Eine Situation in Leer, die seit rund einem Jahrzehnt stagnierend wirkt, sorgt für Unmut unter den Bewohnern. Geplant war ein Bildungscampus, doch das Vorhaben kommt einfach nicht voran. Immer wieder wird der Eindruck vermittelt, dass der Landkreis im Kreis dreht, ohne signifikante Fortschritte zu erzielen.
Im November jährt sich die Entscheidung für den Bildungscampus zum zehnten Mal. Vor diesem Hintergrund präsentiert sich die Lage rund um das EWE-Gelände an der Ubbo-Emmius-Straße weiterhin als unbefriedigend. Ein Blick in die letzten Jahre zeigt einen kontinuierlichen Stillstand. Der Landkreis hat bislang nur wenig unternommen, um konkrete Pläne in die Tat umzusetzen.
Die Anfänge des Vorhabens
Die Idee eines Bildungscampus in Leer nahm unter dem Landrat Bernhard Bramlage Gestalt an. Er hatte das Grundstück erworben und die Planungen vorangetrieben. Doch nach einem Wechsel im Landratsamt zu Matthias Groote kam die gesamte Initiative zum Erliegen. Bis Ende 2020 geschah nahezu nichts, und die eigens gegründete Campus GmbH wurde schließlich aufgegeben. Die Verwaltung deklariert, dass sie andere Prioritäten hat, was die ursprünglichen Pläne zudem torpedierte. Ein Bebauungsplan kam nie in die Umsetzung, da die Stadt keine entsprechenden Informationen erhielt.
Im Mai 2023 schien es einen neuen Ansatz zu geben, als Medienberichte von einem „Häuschenmodell“ berichteten, das während eines gemeinsamen Workshops vorgestellt wurde. Dieses Modell erweckte den Eindruck eines spielerischen Ansatzes, wurde aber letztendlich mit einem Mangel an konkreten Plänen und Fortschritten behaftet.
Aktueller Stand: Ein neuer Versuch?
In jüngster Zeit hat das Kreishaus zur „Projektphase 0“ eingeladen, um Ideen von Bildungseinrichtungen zu sammeln. Ein „Kick-Off“ wurde gefeiert, aber die Kritiker sind skeptisch. Der Kreis plant, in einem Jahr eine Bedarfsanalyse sowie in weiteren sechs Monaten eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Dies bedeutet jedoch, dass alle vorherigen Überlegungen zurückgesetzt wurden. Die nächste realistische Perspektive für Fortschritte könnte im Frühjahr 2026 liegen, wenn die neuen Konzepte mit den Wünschen der Stadtpolitik harmonieren.
Ein zentraler Punkt der aktuellen Planung wirft Fragen auf. Warum sind die ursprünglichen Ansätze von 2014 nicht mehr relevant? Die Antwort des Kreishauses verweist auf die Schließung der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, die jährlich eine Gruppe von bis zu 75 Studierenden anzog. Diese Schließung führte dazu, dass alle vorherigen Planungen als obsolet betrachtet werden. Ein ambivalenter Standpunkt: Wenn eine Institution verschwindet, leidet das gesamte Projekt?
Insgesamt stellt sich die Frage, wie ernsthaft die Verwaltung an der Umsetzung des Bildungscampus interessiert ist. Es scheinen klare Zielvorstellungen und eine kohärente Strategie zu fehlen. Der ursprüngliche Standort des Projekts, das EWE-Gelände, liegt weiterhin brach und ist nun, nach vielen Jahren, *altlastenfrei*, was jedoch keineswegs eine Berechtigung für eine erneute Planungsphase darstellt.
Der Verlauf dieser zehn Jahre zeigt eine beständige Wankelmutigkeit der Kreisverwaltung. Mal wird ein Bildungscampus gewünscht, dann wird zu Verwaltungsplätzen gewechselt, nur um erneut einen Kurswechsel zu vollziehen. Die Gesamtsituation hinterlässt den Eindruck von Führungslosigkeit und mangelnder Effizienz im Kreishaus. Die Verantwortlichen, insbesondere Landrat Matthias Groote und seine Dezernentin Jenny Daun, müssen deutlich aktiver werden, um der stagnierenden Situation ein Ende zu setzen.
Die Verantwortlichen müssen sich der Herausforderung stellen und anfangen, echte Fortschritte zu machen. Warten reicht nicht aus, um die Wünsche der Bürger zu erfüllen und der Stadt Leer die Entwicklung zu ermöglichen, die sie verdient.