin.
Die kommunalen Verwaltungen stehen hinter den festgelegten Regeln, argumentieren jedoch, dass die Kosten für eine allgemein gültige Umsetzung eines Deutschlandtickets für alle Schüler nicht tragbar sind. Der Landkreis Goslar betont, dass eine kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zwar wünschenswert sei, jedoch eine erhebliche finanzielle Belastung darstelle, die ohne mehr Personal und ordentliche Infrastruktur nicht umsetzbar ist. Eine landesweite Regelung zur Schülerbeförderung könnte nötig sein, um Chancengleichheit zu schaffen.
Die Situation für Schüler und ihre Familien bleibt angespannt. Viele hoffen auf Veränderungen in den Regelungen, um die ungleiche Behandlung der Schüler zu beheben. Ein einheitliches Deutschlandticket könnte nicht nur die Mobilität erhöhen, sondern auch den Zugang zur Bildung für alle Schüler vereinfachen. Bis dahin bleibt die Situation im Großraum Braunschweig ein Beispiel für fehlende Gleichheit und ausbleibende Unterstützung für Schüler, die auf einen fairen Zugang angewiesen sind.