. Language: German. Title: „““Erster „Secret Packs“-Automat in Frankfurt aufgetaucht“““ Given Information: „““
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Stand: 22.09.2024, 05:23 Uhr
Von: Friedrich Reinhardt
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Am Zeilweg 16 steht Frankfurts erster Secret-Packs-Automat. © Friedrich Reinhardt/ Privat
Sie werden nicht glauben, was man bekommt, wenn man diese Maschine in Heddernheim mit zehn Euro füttert.
Frankfurt -Der Automat am Zeilweg 16 in Heddernheim ist schon so gut wie leer gekauft. Nur in einem Fach liegt ein Versandtütchen. Vielleicht ein Buch? Vielleicht Kopfhörer, die kleinen, die man sich ins Ohr steckt? Beim Secret-Packs-Automaten wissen Kunden nicht, was sie kaufen. Der Inhalt ist ein Geheimnis, das ist das Geschäftsmodell.
Den ersten 10-Euro-Schein schluckt der Automat, ohne ein Paket auszuspucken. Eine Anleitung gibt es nicht und wer nicht weiß, dass man erst das volle Fach per Knopfdruck zur Öffnung drehen muss, bevor man sie öffnet, der kann leer ausgehen.
Aufgestellt hat den Automaten Tommy mit seiner Firma TM Trading. Seinen ganzen Namen möchte er nicht nennen. Er wolle nicht, dass seine Kollegen von seinem Nebenverdienst wissen. Eine kurze Videoreportage des Formats Galileo habe ihn auf die Idee für den Automaten gebracht. Tommy kauft palettenweise Retoureware von Amazon. Also Pakete, die zurückgeschickt oder nicht abgeholt wurden. Die einzelnen Päckchen verkauft er in den Automaten.
Waren im Wert von 3 bis 100 Euro
„Der Wert der einzelnen Waren liegt so zwischen 3 Euro und 100 Euro.“ Das schätzt Tommy aus der Erfahrung mit den „drei bis vier Päckchen“, die er pro Palette öffne und „weil die Waren ja so günstig sein müssen, dass es sich für die Händler nicht lohnt, sie wieder einzulagern“. Das neueste Apple-Handy werde man am Zeilweg also nicht bekommen.
Nachdem der Automat den zweiten Schein eingezogen hat, rückt er das Paket heraus. Die Empfänger- und Absender-Daten sind geschwärzt. Für ein Buch ist es zu leicht. In der Verpackung befindet sich ein nagelneuer HDMI-VGA-Adapter. Damit könnte man etwa einen alten Beamer mit einem neuen PC verbinden. Wer allerdings keine älteren Geräte mit einem VGA-Anschluss besitzt, für den ist der Gegenstand praktisch nutzlos. Eine kurze Internetrecherche zeigt: 7 Euro ist der Adapter wert. Man bekommt ihn aber auch für 3 Euro. Ein anderer Kunde hat drei Pakete gekauft und berichtet vom Inhalt seiner Päckchen. In einem war ein Handyhalter fürs Auto, der das Handy nicht halte, eine Handyschutzhülle und eine Halloween-Maske, die ganz fürchterlich nach Latex gestunken habe.
Ein eigenes Genre auf Youtube
Was ist der Reiz von alldem? Ein Passant sagt, er finde die Idee witzig und spannend. „Wenn in dem Automaten wieder mal ein paar größere Pakete sind, werd ich mir eins ziehen.“ Auf der Videoplattform Youtube schaue er gelegentlich „Unboxing-Videos“, in denen Youtuber ganze Paletten an Retoure-Ware oder andere Pakete mit unbekanntem Inhalt auspacken und kommentieren. Auf der Plattform ist das mittlerweile ein eigenes Genre. Vielleicht liegt der Reiz ja in der Hoffnung, dass einem zu einem unbekannten Glück genau dieser Paketinhalt noch fehlen könnte.
Tommys Automat ist zwar der erste Secret-Packs-Automat in Frankfurt. Dass Kunden Kontrolle darüber abgeben, was sie kaufen, ist aber nicht neu. Wer Gemüse- oder Ernte-Kisten bestellt, kann zwar die Menge kontrollieren, die er bekommt, aber nicht den Inhalt. Wer in die Sneak-Preview eines Kinos geht, weiß nicht, welchen Film er sehen wird, und mit der „Glossy-Box“ lassen sich Kunden monatlich unbekannte Kosmetik-Produkte zusenden. Auch Mediamarkt und Saturn verkaufen „Überraschungsboxen“, in denen Technikprodukte stecken, von denen man nicht weiß, ob man sie braucht. Der Automat ist dennoch eine extreme Version dieses Phänomens. Man kauft keine Verbrauchsgüter, wie bei der Gemüsekiste und der „Glossy-Box“, und die Art der Ware ist nicht eingegrenzt, wie bei den Technikprodukten.
Am Automat hängt eine Telefonnummer für den Fall einer Störung. Auf das Malheur mit dem 10-Euro-Schein angeschrieben, antwortet Tommy binnen einer Stunde. „Kein Problem. Ich bin morgen am Automaten und wenn 10 Euro zu viel drin sind, überweise ich sie dir.“
Achtung: Kein Rückgaberecht
Sogenannte „Mystery-Boxen“ oder „Secret Packs“ kann man im Internet, in Geschäften oder an Automaten kaufen. Die Verbraucherzentrale warnt aber vor Käufen im Internet. Neben seriösen Anbietern gebe es „schwarze Schafe“. Vor dem Kauf sollten Kunden überprüfen, ob im Impressum der Internetseite die Adresse des Unternehmens und eine vertretungsberechtigte Person und eine E-Mail-Adresse genannt werden. Die Internetseite muss auch Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) veröffentlichen. Sind diese in schlechtem Deutsch verfasst, ist das ein deutliches Warnzeichen. Vorsicht ist außerdem besonders dann geboten, wenn Kunden erst zahlen sollen und danach die Ware bekommen. Bei Käufen im Internet habe man laut Verbraucherzentrale dagegen, anders als bei Käufen im Geschäft oder am Automaten, ein 14-tägiges-Rückgaberecht. Zwar schreiben einige Anbieter, dass das Rückgaberecht für diesen Kauf nicht gelte. „Doch das ist nicht richtig“, schreibt die Verbraucherzentrale. „Wenn der Online-Händler die Ware an Privatperson verkauft, gilt das allgemeine Verbraucherrecht und damit das Recht auf Widerruf.
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