Ein beunruhigender Angriff auf die Freiheit der Literatur hat die Bildungslandschaft in der Provinz Buenos Aires erschüttert! Politiker haben eine Reihe von Büchern ins Visier genommen, die in Schulen zirkulieren, und versuchen, diese durch Verleumdung und Diffamierung zu diskreditieren. Diese repressiven Bestrebungen zeigen eine besorgniserregende Tendenz hin zu totalitären Ansichten, die die Vielfalt der Fiktion und die damit verbundene Wahrheit bedrohen. Jacques Lacan nannte diesen Zustand „Varität“ – ein Begriff, der die Komplexität der Wahrheit in der Literatur beschreibt.
Die Vorstellung, dass geschriebene Worte eine messbare Veränderung im Leser bewirken könnten, weckt sowohl Angst als auch Sehnsucht. Einige Träumer hoffen, durch kontrollierte Texte Einfluss auf die Leserschaft zu nehmen, während sie gleichzeitig Werke aus dem Verkehr ziehen, die ihrer Kontrolle entglitten. Doch das Lesen ist weit mehr als eine passive Aufnahme von Inhalten! Es ist ein aktiver Prozess, der den Sinn pluralisiert und Raum für individuelle Interpretationen schafft. Ricardo Piglia bringt es auf den Punkt: „Ein Leser ist auch der, der schlecht liest, verzerrt und verwirrt wahrnimmt.“
Die Macht der Lektüre
Lesen kann eine subjektive Transformation hervorrufen, die nicht in einem „Indoktrinations“-Schema endet, sondern den Weg für persönliche Entscheidungen öffnet. Jeder Text spricht den Leser auf seine eigene Weise an, und die Ungewissheit der Interpretation ermöglicht eine Vielzahl von Lesarten. José Saramago beschreibt es poetisch: „Jeder erfindet seine eigene Art zu lesen.“ Die Geschichte lehrt uns, dass totalitäre Regime Bücher verbrennen, weil sie in der Lektüre eine Bedrohung sehen. Der Zensor strebt nach einer einheitlichen Sprache, die keine Abweichungen zulässt, und möchte die Interpretationen vorwegnehmen.
Das Psychoanalyse erfordert Freiheit des Wortes, denn nur so kann der Analysand Distanz zu den belastenden Wiederholungen gewinnen. Durch eine andere Art des Lesens kann der Leser die Komplexität und die Widersprüche der Texte entdecken. Lesen wird somit zu einer Antwort auf das Unbehagen, indem es die Möglichkeit eröffnet, neue Perspektiven zu gewinnen und eigene Bedeutungen zu schaffen. In dieser Hinsicht ist das Lesen nicht nur ein Akt der Rezeption, sondern eine kreative Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen.