Die Suche nach Auszubildenden stellt für viele Unternehmen in der Südpfalz eine gewaltige Herausforderung dar. Insbesondere in den Handwerksberufen bleiben zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt, was dem Fachkräftemangel in Deutschland weiteren Auftrieb gibt. Aktuell verzeichnet die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer der Pfalz 159 unbesetzte Azubistellen allein im Handwerk in den Regionen Germersheim, Landau und dem Kreis Südliche Weinstraße. Diese Zahl könnte sogar höher sein, da die Registrierung freier Stellen freiwillig ist.
Bundesweit, so berichtet ein aktueller Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung, ist ein besonders ausgeprägter Rückgang bei den Ausbildungsplätzen in den Nahrungsmittelhandwerken, zum Beispiel bei Bäckern und Fleischern, sowie in Bauberufen, wie dem Beton- und Stahlbetonbauer, zu beobachten. Auch bei gefragten Berufen wie Kfz-Mechatronikern oder Elektronikern sieht es nicht besser aus – viele Stellen bleiben unbesetzt.
Handwerksbetriebe auf der Suche
Ute Schwind, die einen Friseursalon in Germersheim betreibt, hat ebenfalls Schwierigkeiten, Lehrlinge zu finden. Sie übt Kritik an gängigen Barbershop-Modellen, deren Fokus auf standardisierten Haarschnitten liege, und sieht dadurch den schwindenden Bezug zum traditionellen Friseurhandwerk. Ihr Anliegen ist es, die Qualität der Ausbildung zu bewahren und zu fördern.
Um neue Auszubildende zu gewinnen, nutzt Schwind verschiedene Kanäle wie Facebook, Instagram, Messen und sogar Schulbesuche. Gleichzeitig hebt sie die Notwendigkeit heraus, auch ausländische Mitbürger auszubilden, weist jedoch auf die Hürden durch mangelnde Deutschkenntnisse hin. „Das Elternhaus könnte hier eine entscheidende Rolle spielen“, vermutet sie, da viele junge Menschen dazu angeregt werden, statt einer handwerklichen Ausbildung ein Studium anzustreben.
Die Sicht der Handwerkskammer
Marco Vollmar, Geschäftsführer einer spezialisierten Werkstatt für Transporter und Lkw in Schwegenheim, identifiziert die Qualität der verfügbaren Auszubildenden als weiteres Problem. Er erklärt, dass Azubis mit schwachen Noten in handwerklichen Fächern oft keinen erfolgreichen Werdegang im Handwerk finden, was auf mangelnde Alternativen wie Homeoffice zurückzuführen sei.
Auch die Handwerkskammer hat die Gründe für den Rückgang des Nachwuchses untersucht. Ein wesentliches Problem ist die Diskrepanz zwischen den Wünschen der Schulabgänger und der Verfügbarkeit der Ausbildungsplätze in bestimmten Gewerken. Viele Jugendliche sind sich zudem der Vielfalt handwerklicher Berufe nicht bewusst. Unterstützt durch den demografischen Wandel und eine kontinuierlich niedrige Zahl von Schulabsolventen, wird die Situation noch schwieriger. Die Handwerkskammer initiiert diverse Orientierungsaktionen, um jungen Menschen einen Einblick in die vielfältigen Perspektiven im Handwerk zu geben und deren Attraktivität hervorzuheben, was als essenziell für die Anwerbung von Lehrlingen gilt.
Zusätzlich fordert die Handwerkskammer die Betriebe auf, sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren. Der wertschätzende Umgang mit den Auszubildenden und die Betonung von Weiterbildungsmöglichkeiten könnten entscheidend sein, um das Handwerk für junge Menschen neu interessant zu machen. Hierbei wird auch betont, wie wichtig es ist, die langfristigen Perspektiven und die Beschäftigungssicherheit zu kommunizieren.
Unternehmen, die freie Ausbildungs- und Praktikumsplätze anbieten möchten, können sich an die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer wenden. Informationen dazu sind auf der Website der Kammer verfügbar. In Zeiten des Fachkräftemangels bleibt es für die Betriebe entscheidend, innovative Ansätze zur Nachwuchsgewinnung zu finden und die Wünsche junger Menschen aufmerksam zu berücksichtigen. Informationen zu offenen Stellen und zur Ausbildung ergeben sich aus der Lehrstellenbörse der HWK unter www.hwk-pfalz.de/lehrstellenboerse.